BundesratStenographisches Protokoll803. Sitzung / Seite 114

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15.24.44

Bundesrätin Cornelia Michalke (FPÖ, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ob der nun be­schlossenen Umformulierung der Bundeshymne stellt sich mir die Frage, ob man das jetzt als Erfolg oder vielleicht nicht doch eher als Farce bezeichnen soll. Auch wenn ich versuche, die Entstehungsgeschichte nachzuvollziehen, dann ist nicht so ganz klar, ob es sich dabei um ein letztes Aufbäumen oder eher um einen Streich einer Ex-Frauen­ministerin handelt, oder ob es sich vielleicht um ein Ablenkungsmanöver von dringend zu lösenden frauenpolitischen Problemen handelt. Forderungen wie zum Beispiel glei­cher Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen, bessere Be­zahlung auch für typisch weibliche Berufe, soziale Absicherung von Frauen und Ein­führung von Mindestlöhnen, das sind meiner Meinung nach die Themen, die auf der politischen Tagesordnung zu stehen haben, und bei diesen Themen hat sich in den vergangenen Jahren viel zu wenig geändert. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir in diesen Punkten nicht endlich erfolgreiche Maßnahmen schaffen, dann nützt auch die Symbolik der großen Töchter in der Bundeshymne nichts. Und abgese­hen davon nützen Symboliken den Frauen sowieso nicht.

Trotz der genannten und immer noch unerledigten Grundforderungen, die ich gerade aufgezählt habe, sind Österreichs Frauen einfach doch sehr, sehr stark. Jedes dritte Unternehmen hierzulande wird zum Beispiel von einer Frau geleitet. Österreichs Frau­en sind in der Wirtschaft weiter auf dem Vormarsch. Der Anteil der Unternehmensgrün­derinnen wuchs zwischen 1994 und 2010 von 26 auf 40 Prozent, und mehr als die Hälfte aller Studierenden sind weiblich. (Bundesrätin Zwazl: 51 Prozent!) – Noch bes­ser! Ganz hervorragend!

Und ohnedies, meine Damen und Herren, steht hinter jedem erfolgreichen Mann eine noch stärkere Frau!

Schade eigentlich, dass diese Änderung des Textes unserer Bundeshymne offensicht­lich als eine frauenpolitische Meisterleistung bewertet wird. Und wenn dem so ist, dann sind wir Frauen von tatsächlichen Verbesserungen für Frauen – und von großen Töch­tern – noch meilenweit entfernt.

Mein Selbstverständnis und meine Vorstellung von großen Töchtern ist eine andere. Meiner Meinung nach ist der sozusagen alte Text so wie viele andere Liedtexte eben­falls Teil der Geschichte und von vorangegangenen Generationen geschaffen. Ich ha­be mich bis zum heutigen Tag nicht an dem Text gestoßen, und er hat mich auch nie gestört. Ich stimme deshalb dieser Änderung auch nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)

15.27


Vizepräsident Reinhard Todt: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Blatnik. – Bitte.

 


15.28.09

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Gospod president! Herr Staatssekretär! Gospod državni sekretar! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Liebe Besucherinnen und Besucher! Gerade bei diesem Thema freut es mich sehr, dass so viele junge Frauen da sitzen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen! Drage kolegice, dragi kolegi! Es ist keine Farce! Das kann doch einfach nicht sein, dass man da einen Schritt zur Gleichberechtigung, und wenn er noch so klein ist, als Farce bezeichnet in einer Zeit, im 21. Jahrhundert, in der eigentlich Gleichberechtigung, Gleichstellung etwas Selbstverständliches sein sollte. Und da stellt sich leider eine Frau her und redet von Farce.

 


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