Fachinfos - Publikationen 01.12.2023

Reformbedarf im Haushaltsrecht

Überblick

Die Erwartungen an die in zwei Etappen 2009 und 2013 umgesetzte Haushalts­rechts­reform waren hoch­gesteckt. Angestrebt wurde eine umfassende System­änderung, die in unterschiedlichen Bereichen mit einem gänzlich neuen Zugang zur Budgetierung und zur Finanz­steuerung des Bundes verbunden ist. Die Haushalts­rechts­reform zielte darauf ab, sowohl die Qualität der Budget­prozesse und der Haushalts­führung zu verbessern als auch die Informations­grundlagen des Nationalrats zu erweitern und diesem ausreichende Budget­steuerungs­möglichkeiten zu gewährleisten. Die Haushalts­rechts­reform des Bundes hat zu einer wesentlichen Modernisierung des österreichischen Haushalts­wesens beigetragen. Die neu eingeführten Instrumente und Grundsätze entsprechen internationalen Standards.

Dennoch zeigt sich nach mehr als einem Jahrzehnt auch ein deutlicher Reform­bedarf, weil nicht alle gesteckten Ziele und Erwartungen voll erfüllt wurden. Dieser betrifft beispielsweise die mittel­fristige Budget­planung, die sukzessive an Bedeutung verloren hat. Aus Sicht der parlamentarischen Mitwirkung und Kontrolle ist auch die hohe Flexibilität im Budget­vollzug durch eine weitere Reduzierung der ohnehin geringen Anzahl an Global­budgets, ein sehr großzügig ausgestaltetes Rücklagen­system ohne betragliche, sachliche oder zeitliche Beschränkungen und die hohen Ermächtigungen im jeweiligen BFG in mehrfacher Hinsicht problematisch. Auch die zur Umsetzung der Wirkungs­orientierung eingeführten Instrumente bedürfen einer Nach­schärfung, um ihnen ein stärkeres Gewicht zu verleihen.

Helmut Berger (2023): Reformbedarf im Haushaltsrecht aus Sicht der parlamentarischen Mitwirkung und Kontrolle, ÖHW – Das öffentliche Haushaltswesen in Österreich, Heft 2, S. 193‑218.