BundesratStenographisches Protokoll803. Sitzung / Seite 183

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Ein Blick auf die Einkommenssituation des Facharbeiternachwuchses zeigt, dass der Burschenanteil in den zehn bestbezahlten Lehrberufen 96 Prozent ausmacht. Der Mädchenanteil in den zehn am schlechtesten bezahlten Lehrberufen macht 89 Prozent aus. Ich meine, das sollte uns ein bisschen nachdenklich machen.

Schlussendlich möchte ich noch auf die Benachteiligung der Lehrlinge gegenüber an­deren Arbeitnehmern im Hinblick auf die Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall hinwei­sen: Während es bei Arbeitern und Angestellten einen einheitlichen Zeitraum von sechs Wochen gibt, hinken die Lehrlinge mit lediglich vier Wochen Entgeltfortzahlung deutlich hinterher.

Ja, wie ich gesagt habe: Es gibt überall etwas zu nörgeln, aber ich will nicht zu den Nörglern gehören. Ich ersuche Sie, das als Anregung aufzufassen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich meine, diese Maßnahmen sollten irgend­wann in nächster Zukunft offensiv angegangen werden, aber nicht so, bitte, dass man wieder zur Wirtschaft sagt, deren Klein- und Mittelbetrieb ohnehin schon zum Großteil mit dem Rücken zur Wand stehen, ihr müsst und müsst und müsst. Das wäre der fal­sche Weg und die falsche Botschaft! Wir alle werden uns gemeinsam um diese Pro­bleme kümmern müssen, weil wir dies unserer Jugend und auch irgendwo uns selbst schuldig sind, damit die Lehre auch in Zukunft eine Zukunft hat. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der ÖVP.)

19.49


Vizepräsident Reinhard Todt: Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundes­rätin Junker. – Bitte.

 


19.49.16

Bundesrätin Anneliese Junker (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Mi­nister! Meine Damen und Herren! Kollege Zangerl, manchmal weiß man bei dir nicht, was du wirklich willst. (Heiterkeit und Beifall bei Bundesräten der ÖVP.)

Die Lehrlingsausbildung bei uns in Österreich ist wirklich ein sensationelles Projekt. Bei uns in Tirol sind es nach wie vor 50 Prozent der Pflichtschulabgänger, die in die Lehre gehen, und in Tirol haben wir auch einen Überhang an Lehrstellen gegenüber den Lehr­stellensuchenden. (Beifall bei der ÖVP.)

Das vorliegende Berufsausbildungsgesetz, über das wir jetzt schon sehr viel gehört ha­ben und das wir jetzt beschließen werden, soll den Lernschwächeren helfen. Da haben wir manchmal Sorge. 80 Prozent ist handwerkliches Geschick und 20 Prozent ist schu­lisch bedingt, da tun sich manche schwer, und genau dort wird jetzt angesetzt bezie­hungsweise geholfen. Ich glaube, dass dadurch die Drop-out-Quote gesenkt werden kann.

Ich darf jetzt hier ein Beispiel anführen, das wir schon seit 2003 im Bezirk Innsbruck-Land verfolgen. Da ist einmal der Bezirksschulinspektor, da sind die Pflichtschulen, die Wirtschaftsbündler und die Wirtschaftskammer, und da gibt es das Projekt „Schule, Wirtschaft und du“. Die Unternehmer machen das ohne Entgelt. Das kostet den Staat und das Land nichts. Da wurde im ersten Schritt den Berufsorientierungslehrern in Se­minaren beziehungsweise in Workshops gezeigt, was die Wirtschaft braucht, welche Forderungen die Wirtschaft an die jungen Menschen, die ins Berufsleben einsteigen wol­len, stellt.

Der zweite Schritt war dann so etwas wie eine Berufsmesse. Da gehen Unternehmer in die Schulen, und zwar einmal im Jahr. Eingeladen werden die Polytechnischen Lehr­gänge und die Hauptschulen, dritte und vierte Klasse, und auch die Unterstufe Gym­nasium. Und in die Schulen gehen 30 bis 35 Unternehmer, die dort ihren Beruf vor­stellen und die mit den Lehrlingen vor Ort sind, und die jungen Menschen dürfen dann auch handwerklich arbeiten. Also es ist nicht so, dass da jemand nur dasteht und


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