BundesratStenographisches Protokoll827. Sitzung / Seite 88

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dass nämlich ihre Lehrlinge oft nicht in der Lage sind, einfachste mathematische Aufgaben zu lösen. Ich glaube, da gehört angesetzt; denn um im Beruf bestehen zu können, ist es notwendig, Zahlen und Fakten klar zu verstehen und anwenden zu können.

Wir sind im internationalen Vergleich aber im Bildungsbereich sehr wohl gefordert. Wir wissen, dass wir, was Hochschulabschlüsse betrifft, weit hinter dem asiatischen Raum liegen; wir wissen auch, dass wir im internationalen Vergleich wenige Hochschulabsol­venten haben. Daher ist eine Anstrengung notwendig, um gerade in dieser Hinsicht besser unterwegs zu sein.

Ein Phänomen, das ich immer wieder selbst erlebt habe: Wenn Sie auf junge Leute aus dem Osten treffen, spüren Sie diesen Bildungshunger, dieses Streben nach mehr, dieses Streben nach Wissen, das gerade diese Länder, die in gewisser Hinsicht Auf­holbedarf haben, sehr klar in ihrer Anstrengung umsetzen. Bei uns hingegen hat man oftmals das Gefühl, es ist ein Muss, eine Pflicht, es steht da viel mehr der Zwang anderer dahinter.

Ich glaube, Bildung ist ein Wert, den wir schätzen und hochhalten müssen. Wenn wir sehen, dass oft bis zu 9 000 SchülerInnen jährlich „verloren gehen“ – „verloren“ im Sinne, dass sie letztlich irgendwo in den weiteren Etappen nicht mehr erfasst werden –, oder wenn wir bedenken, dass 3,7 Prozent der österreichischen Bevölkerung keinen Schulabschluss besitzen, dann wissen wir, dass da sehr wohl Handlungsbedarf ist.

Zur Frage, ob wir benoten beziehungsweise ob es lediglich verbale Benotungen sein sollen, wie es in den Schulklassen der ersten bis dritten Stufe auch ermöglicht wird, meine ich: Die Frage ist schlichtweg, ob es zu einem Bildungsabschluss kommt und ob wir auch weiterhin das Land der Patente bleiben, das Land jener sind, die mit Fleiß und Hirnschmalz ihre Unternehmen weiterbringen.

Ich möchte auch eines klar anfügen: Wir diskutieren über Bildung in Bezug auf ganz Österreich, aber ich kann eines aus meiner Region, aus dem ländlichen Bereich sagen: Bildungsprobleme im ländlichen Bereich haben wir nicht, und das sage ich mit aller Vehemenz. Diese Probleme spielen sich in manchen Städten, oftmals in größeren Städten ab. Dort sind Probleme, die gelöst gehören. Bei der Diskussion über Schulen im ländlichen Bereich stehen viel mehr die Autonomie und die Umsetzung eigener Ideen und Kreativitäten in den Schulen im Mittelpunkt.

Ich kann nur eines sagen, und das zum Abschluss: Bildung ist der Schlüssel zur Selbstbestimmung, zu einem selbstbestimmten Leben. Und eines muss uns in Zukunft klar in Verantwortung bleiben: Benoten wir das Ganze weiterhin positiv!

In diesem Sinne kann ich abschließend noch Folgendes sagen: Es wurde hier eine Dringliche Anfrage eingebracht. Wir werden dieser Dringlichen natürlich nicht zustim­men, weil es in der Diskussion ja nicht darum geht, ob wir das abschaffen oder nicht. Wir wissen, das System bleibt weiterhin in dieser Form bestehen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

17.57


Präsident Michael Lampel: Als Nächste hat sich Frau Bundesrätin Reich zur Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 


17.58.03

Bundesrätin Elisabeth Reich (SPÖ, Oberösterreich): Geschätztes Präsidium! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Anlässlich der vorgeschrittenen Stunde sollte ich nicht, aber ich muss: Als langjährige Pädagogin in der Sekundarstufe muss ich zu einigen Dingen etwas aus persönlicher Erfahrung sagen.

 


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