Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 153

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Frühwarnung schriftlich zur Kenntnis bringt und nicht inhaltlich im Detail klar darlegen kann, wie dramatisch die Situation ist – zum Beispiel dass das Kind nicht lesen kann und bei vielen anderen Dingen das Lernziel eben nicht erreicht hat –, dann ist das ein Problem. Man müsste, glaube ich, die Formalakte so fassen können, dass es auch auf schriftlichem Wege möglich sein soll, dass die Eltern die Information bekommen.

Ansonsten ist das, glaube ich, eine Maßnahme, die auch auf PISA reagiert. – Das ist überhaupt keine Frage. Wir haben das aber schon vorher beschlossen und somit schon auf PISA I reagiert. Ich glaube, dieses Frühwarnsystem wird sich sehr bewäh­ren, und wir sollten viel mehr Augenmerk darauf legen, dass die Schüler – wie das Lernziel es vorschreibt – am Ende der zweiten Volksschulklasse das Lesen wirklich lückenlos erlernt haben.

Deshalb sage ich einmal mehr: Wir brauchen die Vorschule vor dem Eintritt in die Volksschule – ein neues Vorschulmodell, damit die Kinder vor Eintritt in die Schule die Unterrichtssprache erlernen. (Abg. Dr. Niederwieser: Aber Sie sind ja mit in der Regierung!)

Der zweite Punkt im Schulunterrichtsgesetz, den wir heute beschließen, ist die indi­viduelle Berufsorientierung, die uns auch sehr wichtig ist. Gerade im dualen Bildungs­system ist es wesentlich, dass die Schüler der achten und neunten Schulstufe ver­mehrt die Möglichkeit haben, in Betriebe zu gehen. – Jetzt ist endlich auch die gesamte Haftungsfrage geklärt. Das ist ebenfalls wichtig. Jetzt werden die Lehrer von sich aus bereit sein, die Schüler auf breiter Basis in Schnupperlehren zu schicken. – Das war ja bisher auch nicht der Fall.

Ich muss aber auch anmerken, dass parallel dazu einmal mehr auch die Sozialpartner aufgefordert sind, eine dementsprechende Berufsorientierungskampagne zu starten. Berufsorientierungsmessen sind zu wenig. Die Berufsorientierung muss an der Schule erfolgen. Sie müsste in der vierten Klasse AHS, aber auch in der Hauptschule erfolgen, wenn nicht sogar früher, um den Jugendlichen auch Lehrberufe schmackhaft zu machen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist diesbezüglich, dass es, wie wir ja wissen, nach wie vor große Mängel bei den so genannten typischen Männerberufen gibt, die man jungen Mädchen nicht zutraut. Ich glaube, mittlerweile hat ein Umdenken und ein Generations­wechsel stattgefunden, sodass junge Mädchen sehr wohl auch in technische Berufe tendieren oder andere – unter Anführungszeichen! – „klassische Männerberufe“ ergrei­fen.

Ich glaube, wir sind da auf dem richtigen Weg, wenn natürlich auch noch viel zu tun ist. Die Bildungsdiskussion ist so intensiv wie noch nie, und ich lade sie alle ein – das habe ich gestern schon gesagt –: Gestalten Sie die „Bildung neu“ beziehungsweise diesen Reformweg konstruktiv mit uns mit, und nicht ... (Abg. Dr. Niederwieser hält ein Exemplar des Bildungsprogramms der SPÖ in die Höhe.) – Selbstverständlich, Herr Kollege Niederwieser, habe ich Ihr Bildungsprogramm studiert, und Sie sind einge­laden, konstruktiv mitzuarbeiten. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

16.17

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nunmehr Frau Bundes­ministerin Gehrer. – Frau Ministerin, bitte.

 


16.18

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Zuerst möchte ich zwei Klarstellungen treffen: In der Debatte am Vormittag wurde gesagt, dass ich den Eltern eine Schuld zugeschoben hätte. – Ich


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