BundesratStenographisches Protokoll782. Sitzung / Seite 14

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Präsident Peter Mitterer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Bundesrat Zwanziger.

 


Bundesrat Peter Zwanziger (ohne Fraktionszugehörigkeit, Kärnten): Schönen guten Morgen, Frau Staatssekretärin! Was werden Sie unternehmen, damit Frauen in höher bezahlten Branchen Fuß fassen können? Sie haben heute schon relativ viel beant­wortet, und ich bitte Sie, nun dazu noch Stellung zu nehmen.

 


Präsident Peter Mitterer: Bitte, Frau Staatssekretärin.

 


Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Christine Marek: Guten Morgen, Herr Bundesrat! Das ist ein vielschichtiges Problem.

Das Hauptproblem ist nach wie vor die Berufswahl der Frauen. Wie Sie wissen, gibt es, wenn wir uns die Ausbildungswege ansehen, in der Lehre nach wie vor die Top-3-Berufe, und das ist für mich eigentlich das Erschütternde. Das verhält sich so trotz vieler Initiativen im Lauf der Jahre auch vonseiten des Arbeitsmarktservice im Bereich der Bildungspolitik in unterschiedlichen Bereichen. Offensichtlich sind diese Bemühun­gen aber nach wie vor unzureichend, denn nach wie vor ergreifen 50 Prozent der Mädchen einen Lehrberuf im Bereich der Top-3-Berufe: Friseurin, Einzelhandelskauf­frau und Bürokauffrau. In diesen Berufen gibt es klarerweise nur entsprechende Einkommenschancen und auch eine entsprechende Einkommensentwicklung.

Diese Tendenz setzt sich auch in der mittleren und höheren Schulbildung und bei der universitären Laufbahn fort. An den Universitäten beträgt etwa bei der Elektrotechnik der Anteil der weiblichen Studentinnen unter 5 Prozent, bei den Geisteswissenschaften beträgt der Frauenanteil hingegen deutlich über 70 Prozent, obwohl Frauen bei den Erstabsolventen insgesamt mittlerweile fast 60 Prozent an unseren Universitäten ausmachen, und wir wissen leider, wie die Einkommenschancen in der Wirtschaft in diesem Bereich sind!

Das heißt, es liegt nicht nur daran, eine höhere Ausbildung zu absolvieren, sondern es geht auch darum, welches Fach studiert wird. Es geht also auch darum, nach welchen Kriterien der Beruf ausgewählt wird. Ganz wesentlich wird es daher sein, in der sieben­ten und achten Schulstufe die Berufsorientierung deutlich zu forcieren, um tradierte Rollenbilder, die Mädchen haben, zu durchbrechen. Das wir sehr wichtig sein, weil nach wie vor gewisse Rollenbilder bei der Berufswahl vorherrschen.

Ganz wichtig wird auch sein, bereits in der Frühkindpädagogik und ganz am Anfang, solange die Kinder noch klein sind, gerade im Kindergarten, die Neugier für Naturwis­senschaften, für Technik entsprechend zu wecken und das auch breiter zu verankern und die Neugier der Kinder hier auch zu forcieren. – Das ist das eine.

Und ganz wesentlich wird es natürlich auch darum gehen – das habe ich mit dem „Zukunft.Frauen“, basierend auf dem Female Future program nach norwegischem Vorbild zum Ausdruck gebracht –: Tatsache ist, man muss eine Frau dreimal fragen, damit sie Ja sagt, wenn es um eine Chance geht, wenn es um einen Top-Job geht, um eine Führungsfunktion, weil Frauen sich das oft nicht nur aufgrund entsprechender Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die dann eben doch nicht so vorhanden sind, wie sie notwendig sind, nicht zutrauen, sondern es ist auch oft so, dass Frauen sich selbst viel stärker hinterfragen.

Wir haben hier mit der Karmasin-Meinungsforschung/Motivforschung eine Befragung mit Fokusgruppen durchgeführt, wo auch Personalisten und Personalrecruiter befragt wurden: Wie ist denn das Bewerbungsverhalten von Männern und Frauen? – Und das war leider der Klassiker, den wir auch gewusst haben, der uns schon bekannt war: Je höher ein Job ist, umso weniger Frauen bewerben sich überhaupt erst dafür. Das ist das Problem. Das heißt, es geht hier auf verschiedenen Ebenen darum, Frauen zu


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