Zweitens: Was halten Sie von dem Modell, dass ein Arzt in
einer Tankstelle eine
24-Stunden-Ordination eröffnet hat?
Präsident Michael Lampel: Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Ärztinnen und Ärzte dort im Einsatz sind, wo die Menschen leben. Ich glaube, das ist wichtig, Menschen müssen eine entsprechende Versorgung mit ärztlichen Leistungen haben, und da bedarf es bunter Formen der Versorgung.
Wir müssen uns auch damit auseinandersetzen – das ist jetzt nämlich die große Herausforderung in der Allgemeinmedizin –, weg von der Akutversorgung und hin zur Versorgung chronischer Erkrankungen zu kommen. Das verändert das Berufsbild und auch den eigenen Zugang zur Krankheit. Daher brauchen wir für diesen Bereich wissenschaftliche Unterstützung mit verstärkter Versorgungsforschung. Das ist der eine Aspekt. Diesbezüglich sind die ehrwürdigen medizinischen Universitäten in Österreich gefordert mehr zu tun. Ich sage das ganz deutlich: Die Unis sind gefordert, mehr zu tun! Es beginnen auch schon viele damit.
Zur zweiten Frage, wo ein Arzt Leistungen anbietet, sage ich: Das ist grundsätzlich seine Entscheidung. Aus Sicht der Gesundheitspolitik ist es wichtig, dass die Qualität dieser Versorgung dem entspricht, was Patientinnen und Patienten erwarten dürfen. Die Frage, ob ein Arzt in einer Tankstelle, in einer ausrangierten Wohnung oder in einem medizinischen Zentrum arbeitet, ist für mich nicht relevant, wenn die Qualität dieser Versorgung den Anforderungen entspricht. Für mich ist es wichtig, dass solche Zugänge zu ärztlichen Leistungen auch durch die Sozialversicherungen finanziert werden, damit nicht Zusatzbeiträge jene Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, ökonomisch überfordern.
Das ist meine Kritik, ansonst ist es Sache der Ärztinnen und Ärzte, mit welchem Modell sie an ihre Patientinnen und Patienten herantreten.
Präsident Michael Lampel: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Michalke.
Bundesrätin Cornelia Michalke (FPÖ, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben bereits eingangs darauf hingewiesen, dass Unterschiede von West nach Ost oder von Ost nach West gegeben sind.
In Vorarlberg sind uns selbstverständlich Deutschland und die Schweiz ganz nahe. Und es gehen, insbesondere auch im Spitalsbereich, Ärzte, wenn sie eine Fachausbildung machen wollen, zunehmend in die Schweiz oder nach Deutschland, da dort das Angebot offensichtlich besser ist und auch die Arbeitszeiten der Ärzte genauer eingehalten werden. Dasselbe gilt auch für den niedergelassenen Bereich.
In Vorarlberg funktioniert zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Krankenpflegevereinen sehr gut. Dieses Modell könnte man leicht auf ganz Österreich übertragen.
Ich habe aber noch eine konkrete Frage: Wie sieht derzeit der Ärztemangel im niedergelassenen Bereich in den einzelnen Bundesländern aus?
Präsident Michael Lampel: Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Bundesrätin, das ist ganz unterschiedlich. Es gibt in der ärztlichen Versorgung tatsächlich die eine oder andere offene Stelle, dass also da und dort eine Arztstelle nicht besetzt wird. In Österreich sind allerdings generell alle beziehungsweise die meisten Stellen, die im Stellenplan vorgesehen sind, besetzt. Es gibt möglicherweise eine Handvoll Stellen, bei denen die Besetzung etwas länger dauert und in der Übergangsphase die Versorgung für Patientinnen und Patienten möglicherweise problematisch ist.
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