Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 196

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gerechter, entscheidender und zukunftsweisender sein könnte als jenes, das da der Gemeinde- und der Städtebund verhandelt haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Wissen Sie, es wird sehr oft der ländliche Raum beschworen – und für die finanz­schwachen Gemeinden sind die Veränderungen zum Teil dramatisch –, wo es kein Kaufgeschäft, keine Veranstaltungsmöglichkeit, keine Tankstelle und keine Post mehr gibt und wo viele andere Bereiche nicht mehr gegeben sind. Wenn in diesen Gemein­den mit Müh und Not, unter Aufbietung aller Kräfte eine derartige Einrichtung zu finan­zieren ist, wird man zwar meistens vom eigenen Bundesland unterstützt, aber in den größeren Städten geben sich die anderen Bewerber sozusagen die Klinke in die Hand, und zwar ohne Kosten für die Kommunen, während die kleinen, finanzschwachen Ge­meinden dies selber zu berappen haben. Das kann es auf Dauer nicht geben!

Trotzdem, Herr Bundesminister: Es ist ein Finanzausgleich, der unter den Aspekten, die gegeben waren, nämlich die Budgetsicherheit und die Notwendigkeit, das gesamte Stabilitätsprogramm in Ordnung zu halten, noch vertretbar ist. Ihnen danke ich für die Bereitschaft, hier etwas besser für die kleineren Gemeinden gesorgt zu haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

19.45

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Dr. Grünewald. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

 


19.45

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Herr Bundesfinanzminister! Hohes Haus! Ich möchte direkt an die Ausführungen des Kollegen Auer anschließen, dessen Rede sehr differenziert und sehr kritisch war. Mir ist natürlich schon klar, dass die Verteilung von 63 Milliarden € zwischen Bund, Ländern und Gemeinden keine einfache Sache ist, und da ist es auch leichter, von großen Paketen zu sprechen. Es sind auch große Summen. Auch wenn Advent ist, nicht in jedem Paket ist das drinnen, was sich alle wünschen. Also man kann bei so manchem, wenn man es öffnet, auch enttäuscht sein.

Dass man bei den Finanzausgleichsverhandlungen von einer jahrelangen gepflegten guten Praxis spricht, scheint mir in Anbetracht nicht nur dieser Wortmeldung nicht hun­dertprozentig zutreffend zu sein. Sie wissen, es sind Verhandlungen, und da kommen Kompromisse heraus, da entstehen notgedrungen Seilschaften unterschiedlicher Qua­lität, und es resultiert aus dem Spruch „Eine Hand wäscht die andere“ nicht immer Sauberkeit, wie ich mir sie wünsche. Das muss man festhalten! Auch die vielzitierte und strapazierte eingeforderte Handschlagqualität hängt nicht davon ab, wie stark ich jemandem die Hand drücke, sondern davon, was da abgetauscht wird. Da sollten wir, glaube ich, schon ein bissel fast kriminalistisch beobachten, was der Tauschhandel war.

Mich irritiert einfach, wenn so ganz wichtige, große Reformvorhaben wie die Gesund­heitsreform – und da dreht es sich auch nicht um wenig Geld – ausschließlich und in­tensiv und nicht immer zum Vorteil der Reform mit den Finanzausgleichsverhandlun­gen verknüpft werden. Was resultiert daraus? Gibt es da zwei Gewinner? Gibt es nur einen Gewinner? Oder sind die Kompromisse so, dass vielfach Rauch-Kallat verloren hat und vielfach auch die Länder? Der Bund nicht, der verliert ja immer bei diesen Ver­handlungen, vor allem im Gesundheitswesen. Aber wir kommen nicht zum Kern der Sache, wenn Gesetzesmaterien aus unterschiedlichsten Themenbereichen so ver­quickt werden, dass sie kaum mehr lesbar und auch kaum mehr überblickbar sind. Ich möchte ein bisschen etwas über die Gesundheitsreform sagen.

 


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