Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 170

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verbessern, und es nicht für tagespolitische populistische Ansätze zu missbrauchen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Schit­tenhelm zu Wort. 5 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


16.32.17

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Frau Bundesminister! Hohes Haus! „Ich bin nicht dumm! Hör mir zu! Schrei mich nicht an! Tu mir nicht weh! Bitte, gib mir deine Hand!“ – Diese und ähnliche Bitten und Wünsche haben Kinder bei einem Workshop der Niederösterreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaft zum Thema Kinderrechte auf Postkarten geschrieben. Mitt­lerweile sind diese Bitten und Wünsche Grundlage und neben der UN-Konvention Arbeitsgrundlage für unsere Kinder- und Jugendanwaltschaft in Niederösterreich. Regelmäßig werden Veranstaltungen in verschiedensten Einrichtungen, Kindergärten und Schulen durchgeführt, denn die Kinder sollen gehört werden.

Der Bericht der Jugendanwaltschaft dokumentiert ganz klar, worum es eigentlich geht. Um überhaupt präventiv tätig werden zu können, müssen wir den Kindern die Angst nehmen. Sie haben Angst! Sie haben Angst, schuld zu sein, dass die Ehe der Eltern auseinandergeht. Sie haben Angst, schuld zu sein, dass Vater oder Mutter das gemeinsame Haus verlassen. Sie haben irrsinnige Angst, dass ihnen irgendetwas passiert, dass sie geschlagen werden, wenn sie das sagen, was sie eigentlich sagen wollen. Sie fürchten sich ganz einfach, nicht nur weil es finster ist und das Licht ausgeschaltet wird, sie fürchten sich vor ihrer unmittelbaren menschlichen Umgebung.

Daher ist es die erste und wichtigste Aufgabe dieser Institution, die es Gott sei Dank in unserem Land gibt und noch mehr geben sollte, das Vertrauen der Kinder zu gewin­nen, um ihre Arbeit auf diesen Grundfesten aufbauen zu können. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Wir brauchen das Vertrauen der Kinder. Wir brauchen aber auch Frauen und Männer, die die Signale, die Symptome verstehen. Die Kinder senden stündlich, minütlich Signale aus, und manche sensible Menschen, BetreuerInnen, PädagogInnen, Leh­rerIn­nen, KindergärtnerInnen und auch in den Wohlfahrtseinrichtungen tätige Frauen und Männer spüren das – viele aber auch nicht. Und genau diese Signale gilt es nicht nur zu hören und aufzugreifen, sondern es geht auch darum, sich darum zu kümmern und die Probleme einer Lösung zuzuführen.

Ich fordere hier mehr Eigenverantwortung dieser Personengruppen ein, mehr Eigen­verantwortung im Schulbereich, im Kindergartenbereich, auch in der Ärzteschaft, also eben nicht nur hinzuschauen und festzustellen, dass da etwas passiert ist, sondern auch tätig zu werden. (Abg. Mandak: Mehr Zeit!) – Mehr Zeit, selbstverständlich, das ist der Punkt! Zeit für unsere Kinder.

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Faktum ist, dass es trotz fortschreitender Sensibilisierung hinsichtlich des Delikts Gewalt und vor allem sexuelle Gewalt an Kindern, was mir besonders am Herzen liegt, nach wie vor eine Dunkelziffer an Fällen von geschätzten 10 000 aufwärts gibt. Das ist nicht verifizierbar, nicht wirklich nach­prüfbar.

Das Erschreckende und Erschütternde ist natürlich – das wurde heute schon gesagt –, dass der Ort dieser schrecklichen Taten, dieser unvorstellbaren Verbrechen in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis liegt. Es kommt Weihnachten, meine Damen und Herren. Ich will nicht sagen, fürchten wir uns davor, aber seien wir wachsam! Jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder sechste bis achte Bub unter


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