Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Covid-Pandemie dürfte jetzt wirklich einem Ende entgegengehen, und das ist eine wunderbare Nachricht. In einem Jahr, wenn wir wieder dastehen, wird sich aber, davon bin ich überzeugt, niemand mehr so richtig an Covid zurückerinnern können, es wird einfach vergessen werden.

Man hat gesagt, es wird eine Lost Generation geben. Das ist natürlich ein großer Blöd­sinn, es wird keine Lost Generation geben! Es ist eigentlich sehr gut gelungen, dass wir gut durch die Krise – auch im Unterrichtsbereich – gekommen sind. Was unter Umständen aber bleiben wird, und die Gefahr besteht, ist, dass das bei den Kindern psychische Schäden hinterlassen hat und dass Lernrückstände geblieben sind.

Die Frage ist: Was werden Sie, Herr Bundesminister, unternehmen, um diesen psychi­schen Belastungen und diesen Lernrückständen entgegenwirken zu können?

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Die schriftlich eingebrachte Anfrage, 79/M, hat folgenden Wortlaut:

„Was unternehmen Sie, um durch die Covid-19 Pandemie bedingten Lernrückständen und vermehrten psychischen Belastungen entgegenzuwirken und den Schüler/innen und Schulen noch bessere psychologische Unterstützung anzubieten?“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Danke schön, Herr Abgeordneter Taschner. Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie gleich negiert haben, dass man da von einer Lost Generation sprechen soll. Ich mache das ebenso, weil Worte und Bilder Realitäten erzeugen, und wir tun dieser Generation nichts Gutes, wenn wir ihr dauernd vorsagen: Ihr seid verloren, ihr seid eine Coronageneration, ihr seid eine abgehängte Generation!

Ganz im Gegenteil, ich denke, diese Generation hat in dieser unglaublich schwierigen Zeit viel gelernt: Selbstorganisation, was Solidarität bedeutet, was es bedeutet, mit einer fehlenden Zeit- und Sinnstruktur, die uns die Schule vermittelt, umzugehen. Da ist also letztlich viel gelernt worden.

Ich nehme auf der anderen Seite die Studienergebnisse der Kollegen Plener, Pieh, aber auch Spiel sehr ernst und sage, da gibt es Lernrückstände und da gibt es auch psychi­sche Belastungen.

Was wir machen, ist, dass wir auf die Schulpsychologie setzten. Wir haben bundesweit 27 zusätzliche Vollstellen geschaffen, das ist immerhin eine Ausweitung der Schulpsy­chologie um 18 Prozent des derzeitigen Bestandes.

Wir sagen auch der Schulpsychologie, dass man nicht warten möge, bis man gebraucht wird, sondern aktiv an die Schulen herantreten solle, also telefonieren und sagen: Gibt es bei Ihnen Probleme? – Es soll also eine Erhöhung der Präsenz an der Schule, erhöhte Wirksamkeit, aufsuchende Schulpsychologie geben. Wir haben auch eine bundesweite, einheitliche Hotline eingerichtet und installiert, die auch abends und an Samstagen er­reichbar ist.

Für uns ist diese Schulpsychologie ein ganz wichtiges Instrument, um vielleicht nachher die psychischen Belastungen aus der Welt zu schaffen – und ich glaube, auch ein pro­bates Instrument.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Nein.

Dann stellt Frau Abgeordnete Yılmaz die nächste Zusatzfrage. – Bitte.

Abgeordnete Nurten Yılmaz (SPÖ): Guten Morgen, Herr Bundesminister! Apropos Lernrückstände und psychische Belastungen: Ich komme auf unser Gespräch in der letzten Sitzung des Bildungsausschusses zurück, in dem ich die Anfrage gestellt habe, was mit den Mika-D-Schülerinnen und -Schülern passiert. Wird es auch für sie eine Erleichterung geben? Sie haben zu meiner Kollegin Hammerschmid gesagt: Wir nehmen es mit!, aber was passiert mit jenen, die schon zum zweiten Mal nicht durchkommen? Haben Sie sich etwas – Erleichterungen – für diese Schülerinnen und Schüler überlegt?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Der Mika-D-Test ist ja keine Note, die vergeben wird und entscheidet, ob man aufsteigt oder nicht. Der Mika-D-Test ist ein Leistungsfeststellungstest, der uns eine Rückmeldung gibt – der Schule, aber auch den Schülern selber –, inwieweit Deutschfördermaßnah­men gefruchtet haben. Dahin gehend gibt es kein Durchfallen, sondern es gibt eine Be­wertung mit ausreichend, mangelhaft oder ungenügend. Wir sehen aus dem Mika-D-Test, der jetzt durchgeführt worden ist – er wird aber im Herbst noch einmal durchgeführt werden –, dass in etwa ein Drittel aller, die in Deutschförderklassen waren, diese Deutschförderklassen nach einem Semester verlassen können. Der Mika-D-Test zeigt also, dass das Lernen der deutschen Umgangssprache trotz Covid und Pandemie funk­tioniert hat – nicht bei allen, aber bei vielen, bei einem hohen Prozentsatz.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Gibt es keine Nachfrage?

Abgeordnete Nurten Yılmaz (SPÖ): Die zweite Frage habe ich gestellt gehabt: Was passiert mit jenen Kindern, die zum zweiten Mal durchfallen? – Das ist keine Zusatz­frage.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Frau Yılmaz, noch einmal: Sie fallen nicht durch, sondern sie haben beim zweiten Mal – das meinen Sie vielleicht – ein ungenügendes Testresultat erhalten, also einmal im Win­tersemester und einmal im Sommersemester. Was passiert? – Im nächsten Winterse­mester verbleiben sie in der Deutschförderklasse.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die nächste Frage stellt Frau Abgeordnete Holz­leitner. – Bitte sehr.