Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Frau Minister! Die Doppelbelastung durch Be­ruf und Familie ist eine der Hauptquellen von Burn-out, und Frauen verfolgen in Stress­situationen noch verstärkter die Strategie tend and befriend, das heißt, sich kümmern und behilflich sein. Derzeit sind sehr viele Frauen mit einer großen Überbelastung kon­frontiert. Die Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Burn-out sind demnach höchst notwendig – und damit komme ich zu meiner Frage:

20/M

„Welche Maßnahmen setzen Sie – in der aktuellen Situation – zur Unterstützung von Frauen mit Corona bedingtem Burn-out, insbesondere in Hinblick auf mögliche Auswir­kungen auf das Familien- und Erwerbsleben?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Su­sanne Raab: Die Coronakrise war und ist für viele Familien, insbesondere für viele Frauen, eine enorme Mehrfachbelastung. Ich bin selbst Psychologin und weiß, wie wich­tig es ist, dass man auch auf das seelische Wohlbefinden, auf die seelische Gesundheit achtgibt. Bereits im April habe ich daher ein Gesamtpaket für die Alltagsbewältigung, zur Unterstützung bei außergewöhnlichen Belastungen und der seelischen Gesundheit in der Krise geschaffen. Gemeinsam mit den Krankenkassen haben wir auch einen erleich­terten Zugang zu Psychotherapie, zu psychologischer, fachlicher Unterstützung ge­schaffen.

Natürlich geht es auch darum, dass die Belastung für viele Frauen auch eine monetäre ist, deshalb ist es uns wichtig, mit dem Kinderzuschuss Entlastung zu schaffen, deshalb ist es uns wichtig, mit der Ferienbetreuung Entlastung zu schaffen, auch mit der Senkung des Einkommensteuersatzes von 25 auf 20 Prozent. All das sind Entlastungsmaßnah­men, von denen wir uns erhoffen, dass Frauen, die in einer schwierigen Situation waren, vor allem Alleinerzieherinnen, Unterstützung erfahren.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Besonders gefordert sind auch jene Frauen, die die häusliche Pflege von Familienangehörigen übernehmen. Welche unterstützen­den Angebote gibt es Ihrerseits für diese Frauen, die dem Staat und damit uns durch die Übernahme der Betreuung und Pflege sehr viel Geld ersparen?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Su­sanne Raab: Richtig, ich kenne das auch aus meinem eigenen Verwandtenkreis, dass vielfach Frauen die Pflege von Eltern und Großeltern übernehmen. Wir haben uns im gemeinsamen Regierungsprogramm darauf verständigt, dass das auch ein Schwerpunkt sein muss, dass wir unterstützende Maßnahmen für jene Frauen, die in der Pflege so viel leisten, treffen, damit sie unterstützt und entlastet werden. Ich glaube, es braucht noch viel mehr, nämlich einen gesamtgesellschaftlichen, einen gesamthaften Zugang der Bundesregierung – der Arbeitsministerin, des Gesundheitsministers –; das ist einer unserer Schwerpunkte im Regierungsprogramm.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage: Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Guten Morgen, Frau Ministerin! Corona hat ja auch ein bisschen wie ein Brennglas, wie eine Lupe gewirkt und hat latente Probleme, die wir haben, größer gemacht und deutlicher gezeigt, so auch im Zusammenhang mit der Frage der Vereinbarkeit.

Es ist ja nach wie vor so: Wenn in Oberösterreich quasi überfallsartig Bildungseinrich­tungen beziehungsweise Kinderbetreuungseinrichtungen schließen und Eltern von ei­nem Tag auf den anderen managen müssen, zu einer Kinderbetreuung zu kommen, zeigt das, wie schwierig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern, speziell für Frauen, ist.

Um evidenzbasierte und sinnvolle Politik zur besseren Vereinbarkeit machen zu können, braucht es Daten, braucht es Grundlagen. Österreich nimmt meines Wissens nicht an der EU-weiten Zeitverwendungsstudie teil, aber um zu wissen, was man tut, wäre es ja wichtig, zu wissen, wer wann warum was bezahlt oder unbezahlt macht.

Wie werden Sie da zu Daten für Österreich kommen?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Su­sanne Raab: Also die aktuelle EU-weite Zeitverwendungsstudie ist momentan aufgrund der Coronakrise nicht nur in Österreich, sondern EU-weit ausgesetzt. Ich bin absolut dafür, dass Österreich sich daran beteiligt, damit wir da zu Zahlen und Daten kommen. Wir werden die Eurostat und auch die Europäische Kommission, die da den Lead haben, natürlich unterstützen und den Werdegang der Zeitverwendungsstudie in Österreich ge­nauer betrachten.

Eines möchte ich noch sagen: Ja, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch aus meiner Sicht die Grundlage dafür, dass jede Frau selbstbestimmt das Lebensmodell wählen kann, das sie leben möchte. Das ist mein Zugang, und daher werde ich gemein­sam mit der Familienministerin auch weiterhin daran arbeiten, dass Kinderbetreuungs­möglichkeiten, aber auch neue, in der Krise entstandene Chancen wie beispielsweise das Homeoffice besser genützt werden können, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherzustellen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die 4. Anfrage stellt Frau Abgeordnete El-Na­gashi. – Bitte.