BundesratStenographisches Protokoll818. Sitzung / Seite 105

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geeintes Europa und an ein gemeinsames Europa, nehmen. Darum ist es wichtig, dass wir sehr viel gegen die Jugendarbeitslosigkeit, für einen Beschäftigungspakt tun – und da gibt es die Absicht in Europa, etwas zu tun.

Bei der letzten Tagung der Obmänner der Finanzausschüsse in Dublin haben wir am Abend mit Kollegen ein Gespräch geführt, sie haben gefragt: Wie schafft ihr es, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich – und man sieht das hier ganz deutlich (der Redner hält die zuvor vor sich auf das Rednerpult gestellte Tafel in die Höhe) – gegen­über den anderen Staaten so gering ist?

Die Antwort ist: In Österreich ist die Ausbildung von jungen Menschen, das duale Aus­bildungssystem ein toller Erfolg der Nachkriegsgeschichte, ein toller Erfolg der Sozial­partner, sodass wir – auch wenn es laufend Veränderungsbedarf in diesem Ausbil­dungsbereich gibt – in Europa als Vorbildland betreffend Ausbildung und Beschäfti­gung gelten. Auch wenn die Krise in Österreich oft diskutiert wird, glaube ich, dass wir mehr Geld für die Armutsbekämpfung brauchen, wenn wir die Jugendarbeitslosigkeit nicht in den Griff bekommen, denn die Armutsbekämpfung ist der nächste Schritt, wenn wir die Jugendarbeitslosigkeit nicht in den Griff bekommen.

Wesentliche Mittel für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bekommen wir mit der Einführung der Finanztransaktionssteuer, eine Initiative – und Kollege Schennach hat das schon erwähnt – unseres Bundeskanzlers Werner Faymann, der europaweit von Land zu Land gefahren ist und dafür geworben hat. Seit es in Frankreich Verän­derungen in der Präsidentschaft gegeben hat, haben sich auch die Ansichten zur Fi­nanztransaktionssteuer geändert. (Ruf bei der ÖVP: Die Arbeitslosigkeit ist gestie­gen! – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Elf Mitgliedstaaten treten schon dafür ein, haben den Antrag auf Einführung der Fi­nanztransaktionssteuer gestellt. Es nähert sich eine Nation, ein Mitgliedstaat nach dem anderen und sagt: Schauen wir uns die Rahmenbedingungen an! Es wäre ja ganz gut, wenn wir zusätzliche Mittel für Beschäftigungspakete und andere Maßnahmen, die ganz wichtig sind, bekämen, um die Armut in gewissen Ländern zu verhindern.

Ein weiterer wesentlicher Teil, wo wir viel Geld auf der Strecke lassen, ist die Steuer­hinterziehung. Das ist geschätzt zirka eine Milliarde – oder tausend Milliarden; ich glaube, tausend Milliarden. (Bundesministerin Dr. Fekter:  1 Billion!) – Mit Steuerhin­terziehung und Betrug in Europa und Betrug in den Mitgliedsländern! Mit einem Ab­kommen mit der Schweiz ist es gelungen, Steuerhinterziehung ein wenig hintanzu­halten, und es erklären sich schon sehr viele Drittstaaten bereit, auch hier Maßnahmen zu setzen.

Wichtig ist aber eine europaweite Initiative, denn Beschäftigung soll im Vordergrund stehen, ganz wichtig ist auch die Armutsbekämpfung, und am wichtigsten ist die Ver­hinderung von Jugendarbeitslosigkeit, die Eindämmung und Rückführung auf ein Maß, das für eine Entwicklung in Europa gedeihlich ist und wo junge Menschen wieder Vi­sionen haben können. (Beifall bei der SPÖ.)

15.34


Präsident Edgar Mayer: Zu Wort gelangt Frau Bundesminister Dr. Fekter. – Bitte.

 


15.35.00

Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Bundesrat! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Um der Legendenbil­dung keinen Vorschub zu leisten: Josef Pröll war es, der im September 2009 die Fi­nanztransaktionssteuer an die Kommission übermittelt hat. (Beifall bei der ÖVP. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ.) Und um der Wahrheit nahe zu bleiben: Auch Sarkozy war immer für die Finanztransaktionssteuer. Da hat der Wech-


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