Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 439

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Vorschläge. Vorschläge und Kritik sind kein Ärgernis mehr, sie sind von uns aus­drücklich erwünscht. So gesehen können wir auch mit der Kritik der Grünen und anderer sehr gut umgehen.

Der Reformeifer hat auch viele Menschen bei unserem Koalitionspartner erfasst. Herr Dr. Schüssel, wenn ich es vor einem Monat gelesen hätte, hätte ich es nicht für möglich gehalten: Da sagt jemand, bei einer Verländerung der Schulkompetenz sei die Gesamtschule der Zehn- bis Vierzehnjährigen ein Ziel, jedoch mit einer inneren Differenzierung. In gewisser Weise seien ja die katholischen Internatschulen auch eine Kombination aus Gesamt- und Ganztagschule. – Völlig richtig! Das sagte der Tiroler Landeshauptmann van Staa, und man sieht daran, wie stark diese Aufbruchstimmung auch unseren Koalitionspartner erfasst hat.

Auch eine gewisse Entideologisierung dieses Themas ist wichtig. Kollege Brosz, wenn Sie in Bezug auf den heutigen Antrag meinen, wir müssten uns jetzt zwischen der Frau Ministerin und unserem Koalitionspartner entscheiden, dann ist dies ein großer Irrtum. Natürlich stehen wir als sozialdemokratische Fraktion bedingungslos hinter unserer Frau Bundesministerin Schmied, aber sie sagt ihrerseits, sie kann ohne den Koalitions­partner nicht leben und braucht den Kollegen Neugebauer. Und so wird es auch geschehen. Wir werden dieses große Projekt einer gemeinsamen Schule gemeinsam angehen. Es hätte keinen Sinn, es mit Gewalt durchzusetzen, damit würde man bei einem so großen Projekt scheitern.

Wir sind aber auf einem guten Weg. Es ist Aufbruchstimmung da, es wird wieder in die Hände gespuckt. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Sie kennen dieses Lied. (Abg. Dr. Stummvoll: Vorsingen!) Ich möchte es ein wenig abwandeln: Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bildungssozialprodukt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Abgeord­neter Dr. Graf. 10 Minuten Wunschredezeit. – Bitte.

 


9.23.02

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Nachdem alle in die Hände gespuckt haben – das ist ja eine frühmorgendliche Übung, damit alle aufwachen –, möchte ich meine Rede mit drei Thesen zur Bildungspolitik einleiten. – Danke, jetzt passen wieder alle auf.

These eins: So schlecht, wie immer geredet wird, ist unser differenziertes Schulsystem nicht. (Beifall bei FPÖ, ÖVP und BZÖ.) – Zusatz dazu: Es gibt eindeutig Problemzonen und Problembereiche, keine Frage. Genau dort müssen wir ansetzen.

These zwei: Unsere Kinder gehen gerne in die Schule. – Zusatz: Zumindest am Anfang, als Kinder. (Abg. Gaál: Nur in die Volksschule!)

These drei: Lehrer sind hoch motiviert, zumindest wenn sie in den Beruf einsteigen. Daraus kann man jetzt eine Schlussthese ziehen: Warum sind Kinder, nachdem sie einige Jahre in die Schule gehen, und Lehrer, nachdem sie einige Jahre ihren Dienst versehen, oftmals nicht mehr hoch motiviert? Warum gehen dann Kinder nicht mehr gerne in die Schule? Warum sind dann Eltern verzweifelt und Ähnliches mehr?

Vielleicht liegt die Ursache ja auch darin, dass in den vergangenen Jahrzehnten am Schulsystem – ideologisch motiviert – viel zu viel provisorisch herumgedoktert wurde! (Abg. Strache: Versuchsobjekt Mensch!) Ein Schulversuch hier, ein zweiter Schul­versuch dort, ein dritter Schulversuch, da kann man sich wieder entscheiden – schon für die Fünfjährigen!

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite