BundesratStenographisches Protokoll814. Sitzung / Seite 51

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Das gilt auch für den Penacho, also für die Federkrone aus Mexiko, die Landesfürst Ferdinand II., der ja ein internationaler Kunstsammler war, angeblich über Gewährs­männer von seiner spanischen Verwandtschaft im Jahre 1590 gekauft hat und die auch in Ambras ausgestellt war.

Ich würde es auch für absolut falsch halten, wenn wegen dieser Krone, die für Mexiko, vor allem für seine indigene Bevölkerung, ein hohes Kulturgut darstellt, alte Gräben aufgerissen würden. Ich möchte auch meinen, dass eine derartige Federkrone, wie sie sicher von Hunderten von Priestern, vielleicht auch von Montezuma selbst getragen wurde, für die entrechtete indigene Bevölkerung Mexikos in dieser Zeit des wirtschaftli­chen und kulturellen Niedergangs das kleinste Problem dargestellt hat. Aber es ist of­fensichtlich nur diese eine ranghohe Krone übrig geblieben.

Wenn man hier die Grundvoraussetzung für einen zeitlich begrenzten Verleih der Kro­ne geschaffen hat, ist das als nicht zu unterschätzende freundschaftliche Geste gegen­über Mexiko, jenem Land, das als einziges gegen die Auslöschung Österreichs durch Nazi-Deutschland protestiert hat, zu werten.

Einwände wie: Die Krone ist nicht transportfähig!, erinnern mich an den Ausredenkata­log des British Museum. Wenn hier solche Einwände gemacht werden, dann sage ich Ihnen, einfach von meinem Gefühl her: Ich glaube kein Wort!, denn wenn wir heute Raumschiffe zum Mars schicken, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dann werden wir doch auch die Federkrone nach Mexiko transportieren können!

Die angebotene Leihgabe der goldenen Kutsche Kaiser Maximilians von Mexiko benö­tigen wir nicht. Wir haben selbst genug goldene Kutschen – sie heißen halt nicht mehr Krönungswagen oder Prunkwagen, wie jene in der Wagenburg, sondern neuzeitlich Audi, Mercedes mit Regierungsnummer.

Ich würde mir wünschen, dass die zu verleihenden Exponate inklusive der Saliera und so weiter nach der Verleihdauer nach Ambras zurückkehren. Dasselbe wünsche ich dem Land Salzburg, dessen Kunstschätze mit Fürsterzbischof Colloredo auf Nimmer­wiedersehen gleichfalls nach Wien verbracht wurden.

Schlusssatz, geschätzte Damen und Herren des Bundesrates: Es gehört nicht alles Wien, was glänzt! – Danke für die Aufmerksamkeit. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, SPÖ und FPÖ.)

11.30


Vizepräsidentin Mag. Susanne Kurz: Nächster Redner: Herr Bundesrat Schreuder. – Bitte.

 


11.31.06

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Frau Präsidentin! Nur ganz kurz: Ich habe diese Debatte jetzt mit großem Interesse verfolgt, und ich glaube, wir sollten uns in dieser Republik darauf einigen, dass die großen Kultur- und Kunstwerke, die sich in Österreich befinden, nicht Österreich gehören, sondern der gesamten Welt, ob das nun eine Mozart-Symphonie ist oder etwas anderes.

Ich erinnere mich an die Diskussion, als bei der Fernsehsendung „Die größten Deut­schen aller Zeiten“ ein riesiger Streit darüber war, ob Mozart da dabei sein darf. Ich ha­be mir gedacht, geben wir ihn ihnen doch, der gehört doch ganz Europa, der gehört doch der ganzen Welt. Hören wir auf mit diesem Provinzialismus! Sagen wir: Es kom­men Abermillionen Menschen aus der ganzen Welt nach Österreich, um sich die Kul­turgüter zu „geben“, und sie sollen auch allen Menschen auf der Welt gehören! – Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

11.32

 


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