Bibliothek - Aktueller Tipp 28.06.2024

Der Erste Weltkrieg – Einen Krieg vermitteln

Urkatastrophe

Im Jahr 2024 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs (1914-1918) zum 110 Mal. Die Aufmerksamkeit für dieses "Jubiläum" ist weitaus geringer als noch 2014 oder auch 2018. Gerade deswegen soll noch bis 4. Juli die Ausstellung "Die Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg" in der Säulenhalle des Parlaments einen Überblick über Ursachen, Verlauf und Folgen des Krieges bieten. In diesem Rahmen bietet der Aktuelle Tipp diesmal eine Literaturauswahl zu den verschiedenen Facetten der habsburgischen Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg.

Der Erste Weltkrieg, der vielfach als "Urkatastrophe" bezeichnet wird, entwickelte sich in seinem Verlauf zunehmend zu einem "totalen Krieg". So titelte etwa das Neuigkeits-Welt-Blatt am 2. Juli 1916: "Wir stehen inmitten des furchtbaren Ringens um unsere Gegenwart und Zukunft." Nicht nur militärisch, auch wirtschaftlich und auf allen denkbaren gesellschaftlichen Ebenen war der Krieg allgegenwärtig und prägte das alltägliche Leben. Zu einer Katastrophe entwickelt sich der Weltkrieg immer rasanter auch für die Zivilbevölkerungen der involvierten Länder, für die "Heimatfront", wie es in der zeitgenössischen Kriegsrhetorik oftmals hieß.

Kriegspropaganda

"Total" geführt wurde der Krieg – zumindest den Ansprüchen nach – auch in Wort und Bild. Dass die Lenkung, wie der Krieg wahrgenommen werden sollte, auch über die relativ jungen Massenmedien wie Film und Fotografie führen musste, war auch in der Habsburgermonarchie klar. Eine Aufgabe, die das k.u.k. Kriegspressequartier als Abteilung des österreichisch-ungarischen Armeeoberkommandos übernahm. Den Krieg und dessen vermeintliche Sinnhaftigkeit den "Daheimgebliebenen" zu vermitteln, war eine wesentliche Aufgabe der Propaganda. Doch auch den Soldaten an der Front musste die Unterstützung – und vor allem Opferbereitschaft – durch die Heimat glaubhaft gemacht werden. Ein Unterfangen, dessen Aussichtslosigkeit vor dem Hintergrund von über 1,2 Millionen gefallenen habsburgischen Soldaten, zahllosen Kriegsgeschädigten und einer hungernden Bevölkerung nach wenigen Jahren augenscheinlich wurde.

Literaturauswahl

  • Atze, Marcel, et. al. (Hg.) "Es ist Frühling, und ich lebe noch": Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven; von Aufzeichnen bis Zensieren (Ausstellung in der Wienbibliothek von 6. Juni 2014 bis 30. Januar 2015) (Residenz-Verlag, St. Pölten/Salzburg/Wien 2014) – Bestellen
  • Biron, Bettina, et. al. (Hg.), Frauen. Medien. Krieg (LIT, Wien 2020) – Bestellen
  • Holzer, Anton, Die andere Front: Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg; mit unveröffentlichten Originalaufnahmen aus dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Primus-Verlag, Darmstadt 2007) – Bestellen
  • Kaindlsdorfer, Günter (Regie) Krieg der Bilder: Filmdokumente zur Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg (Filmarchiv Austria, Wien 2014) – DVD bestellen
  • Kisch, Egon E., Schreib Das Auf, Kisch!: Das Kriegstagebuch (Aufbau-Verlag, Berlin u.a. 1991) – Bestellen
  • Leidinger, Hannes, Der Erste Weltkrieg. Österreichische Medien und Medienpolitik 1914-1918 – Ein internationaler Vergleich unter besonderer Berücksichtigung visueller Kommunikationsformen, in: Österreichische Mediengeschichte: Von den frühen Drucken zur Ausdifferenzierung des Mediensystems (1500 bis 1918), Band 1 (Springer VS, Wiesbaden 2016), S. 223-251. – Bestellen
  • Maderthaner, Wolfgang, Hochedlinger, Michael, Untergang einer Welt: Der große Krieg 1914-1918 in Photographien und Texten; eine Publikation des Österreichischen Staatsarchivs (Brandstätter, Wien 2013) – Bestellen
  • Nietzel, Benno, Die Massen lenken: Propaganda, Experten und Kommunikationsforschung im Zeitalter der Extreme (De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2023) – Bestellen
  • Reichel, Walter, Österreichisches Staatsarchiv (Hg.), "Pressearbeit Ist Propagandaarbeit”: Medienverwaltung 1914-1918: Das Kriegspressequartier (KPQ) (Studienverlag, Innsbruck/Wien 2016) – Bestellen
  • Werber, Niels, Erster Weltkrieg: Kulturwissenschaftliches Handbuch (Metzler Stuttgart u.a. 2014) – Bestellen
  • Wimmer, Gernot, Weltkriegstagebücher: Von Bachmann bis Zweig. (Böhlau, Wien 2024) – Bestellen
  • Sommer, Monika, Zur Kriegsausstellung 1916 im Wiener Prater als "Mächtige Antwort der Monarchie an das Feindliche Ausland", in: Pfoser, Alfred, Weigl, Andreas (Hg.), Im Epizentrum des Zusammenbruchs: Wien im Ersten Weltkrieg (Metroverlag, Wien 2013), S. 502-513. – Bestellen