Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 16

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Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Nicht nur im Erweiterungsbereich soll die Möglichkeit für fächerübergreifenden Unterricht bestehen. Es wird immer wichtiger, daß zwischen den Fächern Verbindungen hergestellt werden. Es wird selbstverständlich jedes Fach als einzelnes Fach mit eigenem Lehrplan erhalten bleiben, es ist aber in der heutigen Zeit notwendig, fächerübergreifend zu arbeiten.

Ich kann Ihnen auch ein Beispiel dafür nennen: Ich war gerade gestern in Klosterneuburg an einem Gymnasium, wo derartige Projektarbeiten fächerübergreifend durchgeführt werden. Da wird zum Beispiel das Thema Rassismus im Deutschunterricht, im Geschichteunterricht, im Englischunterricht behandelt. Dazu wird dann noch eine CD-ROM hergestellt, das heißt also, EDV, Informatik, fließen auch noch in den Unterricht ein, und der Schüler lernt dabei enorm viele zusätzliche Kompetenzen.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wird eine zweite Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrat Mag. Gerhard Tusek: Kann man davon ausgehen, daß es durch die neuen Lehrpläne zu einer weiteren Entlastung der Schüler kommen wird?

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Die Intention ist, die Schüler vom enzyklopädischen Lernen zu entlasten und hin zu exemplarischem Lernen zu führen. Der Schüler muß ein gutes Fachwissen haben, aber nur Fachwissen alleine, enzyklopädisches Lernen reicht nicht aus. Da soll eine Entlastung erfolgen, und es soll praktisches Lernen durch Tun möglich werden.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wir gelangen zur 3. Anfrage, 722/M. Ich ersuche Frau Bundesrätin Helga Moser (Freiheitliche, Oberösterreich) um die Verlesung der Anfrage.

Bundesrätin Helga Moser: Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ihnen ist sicher bekannt, daß speziell in Lehrerkreisen ein großes Interesse an dem Schulversuch Mittelschule besteht. Meine Frage lautet daher:

722/M-BR/97

Welche konkreten Schritte werden Sie hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung des Schulversuchs Mittelschule – insbesondere vor dem Hintergrund seines mit dem Jahr 1999 datierten Auslaufens – setzen?

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Kollegin! Zu der ganzen Frage der Mittelschule ist erstens einmal folgendes festzustellen: Das österreichische Schulsystem ist ein differenziertes Schulsystem, zu dem ich mich bekenne, und dieses differenzierte Schulsystem bringt äußerst gute Ergebnisse. Wir haben derzeit eine weltweite OECD-Studie, die ganz klar aussagt, daß die Art und Weise des Schulsystems keinen Einfluß auf die Qualität des Könnens der Schüler hat – das wird ganz klar in der Studie aufgezeigt –, und ich möchte noch einmal betonen, daß 50 Prozent der Maturanten und Maturantinnen über die Hauptschule zur Matura kommen. Man soll also nicht immer so tun, als ob die Hauptschule keine gute Schule wäre und nur die Mittelschule der Stein der Weisen ist.

Die Mittelschule, die in Wien im Schulversuch geführt wird, wurde vom Rechnungshof als viel zu teuer kritisiert. Würde man dieses Modell der Mittelschule auf Wien ausdehnen, würde das 1 Milliarde zusätzlich kosten, würde man es auf ganz Österreich ausdehnen – wovon manche träumen –, würde es 8 Milliarden zusätzlich an Kosten verursachen.


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