Fachinfos - Publikationen 21.11.2017

(Angst vor) Arbeitslosigkeit und Deflationsspiralen

Überblick

Es wird gezeigt, dass das Zusammen­spiel von unvollständigen Märkten und starren Nominal­löhnen die Konjunktur­zyklen verstärkt, obwohl diese beiden Merkmale für sich genommen die Zyklen dämpfen. In Rezessionen schürt die Furcht vor Arbeits­losigkeit Vorsichts­gefühle, die dazu veranlassen, mehr zu sparen. Die zusätzlichen Ersparnisse können als Investitionen entweder für einen produktiven Vermögens­wert (Aktien) oder für einen unproduktiven nominalen liquiden Vermögens­wert verwendet werden. Der Wunsch, die nominalen liquiden Mittel zu halten, übt einen deflationären Druck auf die Wirtschaft aus, der — vorausgesetzt, die Nominallöhne sind starr — die Arbeits­kosten erhöht und die Unternehmens­gewinne verringert. Niedrigere Gewinne unterdrücken den Wunsch, in Aktien zu sparen, was die (Angst vor) Arbeits­losigkeit erhöht, und so weiter. Dieser Mechanismus führt dazu, dass sich das Modell anders verhält als seine Version für vollständige Märkte und ist quantitativ wichtig, selbst wenn die Geld­politik dem Wunsch, mehr liquide Mittel zu halten, durch eine Senkung des Zins­satzes entgegenwirkt. Der deflationäre Druck führt zu einer Senkung des Preis­niveaus, was einen Anstieg der erwarteten Inflation und einen Rückgang des erwarteten Realzinses zur Folge hat, selbst wenn der Leitzins nicht angepasst wird. Somit unterscheidet sich unser Mechanismus von dem typischen Argument der Null­zins­grenze. Aufgrund der Deflations­spirale verhält sich unser Modell auch anders als seine Version eines unvollständigen Marktes ohne aggregierte Unsicherheit, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen der Arbeitslosen­geldhöhe auf das durchschnittliche Beschäftigungs­niveau.

Wouter J Den Haan, Pontus Rendahl, Markus Riegler (2017): Unemployment (Fears) and Deflationary Spirals, Journal of the European Economic Association, Vol. 16 (5), S. 1281‑1349.