11.37

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Vize­kanzler! Meine geschätzten Herren Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren im Hohen Haus und jene, die zu Hause zusehen! Ich darf vorweg im Auftrag meines Kollegen Nikolaus Prinz eine Gruppe herzlich begrüßen, nämlich den Seniorenbund Aigen-Schlägl aus dem Mühlviertel. – Herzlich will­kommen hier im Hohen Haus! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es ist schön, wenn aus vielen Regionen Menschen zu uns kommen, um die Sitzung zu beobachten, denn wir beschließen ja tatsächlich in jeder Sitzung sehr, sehr wichtige Maßnahmen. Jetzt, beim ersten Punkt der Tagesordnung, bei dem es um das Wohnen geht, um die Schaffung von Wohnraum, von leistbarem Wohnraum, stehen mehrere Aspekte im Mittelpunkt. Die letzte Vorrednerin und die Vorredner haben sich in ihren Ausführungen ganz stark auf das Thema Arbeitsplatzsicherung, Bauwirtschaft gestützt, ich möchte einen anderen Punkt noch einmal in den Mittelpunkt rücken, nämlich die Frage des leistbaren Wohnens.

Wir sind uns, glaube ich, alle einig, alle Parteien, die hier vertreten sind, dass es eine wichtige politische Aufgabe ist, für leistbares Wohnen einzutreten, leistbares Wohnen zu ermöglichen. Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten oder auch Jahrhunderten viel verändert. Im Vorjahr ha­be ich einer Pressekonferenz unseres Chefstatistikers, dem Generaldirektor der Statistik Austria Tobias Thomas, gelauscht, der erklärt hat, dass sich in den letzten 150 Jahren der Wohnraum, also die Anzahl der Wohnungen in Österreich verfünffacht hat, auf fünf Millionen; im selben Zeitraum hat sich die Bevölkerungszahl verdoppelt. Das heißt übersetzt – da sieht man auch den gesellschaftlichen Wandel –: Die Familien, die zusammen wohnen, werden kleiner. Die Wohnungen werden in Summe auch kleiner, wobei die durch­schnittliche Wohnfläche in Österreich in den letzten Jahren auch stark gestiegen ist. Zum Beispiel betrug im Jahr 1965 die durchschnittliche Wohnfläche für einen österreichischen Bürger, eine österreichische Bürgerin 22 Quadratmeter; 2004, vor 20 Jahren, waren es 41 und derzeit sind es etwa 47 Quadrat­meter. Das hat wie gesagt damit zu tun, dass die Haushalte kleiner werden, dass es viele Einpersonenhaushalte gibt.

Was aber unverändert ist, und das hat unsere Staatssekretärin Claudia Plakolm im Vorjahr einmal im Rahmen einer Jugendstudie sehr deutlich dargestellt: Unverändert ist der Wunsch der jungen Menschen in Österreich nach Eigentum. Jeder zweite junge Österreicher, jede zweite junge Österreicherin wünscht sich ein Eigentumshaus. Jede vierte Person wünscht sich eine Eigen­tumswohnung. Genau diese Gruppe wollen wir auch adressieren. Es muss in einem Land wie Österreich, in dem das Leistungsprinzip hochgehalten wird, nämlich möglich sein, dass man sich mit Leistung auch Eigentum erwerben kann.

In Österreich beträgt derzeit die Eigentumsquote bezüglich Wohnraum, Wohnungen 48 Prozent. Unser Bundeskanzler Karl Nehammer – auch die Bun­desregierung und vor allem die ÖVP – hat mit dem Österreichplan die Devise ausgegeben, dass wir diese Eigentumsquote in den nächsten Jahren erhöhen wollen, nämlich von 48 auf 60 Prozent. (Beifall bei Abgeordne­ten der ÖVP.) Eigentum ist nach wie vor die beste Aktie für Unabhängigkeit und eine sichere Vorsorge für das Alter. Das ist und bleibt gleich. Ich kann daher nicht verstehen, dass Kollege Kucher als erster Redner dieser heutigen Debatte das ins Lächerliche gezogen hat.

Eigentum ist ein wichtiger Faktor, und es ist natürlich eine politische Frage. Warum ist es so, dass in Wien 77, fast 78 Prozent in Miete wohnen, während zum Beispiel in der Steiermark nur 34 Prozent in Miete woh­nen? Die Eigentumsquote ist zum Beispiel in der Steiermark 57 Prozent und in Wien nur 19 Prozent. Das ist natürlich auch politisches Programm.

Unser Programm der Mitte, nämlich der Mitte und nicht von Rechtsaußen und nicht von Linksaußen, ist es, leistbaren Wohnraum, und zwar auch als Eigentum, möglich zu machen. Es ist deswegen ein wichtiger Teil dieses Wohn­baupaketes – von dem ein Teil auch für den Bau neuer Eigentumswoh­nungen ausgegeben wird, konkret 390 Millionen Euro –, dass der Erwerb von Eigentum erleichtert wird, indem Nebengebühren abgeschafft werden, indem auch geförderte Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Das ist der Punkt, den wir in den Mittelpunkt stellen: leistbares Eigentum für leist­bares Wohnen.

Deswegen, meine geschätzten Damen und Herren, hoffe ich auf eine breite Zu­stimmung, auch auf die Zustimmung der SPÖ, die ja auch in den Gemein­den, in den Städten stark verankert ist, wo Wohnen ein ganz, ganz zentrales politisches Aufgabenfeld ist. – Stimmen Sie, meine geschätzten Damen und Herren der Opposition, bitte für die Träume der jungen Menschen und für den Erhalt Tausender Arbeitsplätze, indem Sie diesem Wohnbaupaket zustimmen! (Beifall bei der ÖVP.)

11.42

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth Becher. – Bitte.