BundesratStenographisches Protokoll830. Sitzung / Seite 21

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Zweitens: Was halten Sie von dem Modell, dass ein Arzt in einer Tankstelle eine
24-Stunden-Ordination eröffnet hat?

 


Präsident Michael Lampel: Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Ärztinnen und Ärzte dort im Einsatz sind, wo die Menschen leben. Ich glaube, das ist wichtig, Menschen müssen eine entsprechende Versorgung mit ärztli­chen Leistungen haben, und da bedarf es bunter Formen der Versorgung.

Wir müssen uns auch damit auseinandersetzen – das ist jetzt nämlich die große He­rausforderung in der Allgemeinmedizin –, weg von der Akutversorgung und hin zur Ver­sorgung chronischer Erkrankungen zu kommen. Das verändert das Berufsbild und auch den eigenen Zugang zur Krankheit. Daher brauchen wir für diesen Bereich wis­senschaftliche Unterstützung mit verstärkter Versorgungsforschung. Das ist der eine Aspekt. Diesbezüglich sind die ehrwürdigen medizinischen Universitäten in Österreich gefordert mehr zu tun. Ich sage das ganz deutlich: Die Unis sind gefordert, mehr zu tun! Es beginnen auch schon viele damit.

Zur zweiten Frage, wo ein Arzt Leistungen anbietet, sage ich: Das ist grundsätzlich sei­ne Entscheidung. Aus Sicht der Gesundheitspolitik ist es wichtig, dass die Qualität die­ser Versorgung dem entspricht, was Patientinnen und Patienten erwarten dürfen. Die Frage, ob ein Arzt in einer Tankstelle, in einer ausrangierten Wohnung oder in einem medizinischen Zentrum arbeitet, ist für mich nicht relevant, wenn die Qualität dieser Versorgung den Anforderungen entspricht. Für mich ist es wichtig, dass solche Zu­gänge zu ärztlichen Leistungen auch durch die Sozialversicherungen finanziert wer­den, damit nicht Zusatzbeiträge jene Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, öko­nomisch überfordern.

Das ist meine Kritik, ansonst ist es Sache der Ärztinnen und Ärzte, mit welchem Modell sie an ihre Patientinnen und Patienten herantreten.

 


Präsident Michael Lampel: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Michalke.

 


Bundesrätin Cornelia Michalke (FPÖ, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben bereits eingangs darauf hingewiesen, dass Unterschiede von West nach Ost oder von Ost nach West gegeben sind.

In Vorarlberg sind uns selbstverständlich Deutschland und die Schweiz ganz nahe. Und es gehen, insbesondere auch im Spitalsbereich, Ärzte, wenn sie eine Fachausbil­dung machen wollen, zunehmend in die Schweiz oder nach Deutschland, da dort das Angebot offensichtlich besser ist und auch die Arbeitszeiten der Ärzte genauer einge­halten werden. Dasselbe gilt auch für den niedergelassenen Bereich.

In Vorarlberg funktioniert zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Krankenpflege­vereinen sehr gut. Dieses Modell könnte man leicht auf ganz Österreich übertragen.

Ich habe aber noch eine konkrete Frage: Wie sieht derzeit der Ärztemangel im nie­dergelassenen Bereich in den einzelnen Bundesländern aus?

 


Präsident Michael Lampel: Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Bundesrätin, das ist ganz unterschiedlich. Es gibt in der ärztlichen Versorgung tatsächlich die eine oder an­dere offene Stelle, dass also da und dort eine Arztstelle nicht besetzt wird. In Öster­reich sind allerdings generell alle beziehungsweise die meisten Stellen, die im Stellen­plan vorgesehen sind, besetzt. Es gibt möglicherweise eine Handvoll Stellen, bei de­nen die Besetzung etwas länger dauert und in der Übergangsphase die Versorgung für Patientinnen und Patienten möglicherweise problematisch ist.

 


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