BundesratStenographisches Protokoll799. Sitzung / Seite 44

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Kärnten-Geschichte abgeschlossen haben, geht er als Botschafter nach Bern. Und auch Dr. Gerhard Hesse, Chef des Verfassungsdienstes, ist immer mit seiner Kompetenz, wenn solche Fragen aufgetaucht sind, bereitgestanden. Wir hatten auch einen Fahrer, Herrn Obradovic, der uns immer in einem silbernen VW-Bus, der sozusagen der Tourbus war, den wir uns vom Außenministerium ausgeborgt haben, sicher nach Kärnten, durch Kärnten und wieder zurück gebracht hat.

Wie gesagt: Wir haben die umfangreichste, die beste Lösung aus all den Vorschlägen, die es bisher für die Kärntner Slowenen und Sloweninnen gegeben hat und die umsetzbar waren, erreicht. Es war natürlich ein dezidiertes Ziel, die Volksgruppe zu fördern, zu unterstützen. Das ist uns gemeinsam gelungen.

Ich habe vorhin Maja Haderlap als eine der Kärntner Autorinnen genannt. Ich möchte noch einen anderen kurz nennen. Florjan Lipuš, der auf Slowenisch schreibt, hat ein berühmt gewordenes Buch geschrieben: „Der Zögling Tjaž“, übersetzt von Peter Handke. Dort kommt in den ersten 14 Sätzen übrigens achtmal das Wort „Dörfler“ vor, im Sinne von „Dorfbewohner“. (Heiterkeit.) Und Florjan Lipuš hat vor einem Jahr etwas gesagt, das mir auch im Nachhinein noch einmal aus dem Herzen spricht. Ich bin oft gefragt worden, wie wir diese Lösung zustande gebracht haben. Es war – und ich sage das wirklich so – ein Ergebnis der Kraft des Gespräches und ein Ergebnis, wo sich die Vernunft durchgesetzt hat.

Und Lipuš hat vor ungefähr einem Jahr geschrieben: Die Vernunft hat bei den meisten Menschen ein Entwicklung erfahren. – So hat er es formuliert. Dem schließe ich mich voll an.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer einer Bitte: dass Sie ein besonders schönes Signal setzen und dieses Ergebnis möglichst einstimmig annehmen. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.)

10.36


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächstem erteile ich Herrn Landeshaupt­mann Dörfler das Wort. – Bitte, Herr Landeshauptmann.

 


10.36.30

Landeshauptmann von Kärnten Gerhard Dörfler: Herr Präsident! Herr Staats­sekretär! Geschätzte Damen und Herren! Ich darf herzlich Grüß Gott sagen und möchte gleich zum „Dorfbewohner“ kommen. Ich bin tatsächlich ein Dorfbewohner, wohne in der Gemeinde Himmelberg, in der Ortschaft Werschling. Werschling ist ein slowenischer Ortsname, heißt übrigens „Anhöhe“. So gesehen hat Lipuš durchaus recht gehabt.

Ich möchte vielleicht ein letztes Mal dieses Thema auch etwas im Rückblick betrachten, denn ich glaube, es ist heute wichtig, wenn Sie diesem Gesetz Ihren Segen geben – möglichst einstimmig, das wäre auch meine Bitte –, dass man schon diesen Sonderfall Kärnten auch beleuchten muss: Warum war es so schwierig? Viele meinen aus der Entfernung, das sei unverständlich. Aber wenn man die Geschichte dieses Themas, dieses Landes und letztendlich zweier Weltkriege, die damit verbun­den sind, erörtert, erläutert und versucht zu durchblicken, dann weiß man, warum es derartige Verwundungen gegeben hat, warum es erst 56 Jahre nach dem Staatsvertrag dann Gott sei Dank möglich war, eine Lösung zu finden.

Ich würde meinen, mit Josef Ostermayer und mir war es so, dass Vertrauen statt Misstrauen sozusagen die Botschaft und der Zugang zum Thema waren. Die Chemie hat in unseren ersten Gesprächen, die letztes Jahr um diese Zeit etwa stattgefunden haben, gestimmt, wo ich jedenfalls erkannt habe, einen außergewöhnlichen Menschen kennenlernen zu dürfen, wo man nicht Eitelkeit und Misstrauen hatte, wer schneller ist,


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