Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll20. Sitzung, 24. April 2007 / Seite 79

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Seit gestern ist mir nach und nach das Heu heruntergefallen, denn es wurde dann klar, es geht nicht um Kärnten, sondern es geht um Klagenfurt und Villach; das war die erste Information. Da habe ich mir gedacht, das ist schon eine kleine Modellregion, aber als Region könnte man es noch definieren. Die nächste Information war, es geht nicht um Klagenfurt und Villach, sondern es geht um zwei Schulen in Klagenfurt und Villach, wo genau das Problem besteht, das es völlig sinnlos ist, über eine gemein­same Schule zu diskutieren, weil das nämlich ein neuer Schultyp werden soll, der neben AHS und neben Hauptschule besteht.

Wir haben das mit dem Kollegen Niederwieser jahrelang diskutiert, dass dieses in eini­gen deutschen Bundesländern angewandte Modell zu keiner Verbesserung des Schul­systems geführt hat, nein, das Gegenteil ist der Fall: Die Selektion ist verstärkt worden, es ist sozusagen noch ein Schultyp hineingeschoben worden.

Mittlerweile ist der Stand, glaube ich, so, dass es gar nicht mehr um die gesamten Schulen geht, sondern darum, dass Klassen aus diesen Schulen eine gemeinsame Klasse – müsste das jetzt eher heißen, denn gemeinsame Schule wäre falsch, wenn es nicht die ganze Schule betrifft – bilden. Also das wird schön langsam eher kaba­rettistisch.

Der Punkt ist, um wieder zum Ernst der Sache zurückzukommen: Sie spielen da schon etwas mit dem Feuer, Frau Ministerin, möchte ich Ihnen sagen. Die Idee einer gemein­samen Schule haben wir jahrelang verteidigt, und ich stehe nach wie vor dazu. Alle Er­fahrungen im internationalen Bereich zeigen, dass gemeinsame Schulmodelle, gerade was den sozialen Aspekt betrifft, deutlich besser funktionieren können als unser Schul­modell. Allerdings gibt es dafür Voraussetzungen, das heißt, die individuelle Förderung ist dort ganz groß geschrieben. Wenn die Förderlehrer in den Schulen nicht mit den SchülerInnen arbeiten, die Lerndefizitschwierigkeiten haben, und das in der Schule nicht ausgeglichen wird, wird das sehr schwer funktionieren.

Der Kernpunkt ist der soziale Ausgleich, und der kann in diesem Modell, das Sie jetzt als gemeinsame Schule bezeichnen, in Kärnten nicht funktionieren, denn es umfasst nur einen Teil der SchülerInnen und nicht alle. Der Kern dieser Überlegung ist ja, es gibt ein gemeinsames Dach, wo individuell gefördert wird. Dieses gemeinsame Dach besteht aber bei Ihnen nicht. Das, was ich Ihnen da schon vorhalten muss, ist, dass das doch eine relativ populistische Ansage war, und die Gefahr, die darin besteht, ist, dass das Modell einer gemeinsamen Schule desavouiert wird. Und da möchten wir uns schon dagegen verwahren, dass man jetzt quasi nur das Türschild austauscht – damit hat die Frau Gehrer auch gute Erfahrungen gehabt, ich glaube, die pädagogischen Akademien haben flächendeckend neue Schilder bekommen und heißen jetzt Hoch­schulen und sind bei Ihnen im Ressort angesiedelt –, dass man das Gleiche jetzt mit den Schulen macht und einfach „Gemeinsame Schule“ auf das Türschild schreibt. Das wird mit Sicherheit nicht ausreichend sein, um dieses wichtige Projekt der Schulent­wicklung in Österreich voranzutreiben. (Beifall bei den Grünen.)

12.29


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Der soeben von Herrn Kollegem Brosz einge­brachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brosz, Grünewald, Zwerschitz, Freundinnen und Freunde betreffend jährliche Erhöhung der SchülerInnen- und Studienbeihilfen,

 


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