Bundesrat Stenographisches Protokoll 684. Sitzung / Seite 37

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Herr Kollege Nittmann! Sie haben mich ein bisschen geschreckt, als Sie gesagt haben, Sie müssen länger einleiten. Ich würde mir wünschen, viele wären so kurz, wie Sie es waren. (Bundesrat Dr. Nittmann: Meine Vorrede wäre eh ein bisschen länger gewesen!)

Wir kommen zur 4. Anfrage, die Herr Bundesrat Professor Böhm stellt. Ich bitte um die Verlesung.

Bundesrat Dr. Peter Böhm (Freiheitliche, Wien): Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine Frage lautet:

1223/M-BR/02

Welche Maßnahmen zur Förderung privaten Mäzenatentums im Kulturbereich planen Sie?

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Herr Staatssekretär, bitte.

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Franz Morak: Als ich das Staatssekretariat betreten habe, war einer meiner ersten Wünsche, ich möchte die Vorarbeiten dazu sehen, wie wir privates Mäzenatentum in diesem Land besser gestalten können, also die Unterlagen, die im Staatssekretariat dazu erarbeitet wurden, aber auch jene, die im Finanzministerium vorliegen. Es ist in beiden Bereichen, im Ministerium sowie im Staatssekretariat, nichts dazu vorgelegen. Wir haben deshalb begonnen, die Vorarbeiten zu organisieren. Im Augenblick ist das Wirtschaftsforschungsinstitut dabei, die Grundlagen zu erarbeiten, um in einen wirklich qualifizierten Diskurs mit dem Finanzministerium treten zu können. Sie kennen die Problematik: Das Finanzministerium hat einen Standpunkt, und die Kunst hat einen Standpunkt – und beide sind sehr divergierend. Wir sind dabei, die Voraussetzungen zu schaffen, um da einen qualifizierten Dialog einzuleiten.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Eine Zusatzfrage, Herr Professor? – Bitte.

Bundesrat Dr. Peter Böhm (Freiheitliche, Wien): Herr Staatssekretär! Dr. Androsch, der sich dankenswerterweise an der Förderung der Neugestaltung der Albertina beteiligt, meinte, dass die bestehenden Begünstigungen für Kunst nicht viel genutzt werden. Falls Sie diese seine Ansicht teilen, möchte ich Sie fragen, wie man diese Situation verbessern könnte.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Herr Staatssekretär, bitte.

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Franz Morak: Ich glaube, das hat etwas mit den Köpfen der Österreicherinnen und Österreicher zu tun und damit, wie wir an das Thema herangehen. Wir haben auf der einen Seite das Gefühl, Kunst ist etwas ganz Abgehobenes, das interessiert niemanden, und deswegen investieren wir in Fußball, in Formel 1 und so weiter.

Das Zweite ist auch das Verhalten der Künstlerinnen und Künstler, die hier eine Berührungsangst haben. Das nehmen wir vor allem schmerzlich in den Bereichen zur Kenntnis, in denen sich beide im Grunde ergänzen, also in den Bereichen Architektur, Design und so weiter, wobei Architektur in diesem Feld eine Ausnahme ist.

Ich bin gerade dabei, ein Projekt zu starten und zusammen mit namhaften Industriellen – es sind die Deutsche Bank, die Telekom Austria, der ORF und Siemens dabei – im Verein mit Public-Private-Partnership ein Thema hochzuziehen, das, so glaube ich, im Augenblick ein wesentliches Thema ist. Dieses Projekt ist sehr breit gesetzt, sehr breit organisiert, mit einem Proponentenkomitee, mit einer Plattform und so weiter. Wir sind dabei, es zu einem Drittel Staat und zu zwei Dritteln Privat zu organisieren.

Das sollte auch, so wie das Projekt, das Dr. Androsch mit der Albertina verfolgt, Ansporn für andere sein, in diesen Bereichen zu investieren. Ich sage aber auch gleich dazu, das ist ein Projekt, das auf Zeit organisiert ist. Ich möchte nicht länger als ein bis maximal eineinhalb Jahre brauchen, weil ich glaube, es sollte ein Vorbildprojekt sein, und dann sollte man sagen: Bitte nachmachen!


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