Im Gesundheitsausschuss standen fünf ExpertInnen den Abgeordneten Rede und Antwort zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie.
Für den Leiter der Abteilung "Öffentliche Gesundheit" der AGES Franz Allerberger ist COVID-19 eine saisonale Erkrankung, für die, ähnlich wie bei der Grippe, eine jährliche Schutzimpfung nötig sein wird. Für dieses Jahr mahnte er, man solle sich noch nicht in falscher Sicherheit wiegen: Der Winter sei noch nicht vorbei, er befürchte einen weiteren Gipfel an Erkrankungen, bei dem auch das Gesundheitssystem wieder an seine Grenzen gelangen könnte. Das müsse aber nicht zwingend zu einem weiteren Lockdown führen, Öffnungen in der Gastronomie halte er für möglich.
Herwig Kollaritsch, Facharzt für spezifische Profilaxe und Tropenmedizin, zeigte sich überzeugt, dass der erste Lockdown zeitgerecht und rigoros verhängt worden sei. Die Kommunikation und Akzeptanz in der Bevölkerung habe anfangs gut funktioniert. Als besonders positiv hob Kollaritsch die Testoffensive hervor, die nun mit den Eingangstests einen Schub erfahre. Das Contact-Tracing jedoch habe man "verschlafen". Der zweite Lockdown im November sei zwei Wochen zu spät verhängt worden, so der Experte.
Susanne Rabady, Landärztin und Mitglied des Beraterstabs der Corona-Taskforce im Gesundheitsministerium, brachte die Perspektive der niedergelassenen ÄrztInnen ein. Ab einer gewissen Anzahl an Erkrankten sei eine ausreichende ambulante Versorgung nicht mehr möglich, berichtete sie. Langzeitfolgen würden immer sichtbarer. Insgesamt helfe nur eine Prävention der Infektion, so Rabady. Sie bedauerte zudem, dass sich noch immer viele Menschen bei anderen Krankheiten nicht in die Praxen trauen.
Der Wissenschafter und Experte für Public-Health Martin Sprenger thematisierte die soziale Seite der Pandemie. Das Infektionsrisiko sei bei Menschen in prekären Wohn- oder Arbeitsverhältnissen höher, zudem seien diese mehr bedroht von Arbeitslosigkeit, Delogierung und Armut. Ebenso sei Bildung ein wichtiger Faktor. Österreich wäre seiner Meinung nach besser durch die Pandemie gekommen, wenn die sozialen Facetten besser berücksichtigt worden wären.
Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, brachte die Behandlung von schweren COVID-19-Verläufen ins Treffen. Österreich habe im vergangenen Jahr viel gelernt, nicht jedoch, wie man schwere Verläufe verhindern könne. Er sprach sich für mehr internationale Zusammenarbeit und Forschung zu Medikamenten aus. Szekeres appellierte zudem an die Politik, alles zu versuchen, um mehr Impfstoff zu beschaffen.
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