BundesratStenographisches Protokoll822. Sitzung / Seite 107

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Daher sage ich Ihnen, ich halte diese Initiative, die hier gesetzt wird, für eine durchaus diskutable, denn das ist eine Entscheidung, die auch einen gewissen Mut erfordert. Ich sehe aber keine bessere Perspektive. Nicht in den Dialog zu treten, halte ich für keinen Fortschritt. In den Dialog zu treten und gleichzeitig aufzuzeigen, was es in Saudi-Arabien an Menschenrechtsverletzungen gibt, was der Wahhabismus auch innerhalb des Islams für extreme Positionen vertritt, halte ich für den besseren Ansatz. Da lassen wir uns den Mund nicht verbieten.

Wir sehen das Zentrum durchaus als eine Chance, und ich würde auch Sie bitten, das so zu sehen. Ich bin froh über Ihre Zustimmung, weil wir hier mitten am Weg sind. Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber der Start dieses Dialogzentrums ist durchaus geglückt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

15.03


Präsident Edgar Mayer: Danke, Herr Staatssekretär!

Bevor ich Herrn Bundesrat Hammerl das Wort erteile, darf ich die 7. Klasse des Gymnasiums  Mehrerau aus Bregenz in Vorarlberg mit den Pädagogen Markus Hämmerle, Paul Christa und Andreas Marte herzlich begrüßen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Bitte, Herr Bundesrat Hammerl.

 


15.04.11

Bundesrat Gregor Hammerl (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich stehe nicht auf der Rednerliste, es ist mir trotzdem ein Anliegen, heute hier ein paar Worte zu sagen. Meine Damen und Herren, ich glaube, wir stehen hier vor einer großen Chance, denn: Kein Weltfrieden ohne Religi­ons­frieden. Das ist der Ausgangspunkt des bekannten Projekts Weltethos von Hans Küng. Dies gilt besonders angesichts der Tatsache, dass es heute zum Teil aggressive Formen von Religionen sind, die im Vormarsch sind. Gerade die Verbindung zwischen Politik und Religion stellt in manchen Fällen eine Verschärfung der Lage dar. (Vize­präsident Mag. Himmer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Wenn fundamentalistische Formen der Religion mit Politik aufeinandertreffen, kann es leicht zu brutalen Formen von Religionsausübung – auch in unseren Ländern – kommen. Mit diesem Zentrum besteht vielleicht eine Chance für die Schaffung gegen­seitigen Respekts. Österreich ist das erste Land, in dem die Möglichkeit gegeben ist, diesen Dialog zur Entwicklung von gegenseitigem Verständnis und gegenseitigem Respekt unvoreingenommen zu führen. Wir müssen den Prozess, der mit diesem Zentrum entsteht, kritisch beobachten und begleiten. Ich betone noch einmal: kritisch beobachten und begleiten. Das ist unsere Aufgabe, damit das Ziel des Friedens zwischen den Religionen und Kulturen wirklich erreicht werden kann. Dass es für die Errichtung des Dialogzentrums einen Staatsvertrag und ein Abkommen gibt, zeigt die Bedeutung dieses Anliegens.

Für mich, meine Damen und Herren, verbindet sich mit dieser Einrichtung die Hoffnung, dass die derzeit in manchen Ländern – wie zum Beispiel dem Irak und Ägypten – gegebenen Christenverfolgungen endlich beendet werden. Religionsfreiheit ist ein Weg zum Frieden.

Ich denke besonders an das geschätzte Land Irak, das trotz seiner Bemühungen auf dem Wege zur ersehnten Stabilität und Versöhnung weiterhin ein Schauplatz von Gewalt und Anschlägen ist. Mir kommen die jüngsten Leiden der christlichen Gemeinde in den Sinn, insbesondere der niederträchtige Angriff auf die syrisch-katho­lische Kathedrale Unserer Lieben Frau Errettung in Bagdad vom 31. Oktober 2010, bei dem zwei Priester und über 50 Gläubige, die zur Feier der heiligen Messe versammelt


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