Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 55

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zusammen. Die vielen Klagen, die jetzt vor allem in finanzieller Hinsicht von den Uni­versitäten kommen, sind keine „Pflanzerei“! Ich bitte Sie – und ich bitte auch Sie, Frau Ministerin –: Nehmen Sie diese Klagen ernst und tun Sie sie nicht als unbegründet ab, denn sie sind begründet! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

11.54

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesminis­terin Gehrer. – Bitte.

 


11.54

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Frau Präsidentin! Hoher Bundesrat! Ich glaube, es ist notwendig, einige ganz nüchterne Feststellungen zu treffen.

Zum Ersten: Wir haben heuer einen Rekord an Studienanfängern. Über 200 000 sind jetzt an den Universitäten, und es gibt einen neuen Rekord an jungen Menschen, die zu studieren angefangen haben. Das heißt, jeder, der in Österreich studieren will, der die Fähigkeiten dazu hat, kann auch studieren! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Bundesrätin Konrad.)

Das wird auch in Zukunft so bleiben. Natürlich gehen etliche an die Fachhochschulen – wir haben rund 21 000 Jugendliche an den Fachhochschulen. Die Angebote sind unglaublich ausgeweitet worden! Wir haben dazu die Förderungen für die studierende Jugend ganz maßgeblich erhöht. – Das heißt, aus all diesen Entwicklungen zeigt sich genau, dass die maßvollen und geringen Studienbeiträge kein Hindernis für das Studium sind, sondern: Sie führen zu mehr Verantwortlichkeit, die jungen Menschen machen ihr Studium schneller fertig, legen mehr Prüfungen ab – und das ist ja etwas, was wir in diesem 21. Jahrhundert dringend brauchen.

Zum Zweiten: Das Grundbudget der Universitäten wurde von den Rektoren mit dem Finanzministerium und mit dem Bildungsministerium ausverhandelt, berechnet, und es gibt dazu noch Zusatzzahlungen. Kein Kopierpapier zu haben lässt nicht auf einen Mangel an Budget schließen, sondern auf einen Mangel an Organisationstalent des jeweiligen Institutes. (Beifall bei der ÖVP.)

Etwas, was mich immer wieder eigenartig berührt, ist die Bemerkung, dass wir im Bildungsbereich für das Ausland ausbilden, dass daran die Forderung geknüpft wird, dass alle, die in Österreich in irgendeinem Bereich ausgebildet werden, auch in Öster­reich bleiben müssen. Meine Damen und Herren! Das, was den jungen Leuten am meisten „gibt“ – ob sie in der Wissenschaft sind, im Tourismus oder in anderen Berei­chen –, sind Auslandsjahre und Auslandserfahrungen! Das, was Österreich am meis­ten bringt, sind gut qualifizierte junge Leute, die ins Ausland gehen, die den Ruf Öster­reichs weitertragen, die ein Netzwerk bilden, die später wieder zu uns zurückkom­men. – Ich glaube, wir müssen doch die Welt so sehen, wie sie ist: dass es notwendig ist, internationale Erfahrungen zu machen, und dass es unmöglich ist, Ausbildung nur für den eigenen Markt zu machen. Ich glaube, das wäre der völlig verkehrte Weg.

Natürlich ist es wichtig, dass wir durch verschiedene Incentives Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Chance geben, nach wichtigen Auslandsjahren wieder in Österreich zu arbeiten. Gerade durch die Schwerpunktsetzung im Bereich der Biotech­nologie wurden zahlreiche neue Arbeitsplätze in Österreich geschaffen, gerade durch die Möglichkeiten im Steuerbereich, wo verbesserte Bedingungen für Betriebe geschaf­fen wurden.

Wir sehen, dass sich die Firma Boehringer Ingelheim im Süden von Wien angesiedelt hat – mit enorm vielen neuen Arbeitsplätzen –, die Firma Sandoz hat ihren Weltsitz von Basel nach Wien verlegt, eröffnet demnächst einen großen Betrieb in der Nähe von


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