Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 15

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Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte, Frau Ministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Es gibt in jedem Bundesland verschiedene Zugangsweisen zu der Frage der Bestellung von Leitern. Sie befinden sich alle auf der Basis einer qualitativen, objektiven Auswahl, und ich halte es für wichtig, daß derartige Initiativen in den einzelnen Ländern erprobt werden, daß sie weiterentwickelt werden und daß wir dann ein breites Spektrum an Möglichkeiten haben, wie man zu einer guten, objektiven, qualitativen Entscheidung kommt.

Wir haben auch im Beamten-Dienstrecht, das ja demnächst zur Beratung ansteht, derartige Qualitätskriterien für die Anstellung von Lehrern und Lehrerinnen bereits verankert.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wir gelangen zur 2. Anfrage, 725/M. Ich ersuche Herrn Bundesrat Mag. Gerhard Tusek (ÖVP, Oberösterreich) höflich um die Verlesung der Anfrage.

Bundesrat Mag. Gerhard Tusek: Frau Bundesministerin! Meine Frage lautet:

725/M-BR/97

Wie gestaltet sich die in Angriff genommene grundlegende Reform der Lehrpläne im Zuge der inneren Schulreform?

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Die Lehrpläne, die wir derzeit in Österreich haben, sind gute Lehrpläne – es sind sogenannte Rahmenlehrpläne. Seit ich selbst als Lehrerin gearbeitet habe, höre ich die Diskussion um die Entrümpelung der Lehrpläne. Dazu muß ich ganz klar feststellen, daß wir kein Gerümpel in den Lehrplänen haben, sondern viele wichtige Dinge drinnen stehen haben, die in einer Zeit der schnellen Wissensvermehrung natürlich dauernd zunehmen.

Deshalb ist es unser Bestreben, die Lehrpläne zu verdichten. Wir wissen aufgrund zahlreicher Entwicklungen, daß in Zukunft nicht mehr nur das Fachwissen für die Bewältigung der Herausforderungen ausschlaggebend sein wird, sondern daß zum Fachwissen dazu der junge Mensch Methodenkompetenz erlernen muß, Sozialkompetenz erwerben muß, Selbstkompetenz erwerben muß. Unter "Methodenkompetenz" verstehen wir, daß der junge Mensch Teamarbeit kann, Projektleitung kann, Konfliktlösung kann, Gesprächsführung kann. Diese Dinge kann man nur durch Tun erlernen.

Deshalb ist es unser Anliegen, die Lehrpläne zu verdichten in Kernbereiche und Erweiterungsbereiche. Die Kernbereiche werden etwa zwei Drittel des Schuljahres umfangen. Im Erweiterungsbereich besteht die Möglichkeit, all diese Kompetenzen durch Projektarbeit zu erreichen, besondere Begabtenförderung durchzuführen und auch den Schwächeren Hilfestellung zu geben, damit auch sie den Stoff erlernen.

Diese Lehrplanarbeit ist derzeit auf folgendem Stand: Die Lehrplanarbeitsgruppen für die einzelnen Fächer sind eingesetzt, sie arbeiten bereits. Bis Ende dieses Schuljahres werden die ersten Ergebnisse vorliegen. Wir werden an 24 Modellschulen in Österreich diese verdichteten Lehrpläne erproben. Wir werden sie dann noch einmal evaluieren, und ab dem Schuljahr 1999/2000 werden diese Lehrpläne aufsteigend an den Hauptschulen und an den Unterstufen der Gymnasien umgesetzt.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrat Mag. Gerhard Tusek: Frau Bundesministerin! In der Ausführung zu dem Lehrplan war verankert, daß es im Erweiterungsbereich auch weitere Möglichkeiten geben wird. Daher meine konkrete Frage: Wird im Erweiterungsbereich auch die Möglichkeit für fächerübergreifenden Unterricht und für exemplarisches Lernen gegeben sein?


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