BundesratStenographisches Protokoll786. Sitzung / Seite 164

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Die Schülerunion wird zwar der ÖVP zugeordnet, ich kenne aber viele dieser Burschen und Mädels persönlich und weiß daher: Denen geht es nicht um die Partei, sondern um die Sache. Das sind junge Menschen, die Jahr und Tag unterwegs sind, mit Schülerin­nen und Schülern in Kontakt sind und gewillt sind, wirklich etwas auf die Beine zu stel­len und die Schülerinnen und Schüler ordentlich zu vertreten. Deshalb freut mich das sehr. (Zwischenruf der Bundesrätin Mag. Duzdar.)

Schülerinnen und Schüler vertreten, das ist das Stichwort. Schülerinnen und Schüler haben berechtigte Anliegen, gescheite Ideen und ein gutes Gespür dafür, was für sie gut ist, finden aber leider – entgegen anderslautenden Beteuerungen – viel zu selten Gehör. Schließlich geht es aber um sie, und sie haben es sich verdient, dass wir sie in den Mittelpunkt stellen und für sie eine Schule anbieten, die sie wirklich auf das Leben vorbereitet. Da gibt es viel zu tun, und darauf freue ich mich. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Mag. Erlitz.)

18.47


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Kö­berl. – Bitte.

 


18.47.55

Bundesrat Günther Köberl (ÖVP, Steiermark): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Ich habe mich deswegen zu Wort gemeldet – als Lehrer, der an der Polytechnischen Schule Bad Aussee unterrichtet –, weil mich vorige Woche ein Schüler gefragt hat: Herr Fachlehrer, sind wir – damit meint er die Schule und die Schü­ler – eigentlich wirklich so schlecht, wie immer geredet wird? Ich habe ihn dann gefragt: Wie schätzt du denn die Situation ein? Daraufhin hat er etwas gesagt, was mir wirklich imponiert hat: Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen, fragen Sie mich das in ein paar Jahren! – Das sind Worte eines 15-jährigen Schülers.

Auch ich war beeindruckt von der Debatte, nicht vom Niveau der Debatte, denn dieses ist – da gebe ich der Frau Minister und dem Kollegen Schnider recht – manchmal wirk­lich unter jeder Kritik, aber von der Breite und dem Zugang.

Es hat am vergangenen Wochenende nicht nur der „Standard“, sondern es haben auch viele andere Tageszeitungen dem Thema Bildung einen Schwerpunkt gewidmet. Da habe ich etwas gelesen, was mich an etwas erinnert hat. Wahrscheinlich wird es vielen von Ihnen gleich gehen. Aus dem „Standard“ vom 26. Juni 2010 unter dem Titel „Die beste Schule der Welt“ von Karl Heinz Gruber:

„Bei der Erwähnung von Pisa hörte sich für die Tischrunde der Spaß auf. Alle Anwesen­den wurden schlagartig Bildungsexperten, die sich in ein Pro-Pisa-Lager (das Output schulischen Lernens gehört objektiv gemessen) und ein Contra-Pisa-Lager (Bildung ist wie Blut ,ein besonderer Saft‘ und entzieht sich jeglicher Quantifizierung) gruppierten; man geriet sich ordentlich in die Haare, einigte sich aber schließlich ermüdet darauf, dass das österreichische Schulsystem sicher, wahrscheinlich, vielleicht oder hoffentlich besser ist, als die Pisa-Resultate signalisieren.“

Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Wir haben kein schlechtes Schulsystem. Wir jammern zum Teil auf einem hohen Niveau, das dürfen wir nicht vergessen. Ich er­teile aber allen eine Absage, die die Diskussion um das Bildungssystem in Österreich – ich meine das nicht parteipolitisch – in Lager teilen, nach dem Motto: Hier sind die Gu­ten und hier sind die Bösen.

Schule war immer, ist immer und wird immer ein Entwicklungsprozess bleiben, der sehr vielseitig ist. Gerade auch die heutige Debatte hier im Bundesrat, die auf hohem Niveau geführt wird, ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Zugänge sind, wie groß die Bandbreite ist. Mit einer Schulreform werden wir nicht alles lösen können. Wenn wir


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