BundesratStenographisches Protokoll796. Sitzung / Seite 72

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gewanderten Österreichern als rechtsextrem; ich tue das nicht. Da hat uns der Stadt­schulrat für Wien wirklich sehr geholfen, weil er für diese Gebiete Schulbücher, die er nicht mehr gebraucht hat, zur Verfügung gestellt hat. Es war eine Aktion, die wirklich sehr unbürokratisch und sehr prompt erledigt worden ist, und dafür möchte ich mich heute noch bedanken, auch wenn es schon ein paar Jahre zurückliegt. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesräte Mag. Klug und Kainz.)

Ich glaube also, dass das offizielle Österreich ganz gut beraten wäre, sich dieser Min­derheiten wieder verstärkt anzunehmen, denn dort wird das Kulturgut durch diese deut­schen Minderheiten noch hochgehalten, und dies nicht zum Schaden der Heimat­länder, die ja ihre Heimatländer sind – und das bestreiten sie ja auch nicht, sie fühlen sich ja dort absolut beheimatet, wollen aber natürlich die Teile ihrer Kultur und ihrer Sprache behalten, was ich richtig finde. Das gestehen wir jedem zu, auch wenn uns oft Gegenteiliges unterstellt wird. Das gestehen wir auch jenen zu, die zu uns kommen. (Heiterkeit des Bundesrates Gruber.) – Ich weiß, der Kollege Gruber lacht schon etwas verschmitzt. – Auch denen, die hier zuwandern, wollen wir weder ihre Sprache noch ihre Kultur nehmen. Das, worum es immer geht, ist die Anpassungsfähigkeit. Und da gibt es halt Auffassungsunterschiede zwischen uns. (Bundesrat Gruber: Wir sind gar nicht so weit auseinander!)

Ich glaube also, dass es wichtig ist, eigenes Kulturgut zu pflegen, was leider auch an unseren Schulen nur mehr eingeschränkt passiert, denn Volkslieder, die ich noch in der Schule gelernt habe, und zwar selbstverständlich, höre ich bei vielen Schulauffüh­rungen nahezu gar nicht mehr. Es ist ganz selten der Fall, dass einmal ein Volkslied „daherkommt“, und da bin ich dann eh schon ganz beglückt. Wenn man die eigene Kul­tur nicht mehr hochhält, dann trägt man sie zu Grabe. Das wollen wir nicht, und dage­gen werden wir uns auch immer aussprechen. (Beifall bei der FPÖ.)

12.54


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Blatnik. – Bitte.

 


12.54.56

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Gospod president! Ge­schätzte Frau Ministerin! Gospa ministra! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese zwei Kulturberichte bieten einen Überblick über die aktuelle Entwicklung in den Bundes­museen, in den Bundestheatern, im Denkmalschutz und in anderen bedeutenden kul­turellen Institutionen in Österreich. Trotz der Wirtschaftskrise und dem Sparpaket ist es unserer Ministerin gelungen, dass es gerade in diesem Bereich zu keinen Kürzungen gekommen ist. Dafür, liebe Frau Ministerin, recht, recht herzlichen Dank! (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Mayer.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kunst und Kultur sind eine Bewegung, kein Zustand. Eine Bewegung, das heißt, es bewegt sich etwas, es muss sich etwas entwickeln. Kunst und Kultur sind eine Reise und kein Hafen. Kunst und Kultur sind für mich eine Quelle von Inspiration, von Vertiefung und Erweiterung. Kultur und Kunst sind für die Gesellschaft eine Bereicherung. Und Kunst und Kultur bedeuten für die Gesellschaft auch Entwicklung. Und ich glaube, die Gesellschaft sollte der Kunst und Kultur mit Re­spekt, Anerkennung, Achtung und Toleranz begegnen.

Kunst- und Kulturförderung, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist für mich eine Investition in eine offene, neugierige Gesellschaft. Und jetzt bin ich bei der Verhältnismäßigkeit, dem, was meine Vorrednerin gesagt hat: Ich glaube nicht, dass man Kunst und Kultur nur unter dem betriebswirtschaftlichen Aspekt sehen kann. Ich glaube, in erster Linie muss man Kunst und Kultur als kulturellen Wert anerkennen und ansehen. Und diese eingesetzten Mittel, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehe ich als Gewinn an Freude, sehe ich als produktiven Widerspruch, sehe ich als Vielfalt und auch als Spannung.

 


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