Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 20

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Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Gerade die Lehre ist mir ein besonderes Anliegen.

Die duale Ausbildung in Österreich hat dazu geführt, daß wir bei der Jugendarbeitslosigkeit noch nicht so hohe Zahlen haben wie in anderen Ländern. Bei jeder Konferenz der europäischen Minister wird betont, wie gut diese duale Ausbildung ist. Der französische Bildungsminister hat letztes Mal sogar erklärt, er wolle diese duale Ausbildung auch in Frankreich einführen. Es muß daher unser großes Anliegen sein, diese duale Ausbildung in ihrer Substanz zu erhalten.

Wir vom Bundesministerium für Unterricht haben in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium und dem Sozialministerium folgende Akzente gesetzt: Es sind die neuen, die High-Tech-Lehrberufe, die vierjährigen Lehrberufe, in der Liste der Lehrberufe verankert worden. Es gibt Vereinfachungen für Lehrbetriebe und Förderungen für jene, die besonders schwierige Jugendliche aufnehmen, die Mädchen in ungewöhnlichen Berufen ausbilden.

Wir haben von der Schule her dem Arbeitsmarktservice eine Zusammenarbeit angeboten, denn wir wollen uns um jeden einzelnen Jugendlichen kümmern, uns fragen: Was ist mit ihm, kann er eine Lehrstelle kriegen? Welche Angebote können wir ihm sonst geben? – Wir stellen die Ressourcen der Berufsschulen für Kurse des Arbeitsmarktservice als Vorbereitung auf die Lehre zur Verfügung.

Wir haben auch das Angebot gemacht, die Berufsschule flexibel anzubieten, uns auf die Anforderungen in den einzelnen Regionen einzustellen. Es ist zum Beispiel in Tirol die Berufschule in zweimal 4-Wochen-Blöcken konzipiert worden, nämlich die Berufsschule für Einzelhandelsangestellte aus den Saisongebieten. Ein Lehrling im Oberinntal, im Ötztal, im Pitztal hat jetzt also vier Wochen im Oktober und vier Wochen im Juni, wenn tote Saison ist, Unterricht in der Berufsschule. Und es hat sich herausgestellt, daß sich dadurch eine ganz neue Qualität in der Beziehung zwischen Lehrbetrieb und Berufsschule ergibt. Der Betriebsinhaber jammert nicht: Jetzt ist der schon wieder einen Tag in der Saison weg!, sondern der Chef, der Ausbildner sagt zum Lehrling: Jetzt gehst du vier Wochen in die Schule, ich wünsche dir alles Gute, schau einmal vorbei! – Das heißt, es gibt eine neue Qualität. Auch die Lehrer begrüßen das sehr, weil sie die Jugendlichen vier Wochen haben und so auch praktisch mehr umsetzen können.

Wir sind also bestrebt, in all diesen Bereichen gemeinsam mit der Wirtschaft das bestmögliche Angebot für die Jugendlichen zu erstellen.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrat Karl Pischl: Frau Bundesministerin! Wird der notwendige Anteil der Fremdsprachenausbildung in der Berufsschule auch in Zukunft gesichert sein?

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Wenn es nach mir geht, dann ist gesichert, daß der Jugendliche Englisch lernt – auch in seinem Fachbereich –, so, daß er sich selbst verständigen kann.

Ich muß diesbezüglich immer wieder heiße Diskussion mit Wirtschaftsbereichen führen, da gesagt wird: Ein Maurer braucht nicht Englisch zu können!, aber ich sage: Wenn er einmal nach England kommt, wird er auch froh sein, wenn er sich ein Frühstück bestellen kann!, und ich glaube, daß das zu einer gewissen Allgemeinbildung dazugehört. Deshalb werde ich auch in Zukunft dafür sorgen, daß die Fremdsprache angeboten wird.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wird eine zweite Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrat Karl Pischl: Frau Bundesministerin! Fremdsprachen anbieten, Fremdsprachen können, erlernen – gehen tut es dann auch um die Praxis. Meine konkrete Frage lautet: Wird


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