BundesratStenographisches Protokoll744. Sitzung / Seite 118

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und suchtpräventive Maßnahmen vor. Da der vorliegende Entschließungsantrag nicht genügend unterstützt ist, stelle ich die Unterstützungsfrage.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Entschließungsantrag ihre Unterstützung geben, um ein Handzeichen. – Das ist eine ausreichende Unterstützung. Der vorliegende Entschließungsantrag ist somit genügend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Bundesrat Breiner. – Bitte.

 


16.17.21

Bundesrat Franz Breiner (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir als Thema das heute bereits erwähnte und dem Ministerium offensichtlich vorliegende Gutachten zum Glücksspiel von Dr. Herwig Scholz gewählt, weil ich der Meinung bin, dass der Gesetzgeber sehr wohl eine Verantwortung für die Menschen trägt, die mit diesen Gesetzen befasst werden. In diesem Gutachten wird festgestellt, was eigentlich süchtig macht. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie das bei vielen dieser Automaten auch vorfinden, obwohl sie sozusagen im gesetzlichen Rahmen sind.

Süchtig macht eine schnelle Folge von Spielen, das heißt, je schneller man Zugriff auf die Spiele hat, umso eher ist man natürlich versucht, den Verlust wieder in einen Gewinn umzudrehen. Das ist einer der wesentlichen Punkte, die die Spielsucht betreffend Automaten bewirken. Weiters – und das ist das Tückische an dieser Geschichte –: Wenn die Risikoabschätzung nicht bekannt ist, dann weiß der Spieler oder die Spielerin ja nicht, wie das Ganze ausgeht. Gerade in der Sucht ist die Abschätzung des Risikos – und das wissen wir alle – nicht gegeben. Und wie schnell erwischt es auch einen Nicht-Süchtigen, die Verluste wieder hereinzuspielen!

Was besonders auffällig ist und was die Studie auch bestätigt, ist, dass die Benützung dieser Automaten im Wesentlichen auch von der sozialen Schicht, vom sozialen Status abhängt. Anscheinend ist das Hereinbringen von Geld eine wesentliche Triebfeder, dem Glück ein Schnippchen zu schlagen; wir wissen alle, wie kurzsichtig das ist. Jemand, der aber darauf angewiesen ist, freut sich darüber, einmal 100 € oder 500 € mehr auf die Schnelle in der Tasche zu haben, denn über seinen Verdienst hat er keine Chance, diese Erhöhung zu erreichen. Der weiß, wie verlockend das ist.

Weiters sind natürlich – und das geht aus der Studie eindeutig hervor – Menschen, die ohnedies schon in einer schlechten psychosozialen Situation sind, belastet, hier zuzugreifen, der Sucht noch eins draufzusetzen, sei es Alkoholsucht, sei es ohnedies eine psychisch destabile Situation. Das, was mich bei solchen Sachen am meisten berührt, sind die Jugendlichen. Natürlich ist das ein Anreiz, sich das Taschengeld aufzubessern. Diese Untersuchung zeigt genau, wie diese Zugriffsgrenzen fallen: Sind bei anderen Glücksspielarten die Zugriffsjahre durchschnittlich mit 19,9 Jahren erforscht, und zwar nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa, so verringert sich bei diesen Automatenspielen das Einstiegsalter auf 15,6 Jahre, also ein Alter, in dem die Jugendlichen tatsächlich die Gesamtheit der Folgen niemals abschätzen können.

Interessant ist auch – das hat Kollege Schennach schon erwähnt –, dass sich der Anfall an suchtkranken Menschen in Kärnten schlagartig versechsfacht hat. Wir wissen das deswegen, weil dieser Herr Dr. Scholz in Kärnten ein Institut leitet. Also es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zu dem – und ich sage das jetzt ganz bewusst – auch erlaubten Spiel; da ist das verbotene noch gar nicht dabei. (Bundesrat Dr. Kühnel: Ist das wissenschaftlich seriös, was Sie da sagen?) Sie können die Studie nachlesen, Herr Kollege, und über die wissenschaftliche Seriosität  (Weiterer Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Na, lesen Sie es nach, das wird ja noch möglich sein. Wenn die Studie sogar dem Ministerium bekannt ist, werden Sie sie auch


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