Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 298

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Wie schaut der Schulalltag in einer Ottakringer Volksschule beispielsweise aus? – Die Lehrerin sagt zu ihren Schülern in der ersten Klasse: Bitte, steht alle auf! 20 Kinder bleiben sitzen, weil sie es nicht verstehen – nicht, weil sie protestieren. Das ist das Problem. Daher ist es, glaube ich, gerechtfertigt, mit dieser Gesetzesbestimmung entsprechend zu reagieren. Die Lehrerin ist nicht demotiviert, sondern eher motiviert und bemüht sich natürlich umso mehr, diese Defizite auszugleichen.

Fördermaßnahmen – das ist schon gesagt worden – sind vorgesehen. Die Botschaft heute lautet schlicht und einfach: Eltern, wenn ihr das Beste für euer Kind wollt, dann muss es so weit Deutsch reden und verstehen können, wie es für den Unterricht in der Schule notwendig ist, denn die Verantwortung kann nicht nur bei der Lehrerin, bei der Schule liegen. Auch das wird mit dem heutigen Beschluss, glaube ich, zu Recht ausgedrückt. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Abg. Dr. Graf.)

22.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Brosz zu Wort. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


22.23.00

Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Wir werden der Neuregelung der schulautonomen Tage in der Form, wie es vorgeschlagen ist, deshalb nicht zustimmen, weil wir glauben, dass eine Vereinheitlichung die einzige Form ist, damit Eltern die Chance haben, Betreuungspflichten für mehrere Kinder, die an verschiedenen Schulen sind und – was in Zukunft auch möglich sein wird – ver­schiedene Ferientage haben, wahrzunehmen. Es ist wichtig, dass das einfach verein­heitlicht und zusammengeführt wird.

Es ist halb so schlecht wie vorher, wenn man so will. Die Hälfte der Tage wird ver­einheitlicht, die andere Hälfte bleibt so, wie es ist. Es kann noch immer sein, dass die eine Schule die schulautonomen Tage an den Fenstertagen im Herbst nutzt und die andere Schule die Fenstertage im Mai und im Juni nutzt. Für die Eltern ist das „wunderbar“. Nicht nur, dass sie nicht wegfahren können, wenn ein Kind in der Schule ist, sondern sie müssen auch noch dafür Sorgen, dass sie an den anderen Tagen ebenfalls die Betreuung haben, weil die Kinder so wunderbar aufgeteilt sind. Was das bringen soll, ist mir nicht klar! Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, es generell zu vereinheitlichen.

Noch einmal zurück zu der Frage der Verantwortung der Eltern: Der Kollege Riepl geht ans Rednerpult und sagt, es ist ohnehin klar, dass das eine Selbstverständlichkeit ist. – Ich habe immer gedacht, jahrelang haben wir über die Formulierungen des Anti-Ausländer-Volksbegehrens eine relativ ähnliche Meinung gehabt. Das steht ja dort wörtlich drinnen. Selbstverständlich ist offenbar mittlerweile, dass die Forderungen von der SPÖ übernommen werden.

Das finde ich bemerkenswert, weil das auch genau der Punkt ist: Wenn man will, dass Sprachförderung funktioniert, dann muss man bei jenen, wo zum Teil möglicherweise die sprachlichen Voraussetzungen nicht vorliegen, andere Alternativen anbieten. Ich meine, wir kennen die Sprachwissenschaft. Erstens geht es darum, dass das Kind seine Muttersprache beherrscht, um andere Sprachen zu lernen. Aber das andere ist – und das wissen wir seit Jahren, wenn Sie etwa Ottakring erwähnen –: Zum Teil können die Eltern selbst nicht ausreichend Deutsch, um ihren Kindern die Sprache bei­zubringen. Das ist der Kern der Problematik. Jetzt zu sagen, die Eltern sind dafür verantwortlich, löst das Problem doch nicht! (Beifall bei den Grünen.)

Die Notwendigkeit wäre, sicherzustellen, dass die Kinder möglichst lange einen Kindergarten besuchen. Und da brauchen wir nicht vom letzten Kindergartenjahr zu


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