Bundesrat Stenographisches Protokoll 651. Sitzung / Seite 25

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Bundesrat Peter Rodek (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine Frage lautet:

1012/M-BR/99

Hat sich die seit 1. 1. 1998 bestehende Möglichkeit, Frauen in das Bundesheer aufzunehmen, bewährt?

Präsident Gottfried Jaud: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Landesverteidigung Dr. Werner Fasslabend: Ja, man kann sagen, das hat sich aus allen Erfahrungen, die wir im Verlauf dieses bereits beinahe vollständigen Jahres gewonnen haben, sehr bewährt. In all den Garnisonen, in denen Frauen zum Ausbildungsdienst zugelassen worden sind oder jetzt bereits ihren Dienst versehen, gibt es eigentlich eine einheitliche Beurteilung darüber, daß sich das nicht nur auf das Gesamtklima in der Kaserne durchaus positiv auswirkt, weil sich gezeigt hat, daß die meisten Frauen hochmotiviert und sehr engagiert sind und ihre ganze Bemühung in den Dienst der Sache stellen, sondern daß davon durchaus auch positive Auswirkungen auf den übrigen Bereich ausgegangen sind.

Wir haben bereits zwei Ärztinnen als Hauptmann-Ärztinnen im Normaldienst. Wir können sehen, daß auch die anderen Frauen, die ihren Ausbildungsdienst abgeleistet haben oder eben dabei sind, dies zu tun, wirklich hervorragend arbeiten.

Präsident Gottfried Jaud: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte, Herr Bundesrat.

Bundesrat Peter Rodek (ÖVP, Oberösterreich): Herr Bundesminister! Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um den Frauen noch mehr diese Möglichkeit, den Ausbildungsdienst beim Bundesheer abzuleisten, bekanntzugeben?

Präsident Gottfried Jaud: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Landesverteidigung Dr. Werner Fasslabend: Selbstverständlich ist es für uns nicht sosehr eine Frage unserer eigenen Politik, sondern insbesondere auch eine Frage des Willens der Frauen, sich dafür zu entscheiden, weil es auf rein freiwilliger Basis erfolgt.

Das, was wir tun, ist, daß wir grundsätzlich darüber informieren, daß wir insbesondere auch den Abschluß des ersten Ausbildungsjahres, das Frauen nun beim österreichischen Bundesheer verbracht haben, nutzen werden, um die Situation der Frauen, um das, was sie erreicht haben, et cetera entsprechend zu kommunizieren. Gleichzeitig haben wir auch unseren Informationsoffizieren aufgetragen, daß sie, wenn sie an die Schulen gehen, darüber informieren, daß es diese Möglichkeit gibt und mit welchen Umständen sie verbunden ist. Ich gehe zudem davon aus, daß auch das positive Beispiel, das die Frauen selbst erfahren haben, in ihrer Umgebung entsprechend wirken wird.

Was man insgesamt sagen kann, ist, daß sich all die ursprünglichen Befürchtungen im Zusammenhang mit der Aufnahme von Frauen in das österreichische Bundesheer – viele werden sich daran erinnern, daß wir auch in diesem Hause eingehend darüber diskutiert haben – als völlig gegenstandslos erwiesen haben. Weder hat die Aufnahme von Frauen dazu geführt, daß die Männer jetzt plötzlich ihren Job verlieren, noch hat sie zu enormen Schwierigkeiten im Zusammenleben geführt. Die gleiche Erfahrung, wie sie andere Armeen diesbezüglich gemacht haben, gibt es auch bei uns. Das heißt, die gleichen Erfahrungen, die es im Zusammenleben der Geschlechter in allen möglichen Berufen gibt, gibt es auch im Bereich des Bundesheeres.

Ich freue mich daher – ich muß das sagen, ich habe das immer als einen Meilenstein angesehen –, daß zirka 80 Jahre später, nachdem die Frauen das Wahlrecht in Österreich bekommen haben, nämlich 1919, erreicht werden konnte, daß sie auch zu einer der letzten Berufssparten zugelassen wurden, von denen sie in der Vergangenheit ausgeschlossen waren. Das war für mich eine Grundfrage der Einstellung, daß man das in unserer heutigen Zeit tun soll. Daß das nicht dazu führen wird, daß sich plötzlich Tausende Frauen auf einmal melden werden


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