BundesratStenographisches Protokoll816. Sitzung / Seite 229

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der Auflösung von Rücklagen, erfährt man, sind sogar mehr finanzielle Leistungen zur Auszahlung gelangt.

Es wäre jetzt verlockend, auf einzelne Kapitel des Kulturberichtes einzugehen, aber in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit darf ich mir das ersparen und nur zwei kleine Dinge herausgreifen, die oft unbeachtet untergehen.

Lesen ist Abenteuer im Kopf – das öffentliche Büchereiwesen. Die öffentlichen Büche­reien haben ihre Leistungszahlen deutlich steigern können. Rund 10,6 Millionen Me­dien standen in den erfassten öffentlichen Büchereien zur Verfügung. Die Zahl der Be­sucherInnen stieg von 8,9 Millionen auf 9,2 Millionen, und insgesamt wurde bei den Entlehnungen die 20-Millionen-Grenze überschritten.

Ein kleines Detail zur Volkskultur, wo ich mich immer wieder frage, warum noch immer zwischen Volkskultur und Hochkultur unterschieden wird: Im Bericht erfährt man, dass die Gruppe Maul- und Trommelseuche für ihre Konzertreise nach Jakutien, ein Teil der Russischen Föderation, zur Teilnahme am 7. Internationalen Maultrommel-Festival in Jakutsk unterstützt wurde. Auch das gibt es. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar persönliche Anmerkungen machen. Vielen von uns ist es schon so ergangen, mir zumindest schon öfter, wenn man in an­dere Länder oder in andere Kulturkreise kommt: Über die Eckdaten und die geografi­sche Lage unseres Landes herrscht oft Unklarheit und Unwissenheit. Österreich ist aber weit über seine Grenzen hinaus als Kulturland bekannt. Und ich darf einen weiten Bogen spannen, von Mozart über Klimt bis zuletzt zu Michael Haneke. Daher ist es wichtig, dass es in Österreich auch die Rahmenbedingungen dafür gibt, dass die Kunst- und Kulturschaffenden in entsprechender Form unterstützt werden.

Kunst und Kultur, meine Damen und Herren, geben oft Anlass zur Diskussion und zu Auffassungsunterschieden, und auch ich habe bei so manch moderner Kunst manch­mal Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. Aber halten wir es mit Johann Wolf­gang von Goethe, der gesagt hat: „Die Kunst ist die Vermittlerin des Unaussprech­lichen.“ – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten von SPÖ und Grünen.)

22.05


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Schreuder. – Bitte, Herr Kollege.

 


22.05.26

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Präsident! Frau Ministerin! Die De­batte über den Kulturbericht möchte ich zum Anlass nehmen, mich natürlich auch für den hervorragenden und detaillierten Kulturbericht zu bedanken. Wir nehmen ihn sehr gerne zur Kenntnis und stimmen natürlich zu.

Wir können ja über so viele Details und über so viele Punkte streiten, diskutieren, wie es halt in der Demokratie üblich ist, aber ich glaube, die Punkte, über die wir uns immer wieder streiten, sind bekannt. Wir finden, dass die großen „Kulturtanker“ zu viel be­kommen, wir hätten gerne ein bisschen mehr Umverteilung dorthin, wo interessante soziokulturelle Experimente stattfinden. Aber ich will jetzt einmal etwas anderes sagen, statt zu streiten – es ist ein bisschen weihnachtlich –, ich will sagen, wie froh ich bin, dass wir in Österreich darüber diskutieren, wohin das Kulturbudget fließen soll und wie wir es verteilen sollen, wenn ich sehe, was in anderen Gemeinden, in anderen Städten und in anderen Staaten passiert. (Bundesrat Schennach: Italien!)

In den Niederlanden wurden gerade Orchester einfach aufgelöst, von einem Tag auf den anderen, wirklich gute Orchester. In Italien wurde unfassbar gekürzt, in Spanien wurde unfassbar gekürzt. Und ich war völlig überrascht – ich habe das letztens gele-


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