BundesratStenographisches Protokoll780. Sitzung / Seite 27

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Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Minister, es wird ja auch in Studien immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass nicht alle Frauen Füh­rungsfunktionen anstreben; aus familienpolitischen, aber auch aus anderen Gründen. Können Sie das bestätigen?

 


Präsident Erwin Preiner: Frau Minister, bitte.

 


Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek: Wenn ich jetzt zehn Frauen fragen würde, würden mir, davon bin ich überzeugt, zwei oder drei sagen, dass sie das gar nicht wollen. Ich kenne aber genauso gut sehr viele Frauen, die sagen: Ich würde gerne, aber irgendwie habe ich Hemmnisse! Welcher Art die sein können, darüber brauchen wir, glaube ich, nicht zu diskutieren. Das sind viel­leicht fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen, das ist vielleicht mangelnde Transpa­renz, was Karrierewege in einem Betrieb anlangt, das Nicht-Wissen, was man errei­chen kann.

Es gibt sehr viele Vorzeigebetriebe, die – abgesehen von Gehaltsbandbreiten, die be­triebsintern schon veröffentlicht sind – Karrierepläne für Frauen, Frauenförderpläne an­bieten, die vielleicht andenken, dass Teilzeitarbeit und Führungskompetenz kein Wi­derspruch sind, sondern kompatibel sein sollten. Das heißt, es ist sehr individuell.

Ich hätte es natürlich gern geregelter, damit Frauen es sich wirklich aussuchen können. Das wäre dann der Fall, wenn die Frauenförderpläne, die wir im Bund haben, auch für die Privatwirtschaft verpflichtend wären, denn dann würde vielleicht schneller etwas weitergehen. Andere Bereiche wären Einkommenstransparenz – vielleicht kommen wir heute noch darauf zu sprechen –, Angebote an sehr flexiblen Arbeitszeitmodellen, aber auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes – man muss nicht fünf Tage in der Woche im Betrieb sein, um gut arbeiten zu können – und die Rahmenbedingungen rundherum, mehr Betriebskindergärten in Betrieben ab einer gewissen Größe und, und, und.

Das heißt, es sollte beidseitig sein. Keine Frau wird gezwungen, Karriere zu machen, aber die, die wollen, sollten nicht daran gehindert werden. Da muss es sehr viele Ein­zelmaßnahmen geben, viele werden schon freiwillig gesetzt. Aber dort, wo es eben nicht der Fall ist, sollte man, wie ich meine, auf politischer Ebene etwas nachhelfen und auch Verpflichtungen per Gesetz festschreiben, damit etwas weitergeht. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

 


Präsident Erwin Preiner: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Bundesrat Mitterer.

 


Bundesrat Peter Mitterer (ohne Fraktionszugehörigkeit, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! In welchem Ministerium ist der Frauenanteil in Füh­rungspositionen am höchsten und in welchem am niedrigsten?

 


Präsident Erwin Preiner: Frau Minister, bitte.

 


Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek: Auswendig weiß ich jetzt nur, dass im BMUKK und im Gesundheitsministerium der Frauenanteil sehr hoch ist. Ich müsste mir die Personalpläne des Bundes nach diesen Gesichtspunkten anschauen. Am niedrigsten ist der Anteil, wie ich weiß – das ist nicht naturgegeben, das will ich so nicht sagen –, tatsächlich in der Landesverteidigung, weil dort die Zahl der Offizierinnen und Frauen noch so gering ist, dass auch der Anteil der Frauen, die dort Karriere machen, also in Spitzenfunktionen, noch sehr gering ist.

Wenn Sie so wollen: Unterricht, Kunst, Kultur, Gesundheit – Spitzenfunktionen, im BKA bei uns auch. Ich freue mich, dass die Zahl der Sektionschefinnen, Abteilungsleiterin­nen, Gruppenleiterinnen da sehr hoch ist, aber sie ist sehr gering in der Landesverteidi­gung, wie ich weiß, auch im Innenministerium, weil es so ist, dass Frauen in der Regel dort noch nicht so lange Karriere machen können.

 


Präsident Erwin Preiner: Wir gelangen nun zur 3. Anfrage, und ich ersuche die Anfra­gestellerin, Frau Bundesrätin Mühlwerth, um deren Verlesung.

 


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