BundesratStenographisches Protokoll808. Sitzung / Seite 120

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und das hat einen einfachen Grund: Er ist nicht sehr umfangreich, und es fehlen mir ei­nige Punkte, die meiner Meinung nach eine wichtige auch europäische Debatte dar­stellen, die aber derzeit in diesem Bericht einfach nicht angesprochen werden. (Bun­desrat Schennach: Aber das ist doch das Arbeitsprogramm der Kommission!)

Es geht um das Arbeitsprogramm des Rates, in diesem Fall, zum Thema Forschung und um die Vorschläge der Kommission für „Horizont 2020“ sowie die damit zusam­menhängenden Dossiers EIT und ITER. Die österreichische Haltung zu diesem Thema ist: Es gab viele Diskussionen, und unter Federführung des Bundesministeriums wird bis Februar 2012 die österreichische Verhandlungsposition für „Horizont 2020“ erarbei­tet, und dem Parlament wird ein Positionspapier übermittelt. – Ich weiß nicht, ich habe das Positionspapier noch nicht bekommen, aber vielleicht steht es schon irgendwo.

Mich würde Folgendes interessieren. Das Thema ITER ist ja an und für sich ein sehr aktuelles Thema. Die Kommission will es herausnehmen aus dem Forschungsbudget und aus dem Finanzrahmen. Und prinzipiell sollte es so sein, dass die Mitgliedstaaten sich hier selbst engagieren. ITER, das ist der Fusionsreaktor, der irgendwann einmal vielleicht irgendwo auch Forschungsergebnisse bringen wird – aber das wissen wir nicht genau, wann das ist: in 20, 40, 50, 80 Jahren. Dieses Projekt ist einfach ein Pro­jekt, das bei den Kosten dauernd explodiert. Man bekommt ungefähr jährlich Nach­richten, dass es wieder ein bisschen teurer wird. Begonnen hat es mit 5 Milliarden, jetzt sind wir inzwischen bei 16 Milliarden.

Und, wie gesagt, die Frage ist bei diesem Projekt: Wie stehen wir zu diesem Projekt, das an und für sich, unserer Meinung nach, reine Geldverschwendung ist, denn es ist ja nicht so, dass Kernfusion ganz ungefährlich und ganz unproblematisch ist.

Die zweite Sache dabei ist eben: Der Glaube daran, dass die Erkenntnisse aus diesem Projekt uns in nächster Zukunft gerade bei der Energiepolitik irgendwo weiterhelfen werden, der ist bei uns in Wirklichkeit nicht vorhanden. Ich weiß nicht, wie weit Sie die­sen Glauben haben, Herr Minister. Aber ich würde mir da wünschen, dass es auch hin­sichtlich der österreichischen Haltung dazu eine gewisse Stellungnahme gibt, wie wir dieses Problem sehen, denn in den internationalen Medien wird sehr wohl darüber dis­kutiert, und ich denke, da sollte Österreich schon einen Standpunkt vertreten.

Ein zweiter Bereich, wo ich mir wünschen würde, dass Österreich einen weitaus kriti­scheren Standpunkt vertritt, ist allgemein die Atomforschung, EURATOM & Co., wo einfach sehr viele Gelder unter dem Deckmantel der Forschung investiert werden. Und letztendlich gilt „Sicherheit“ und „Forschung“ dann für alles – damit kann man dann die Laufzeit von Kraftwerken verlängern et cetera.

Also ich würde mir wünschen, dass es hier einen greifbaren und wirklich sichtbaren Standpunkt Österreichs gibt, dass wir auch die Forschung im Atombereich ablehnen. – Danke. (Beifall des Bundesrates Dönmez.)

15.49


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Kö­berl zu Wort. – Bitte.

 


15.50.15

Bundesrat Günther Köberl (ÖVP, Steiermark): Geschätzte Frau Präsidentin! Ge­schätzter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zusehe­rinnen und Zuseher zu Hause an den Bildschirmen! Frau Kollegin Kerschbaum! Wir ha­ben nun Gründe gehört, warum Sie den Bericht nicht zur Kenntnis nehmen. Ich werde Ihnen Gründe nennen, warum wir ihn gerne zur Kenntnis nehmen, und ich darf auf ei­nige Aspekte eingehen, die vielleicht Sie nicht gebracht haben.

Warum haben wir diesen Bericht heute auf der Tagesordnung? – Erinnern wir uns ge­meinsam: Durch einen Beschluss des Ministerrates aus dem Jahre 2004 wurde festge-


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