Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 465

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10.48.53

Abgeordnete Barbara Zwerschitz (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! (Unruhe im Saal.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Am Wort ist Frau Abgeordnete Zwerschitz, meine Damen und Herren!

 


Abgeordnete Barbara Zwerschitz (fortsetzend): Zu meinem Vorredner: Den Luxus, den Kinder in Kleinschulen haben, nämlich diese tolle Betreuung, weil der Personal­schlüssel so ist, dass relativ wenige Schüler ziemlich viel Personalressourcen bekom­men: Genau das ist es, was wir uns für alle wünschen, und nicht nur für die Schulen auf dem Land. (Beifall bei den Grünen.)

Herr Niederwieser war heute sehr erstaunt darüber, dass die Opposition hohe Erwartungen an das Bildungsbudget hatte. Ich habe ein bisschen erstaunlich gefun­den, dass er das nicht ganz versteht. Ich nehme einmal an, er kennt seinen eigenen Wahlkampf sehr gut – es wurde ja ziemlich viel versprochen. Es ist natürlich auch klar, dass, wenn man die Latte selbst hoch legt, die anderen erwarten, dass man dann auch relativ gut drüberspringt. Es hat sich im Bildungsbudget auch einiges getan – wir freuen uns darüber. Es ist aber aus unserer Sicht eindeutig zu wenig dafür, wie wichtig Bildung wirklich ist.

Wenn Sie sagen, das Wichtigste wäre nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit, dann tut es mir leid, ich verstehe das nicht. Bedeutet das jetzt Gratis-Sozialarbeit für LehrerInnen, die dann die Mehrstunden, die wir nicht bezahlen können, „so“ machen, weil sie ja ohnehin neben dem Unterricht kaum was zu tun haben? Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen. Ich bin lange selbst Lehrerin gewesen, ich kenne irrsinnig viele Lehrkräfte. Ich kenne kaum jemanden, der da nicht ohnehin schon Tausende Gratisstunden rein­steckt – mit allem Möglichen –, denn wenn man engagiert unterrichtet, ergibt sich das von selbst. Das aber als Prämisse vorzuschreiben und zu sagen: Wir brauchen nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit!, ist ein relativ seltsames Unterfangen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Niederwieser.)

Die Verkleinerung der Klassenschülerzahlen hätten wir uns natürlich auch für die höheren Schulen gewünscht. Sie haben ja selbst, bevor Sie in Regierungsverant­wortung waren, genau das Gleiche gefordert. Dass das so schnell nicht geht, weil es ja schwierig ist, Kinder abzuweisen, weil wir das nicht wollen, ist klar. Wo sind aber die Ressourcen, mit denen wir endlich damit anfangen, diese Möglichkeiten für die nächsten Jahre zu schaffen? Wo sind die Ressourcen der zusätzlichen Förderung in diesen höheren Schulen, sodass man immer wieder kleinere Gruppen im Unterricht bilden kann, sodass einfach mehr Lehrpersonal vorhanden ist? – Die sind in diesem Budget nirgendwo versteckt – leider!

Wenn Herr Graf heute gesagt hat, in den Schulen wurde viel herumimprovisiert und viel herumgedoktert, dann muss ich ihm recht geben. Das waren aber nicht die Schul­versuche, sondern das war diese große Baustelle Schulpolitik, so wie sie hinterlassen wurde. (Abg. Dr. Brinek: Nein! Das waren auch Schulversuche, Frau Kollegin!) Wenn Krankenstände über Wochen und Monate dauern und es in manchen Regionen einfach unmöglich ist, jemanden aufzutreiben, der diese Klasse übernimmt, und man sich darauf verlassen muss, dass jede Stunde jemand anderer in der Klasse steht, wenn Schulen hinten und vorne mit dem Personal nicht mehr zusammen­kommen, dann ist es kein Wunder, wenn vom Lehrkörper herumgedoktert wird. Wir müssen allen Lehrkräften dankbar sein, dass sie das über Jahre gemacht haben, denn eigentlich hätte unser Schulsystem bei diesen Rahmenbedingungen schon längst zusammen­brechen müssen. (Beifall bei den Grünen.)

 


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