Fachinfos - Publikationen 01.01.2014

Vermögen in Österreich

Überblick

Der Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der europäischen Zentral­bank (EZB) stellt die erste umfassende Erhebung zu Vermögen privater Haushalte in 15 Ländern der Euro­zone, darunter auch Österreich, dar. Somit ermöglicht der HFCS erstmalig eine genaue Analyse der österreichischen Vermögens­bestände sowie der Vermögens­verteilung. Trotz akribischer Erhebung der Daten durch die Österreichische Nationalbank (OeNB) und das Institut für empirische Sozial­forschung (IFES) besteht bei dieser Erhebung das Problem der fehlenden oder unzureichenden Erfassung der obersten Vermögens­bestände, die in den Händen einiger weniger Haushalte konzentriert sind. Damit geht eine systematische Unterschätzung des Gesamt­vermögens privater Haushalte in Österreich sowie eine Verzerrung der tatsächlichen Vermögens­verteilung einher. Um diese Verzerrung zu kompensieren empfiehlt die einschlägige wissenschaftliche Literatur die Verwendung der Pareto-Verteilung.

Bei dieser Methode wird unter Zuhilfenahme statistischer Tests postuliert, dass sich der oberste Rand der Vermögens­verteilung durch eben jene Pareto-Verteilung näherungs­weise darstellen lässt. In dem solcherart korrigierten Daten­satz steigt das Gesamt­vermögen der privaten Haushalte von etwa 1.000 Milliarden Euro auf 1.249 Milliarden Euro an. Besonders stark wirkt sich die Korrektur der Nicht- und Unter­erfassung auf den Vermögens­bestand des reichsten Prozents aller Haushalte aus. Dieser steigt von durchschnittlich 6,4 Millionen Euro um 98,6 % auf 12,7 Millionen Euro. Daraus ergibt sich unter anderem, dass die reichsten 10 % der Österreicher:innen nicht 61 % (HFCS) sondern 69 % des Gesamt­vermögens besitzen. Dieses Ergebnis ist auch für die Frage einer möglichen Vermögens­besteuerung von Bedeutung, da das geschätzte Steuer­aufkommen aus einer etwaigen Vermögens­besteuerung direkt mit dem geschätzten Gesamt­vermögen und seiner Verteilung zusammenhängt.

Paul Eckerstorfer, Johannes Halak, Jakob Kapeller, Bernhard Schütz, Florian Springholz, Rafael Wildauer (2014): Vermögen in Österreich, Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft, Nr. 126.