Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 474

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Aber, unter dem Strich: Uns fehlen derzeit wirklich die plausiblen Argumente, uns für die Gesamtschule zu entscheiden, weil das differenzierte Schulsystem bei Gott nicht so schlecht ist, wie es gemacht wird.

Noch ein Letztes: Als Lehrer in der Handelsakademie und Handelsschule in Lienz haben wir Schüler aus den ländlichen Hauptschulen bekommen, und ich sage Ihnen eines: Diese Schüler waren um keinen Deut schlechter als die Schüler aus der städtischen AHS! Ich habe da als Lehrer nie einen Unterschied festgestellt.

Was bedeutet das? – Dass das differenzierte Schulsystem per se nicht schlechter ist, sondern es kommt darauf an, welche Voraussetzungen, welche Einstellung, o ob Verhaltensauffälligkeiten und so weiter vorliegen – ich brauche das nicht zu wiederholen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich sage Ihnen auf jeden Fall: Gehen wir das, wenn überhaupt, strategisch an! Schauen wir, wo die Probleme sind! Diskutieren wir das gemeinsam durch, und dann werden wir schon sehen, was herauskommt! Aus derzeitiger freiheitlicher Sicht sind wir klipp und klar für die Erhaltung – möglicherweise auch in Ansätzen für die Verbes­serung – des differenzierten Schulsystems mit den vielen, vielen Begleitmaßnahmen, die erforderlich sind, um die Schüler tatsächlich fit für die Zukunft zu machen. Frau Minister, wir werden da sicherlich mit Ihnen mitarbeiten! – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Broukal: Werden Sie auch dem Ent­schließungsantrag zustimmen?)

11.14


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


11.14.30

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Zum geschätzten Vorredner: Ich freue mich, wenn es viele gibt, die mit­arbeiten, mitmachen, mitdiskutieren, aber eines sei zur Frühförderung schon gesagt: Es darf, glaube ich, angenommen werden, dass uns ein Gedanke verbindet, nämlich dass eine Benachteiligung, die aus dem Start in einer ganz bestimmten herkunfts­familiären Situation erwächst, uns nicht auf unserem ganzen Lebensweg zum Ver­hängnis werden sollte. (Demonstrativer Beifall der Abg. Zwerschitz.) Und Frühför­derung im Kindergarten ist da ein wesentlicher Ansatzpunkt. Ich glaube, da haben wir auch noch nicht alle Chancen ausgelotet. – Danke für die Zustimmung.

Ich möchte an dieser Stelle auch eine Richtigstellung anbringen und im Sinne des Kollegen Auer – der das ja ausgeführt hat; dem ganzen Sinn seiner Rede nach war es erkenntlich – hier nochmals klarstellen: Wir sind für die Beibehaltung des differen­zierten Systems (Beifall bei der ÖVP) – um die Hauptschulen zu erhalten, die Gym­nasien zu erhalten, die HAKs zu erhalten, die HBLAs zu erhalten (Abg. Broukal: Das hat beim Auer aber anders geklungen!), die HTLs zu erhalten und sie dennoch qualitativ zu verbessern.

Warum sage ich das? – Weil es, Punkt eins, keine einzige wissenschaftliche Studie gibt, die den Nachweis erbringen würde, dass schon per se das System der Gesamt­schule das bessere, gerechtere oder sonst irgendetwas wäre. Dieser Beweis wurde noch nicht erbracht; auch nicht der Beweis dafür, dass das Gesamtschulsystem den – so nennen es die Wissenschafter – sozioökonomischen Hintergrund und Benach­teiligungen, die damit verbunden werden, besser kompensiert als das differenzierte System.

Was das Schicksal des Kollegen Broukal betrifft, so beneide ich ihn darum auch nicht; ich habe Gott sei Dank ein anderes Schicksal erfahren – bin aber nicht über ein


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