BundesratStenographisches Protokoll827. Sitzung / Seite 90

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Noten sind wohl immer schön und gut für gute Schüler. Wie schaut es aber für die aus, die sich zwar bemühen, aber aus bildungsfernen Schichten sind, wo die Eltern nicht bereit und auch nicht fähig sind, ihre Kinder zuhause zu unterstützen? Und wie schaut es bei Kindern aus, die eine Beeinträchtigung haben?

Ich und meine Kolleginnen und Kollegen sind eher dafür, die Schüler zu motivieren und sie nicht zu demotivieren. Wir stimmen mit dir überein, Kollege Schreuder, der du gesagt hast: Lernen soll eine Lebensbereicherung sein, lebenslang soll man Freude haben, etwas Neues zu lernen.

Auch wissen wir alle, was man benotet. Es gibt unzählige Studien, die belegen, dass man Kinder, die schön schreiben, meistens sogar Mädchen, besser benotet als Knaben, die das nicht können. Benoten wir das Bemühen, benoten wir die körperlichen Voraussetzungen, zum Beispiel im Sport, in den Kreativbereichen!

Was machen wir da? Meistens ist die Ziffernnote dann schon glücklicherweise bei 1 und 2 ausgeschöpft.

Wie benoten wir? Benoten wir nach der Gaußschen Verteilungskurve, so wie wir es damals in unserer Ausbildung gelernt haben? Wo ist der Grenzbereich: bei 64,3 Pro­zent oder bei 66,4 Prozent?

Wer benotet? Wir haben es schon gehört; die Persönlichkeit der Lehrerinnen und Lehrer ist hier ganz ausschlaggebend. Meine Erfahrungen als Lehrerin und auch jetzt als Direktorin zeigen es: Zum Beispiel kommen die Schülerinnen und Schüler, die zu uns in die Hauptschule kommen, aus den verschiedensten Schulen, und die AHS-Reife ist bei den fünf Schulen, aus denen sie zu uns kommen, ganz verschieden angelegt. Sogar aus einer Schule kann man bei zwei verschiedenen Klassen nicht nachvoll­ziehen, warum der eine Schüler AHS-Reife hat und der andere nicht.

Auch Arbeitgeber – und das weiß ich aus eigener Erfahrung – brauchen vielfach keine Ziffernnoten mehr, sie wollen sich ihre Lehrlinge oder Arbeitnehmer selber anschauen. Dazu haben wir die Schnuppertage. Dazu haben wir Berufsorientierung.

Trauen wir uns doch, diesen Weg der schrittweisen Abschaffung der Ziffernnoten zu gehen! Viele viele Länder mit sehr positiven Ergebnissen in allen Standards zeigen uns das vor. Vielleicht stellen wir es, so wie es der Vorschlag ist, den Schulen frei. Wir und ich würden gerne dabei sein. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.05


Präsident Michael Lampel: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Krusche. Ich erteile es ihm.

 


18.05.06

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Hohes Präsidium! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Meine Damen und Herren zuhause, solange Sie noch Geduld oder gerade erst zugeschaltet haben! Als, glaube ich, vorletzter Redner auf der Rednerliste werde ich jetzt wahrscheinlich nichts grundlegend Neues mehr bringen, aber ich habe die Gelegenheit, auf Vorredner einzugehen. Hier sei mir gestattet, als erstes auf das einzugehen, was Sie, Frau Minister, ganz am Beginn Ihres Statements und vor Ihrer Fragebeantwortung gesagt haben.

Sie haben gesagt, Sie möchten neugierige Kinder, die keine Angst vor Noten haben müssen. Das ist ja durchaus zu unterschreiben.

Sie haben aber auch gesagt, dass Sie die Noten nicht von heute auf morgen ab­schaffen wollen und können, sondern Schritt für Schritt. Da haben eigentlich bei mir die Alarmglocken geschrillt, denn es scheint in dieser Legislaturperiode aus Ihrer Sicht dies der erste Schritt zu sein, nämlich bis zur dritten Klasse Volksschule die Noten


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