Budgetdienst - Budget 24.03.2020

Langfristige Budgetprognose 2019

Analyse des Budgetdienstes

Überblick

Im Fokus der Lang­fristigen Budget­prognose stehen die Auswirkungen der demografischen Trends auf die öffentlichen Haus­halte in Österreich. Die Bevölkerungs­struktur in Österreich wird sich in den nächsten Jahr­zehnten stark verändern. Dies ist vor allem auf eine weiterhin steigende Lebens­erwartung bei gleich­zeitig niedrigen Geburten­raten zurück­zuführen, zudem gehen die geburten­starken Jahr­gänge der 50er und 60er Jahre in den nächsten Jahren in Pension. Die demografie­abhängigen Ausgaben werden von 30,3 % auf 34,9 % des BIP ansteigen. Besonders betroffen sind die Ausgaben­kategorien Pensionen, Gesundheit und Pflege.

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BD - Langfristige Budgetprognose 2019 / PDF, 1 MB

Kurzfassung

Die vom Bundesminister für Finanzen vorgelegte Lang­fristige Budget­prognose 2019 basiert auf einer vom WIFO im Auftrag des BMF erstellten Studie. Im Fokus der Lang­fristigen Budget­prognose stehen die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die öffentlichen Haus­halte in Österreich.

Die Bevölkerungs­struktur in Österreich wird sich in den nächsten Jahr­zehnten stark verändern. Während die Zahl der Personen ab 65 Jahren von 1,71 Mio. im Jahr 2020 auf 2,74 Mio. im Jahr 2060 deutlich ansteigt (+60 %), nimmt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (15‑64 Jahre) im selben Zeit­raum von 5,92 Mio. auf 5,63 Mio. Personen ab. Dies ist vor allem auf eine weiterhin steigende Lebens­erwartung bei gleich­zeitig niedrigen Geburten­raten zurück­zuführen, zudem werden die geburten­starken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in den nächsten Jahren in Pension gehen. Etwas abgeschwächt wird die aus dieser Entwicklung resultierende Alterung der Gesellschaft durch die erwarteten positiven Migrations­salden. Die Auswirkung dieser demografischen Entwicklung auf die öffentlichen Finanzen wird durch den erwarteten Anstieg der Anzahl an Erwerbs­personen etwas abgeschwächt. Dieser resultiert aus der erwarteten weiter steigenden Erwerbs­beteiligung von Frauen und älteren Personen sowie aus dem positiven Wanderungs­saldo.

Neben der zukünftigen demografischen Entwicklung ist auch die angenommene Wirtschafts­entwicklung ein zentraler Baustein der Langfristigen Budget­prognose. Hierfür wird eine Produktions­funktion mit Arbeit, Kapital und technologischen Fortschritt als Produktions­faktoren fort­geschrieben. Für die Periode 2020 bis 2060 wird das durch­schnittliche reale Wirtschafts­wachstum mit 1,2 % angenommen, die Inflations­rate liegt im gesamten Prognose­zeitraum bei 2 % und die Arbeitslosen­quote geht mittel­fristig leicht auf 7,2 % zurück. Bei der Zins­entwicklung wird eine Normalisierung der Geld­politik und somit ein steigendes Zins­niveau angenommen.

Die gesamt­staatlichen Ausgaben steigen, ausgehend von 48,3 % des BIP im Jahr 2020, bis zum Ende der Prognose­periode 2060 auf 52,1 % des BIP an. Der Anstieg ist ausschließlich auf die demografie­abhängigen Ausgaben zurück­zuführen, die im Aggregat von 30,3 % auf 34,9 % des BIP ansteigen. Besonders stark steigen dabei die von der Alterung der Gesellschaft hauptsächlich betroffenen Ausgaben­kategorien Pensionen, Gesundheit und Pflege. Gedämpft wird die Ausgaben­entwicklung hingegen von den nicht‑demografie­abhängigen Ausgaben. Die gesamt­staatlichen Einnahmen werden in der Prognose im Wesentlichen mit dem BIP fort­geschrieben, sodass es aufgrund der steigenden Staats­ausgaben zu einem Anstieg des Budget­defizits kommt. Aus der Entwicklung der gesamtstaatlichen Ein­nahmen und Aus­gaben resultiert bis 2025 ein weit­gehend ausgeglichener Budget­saldo. Danach verschlechtert sich der Budget­saldo kontinuierlich (bis 2030 auf ‑0,4 % des BIP), zum Ende des Betrachtungs­zeit­raums im Jahr 2060 ergeben die Projektionen im Basis­szenario ein Budget­defizit iHv 3,5 % des BIP. Der öffentliche Schuldenstand in Relation zum BIP geht bis 2035 trotz negativer Budget­salden zurück, weil das nominelle BIP ausreichend stark wächst. Danach sind die Budget­defizite aber so hoch, dass die Schulden­quote bis 2060 kontinuierlich auf 65,6 % des BIP ansteigt.

Eine Budget­prognose über einen derart langen Zeitraum ist jedoch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. In der Lang­fristigen Budget­prognose werden daher eine Reihe von Sensitivitäts­analysen durch­geführt, in denen die Auswirkungen von abweichenden Annahmen bei der Wirtschafts­entwicklung, der demografischen Entwicklung und bei der Inanspruch­nahme von Gesundheits‑ und Pflege­leistungen auf die Ergebnisse untersucht werden. Diese Analyse zeigt, dass die Ergebnisse sehr stark von den getroffenen Annahmen abhängen. Insbesondere das Szenario mit einem geringeren Migrations­saldo führt zu deutlich ungünstigeren Ergebnissen, der Schulden­stand steigt in diesem Szenario auf 161,7 % des BIP an. Auch das Szenario mit einer ungünstigeren Produktivitätsentwicklung bewirkt eine deutliche Verschlechterung der öffentlichen Finanzen, der Schulden­stand steigt hier auf 107,8 % des BIP. Auch außergewöhnliche Entwicklungen wie aktuell durch die Auswirkungen des Corona­virus auf das Wachstum und die öffentlichen Finanzen sind nicht vorhersehbar, können sich durch die Langfrist­betrachtung jedoch auch wieder ausgleichen.

Nicht von der Langfristigen Budget­prognose 2019 umfasst, sind die Implikationen des fortschreitenden Klima­wandels für den Staats­haushalt. Es soll jedoch eine Arbeits­gruppe zur Erweiterung des Prognose­modells eingerichtet werden, um klima­relevante Szenarien künftig in der Langfristigen Budget­prognose zu erfassen. Der durch den Klima­wandel ausgelöste Anstieg an Extrem­wetter­ereignissen und Temperatur­extremen führt zu direkten und indirekten budgetären Effekten. Direkte Effekte ergeben sich beispielsweise durch öffentliche Investitionen zur Schadens­behebung und durch Hilfs­zahlungen, indirekte Effekte werden insbesondere durch ein geringeres Wirtschafts­wachstum, durch das auch die Steuer­einnahmen niedriger ausfallen, ausgelöst.