BundesratStenographisches Protokoll819. Sitzung / Seite 34

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10.16.41

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger: Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Her­ren! Zunächst möchte ich mich herzlich für die Diskussion bedanken. Sie zeigt, wie wichtig dieses Thema ist, auch wenn die Emotionen da und dort hochgehen. Das macht nichts, wir müssen nur dranbleiben. Und das ist meine wesentliche Auftragssi­tuation, die ich als Außenminister auch von dieser Diskussion mitnehme.

Lassen Sie mich noch zwei Bemerkungen zu Aussagen machen, die im Laufe der Dis­kussion gefallen sind! Ja, ich weiß schon, manche haben betreffend dieses Dialogzen­trum, das wir in Österreich gemeinsam mit anderen Ländern gegründet haben, alle möglichen Befürchtungen. Ich kann Sie beruhigen: Es geht um den Dialog, und wer den Dialog will, der baut der Gewalt vor. Darum sind wir für diesen Dialog – auch in Österreich –, und das sollten wir immer ins Zentrum rücken. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf auch Herrn Kollegen Dönmez noch einmal in Erinnerung rufen: Was glauben Sie, warum der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon an der Eröff­nungsfeier teilgenommen hat, warum Kardinal Tauran als persönlicher Vertreter von Papst Benedikt teilgenommen hat (Bundesrat Dönmez: Weil die eine Strategie ver­folgen!), warum der griechisch-orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus teilgenommen hat, warum der Oberrabbiner David Rosen teilgenommen hat? – Deswegen, weil das ein wahhabitisches Zentrum ist, wohl nicht. Sie werden mir schon gestatten, dass ich das sicher immer in Abrede stelle. Es geht um den Dialog, der ist gut und richtig.

Lassen Sie mich mit einem schließen – das hat mich wirklich innerlich getroffen, was Sie gesagt haben –: Die wahre Religion kommt aus dem Inneren.

Wissen Sie, warum mich das trifft? – Das sind genau die Worte, die mir immer in all den arabischen Ländern entgegenkommen: Die wahre Religion kommt aus dem Inne­ren. Und unausgesprochen der zweite Satz: Und dort muss sie auch bleiben.

Nein, meine Damen und Herren! Es ist ein Menschenrecht, dass ich meine Religion auch nach außen bekennen darf, ohne dass ich verfolgt werde, ohne dass ich vertrie­ben werde. Das ist nämlich der Unterschied, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten von SPÖ und FPÖ.)

Darum bitte ich Sie wirklich: Hören Sie auf mit solchen Sätzen, die uns gerade die is­lamischen Vertreter immer wieder entgegenhalten! Nein, das ist falsch! (Zwischenruf des Bundesrates Dönmez.) Es ist ein Menschenrecht, dass man Religions- und Ge­wissensfreiheit in aller Öffentlichkeit betreiben kann, und dafür werden wir von der ös­terreichischen Außenpolitik uns weiter einsetzen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Bundesräten der FPÖ.)

10.19


Präsident Edgar Mayer: Herzlichen Dank, Herr Vizekanzler und Außenminister Dr. Spin­delegger.

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Ankündigung einer Erklärung des Präsidenten des
Ausschusses der Regionen gemäß § 38a GO-BR

 


Präsident Edgar Mayer: Ich gebe bekannt, dass der Präsident des Ausschusses der Regionen Ramón Luis Valcárcel Siso seine Absicht bekundet hat, eine Erklärung ge­mäß § 38a der Geschäftsordnung des Bundesrates zum Thema „Die Rolle der Regio­nen in einem sich schnell wandelnden Europa“ abgeben zu wollen.

 


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