BundesratStenographisches Protokoll831. Sitzung / Seite 30

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Selbstverständlich – und ich wäre nicht der Sprecher der „Grünen Andersrum“, wenn ich das am Ende nicht noch betonen würde – sind auch die Fragen der Regenbogen­familien, die Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ganz entscheidende familienpolitische Fragen. Es gibt von Ihrer Seite gemeinsam mit dem Innenministerium und dem Justizministerium Pläne, etwas zu ändern, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Ich möchte aber schon noch einmal betonen, dass natürlich, wenn man nicht werten will, auch dieselben Rahmenbedingungen, und zwar auch dieselben rechtlichen Rah­men­bedingungen, für alle vorhanden sein müssen. Das kann natürlich nur bedeuten, dass die Ehe aufgemacht wird für alle und die eingetragene Partnerschaft für verschiedengeschlechtliche Partnerschaften.

Wenn man das Kindswohl – „Kindeswohl“ sagt man, glaube ich, juristisch –, wenn man das Kindeswohl in den Vordergrund rücken will, ins Zentrum rücken will, ja auch muss, dann zählt natürlich auch bei der Adoption die Frage, wo das Kind am besten aufge­hoben ist. – Ein Kind ist nicht unbedingt schon vorab nur bei heterosexuellen Partner­schaften am besten aufgehoben. Die Adoption für alle ist schwierig, weil es ja viel mehr adoptionswillige Paare als Kinder gibt, das wissen wir, aber schon im Vorfeld aufgrund der sexuellen Orientierung zu filtern, halte ich für falsch. Es müssen die besten Rahmenbedingungen vorgefunden werden, und dabei sollte die sexuelle Orientierung keine Rolle spielen.

Die 5 Minuten Redezeit sind vorbei. Wie gesagt, Familienpolitik ist abendfüllend, aber wir müssen es jetzt einmal dabei belassen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

10.34


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundes­minister Dr. Karmasin. – Bitte, Frau Minister.

 


10.34.25

Bundesministerin für Familien und Jugend MMag. Dr. Sophie Karmasin: Ge­schätztes Präsidium! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Werte Zuseher und Zuseherinnen! Ich möchte noch auf zwei, drei Punkte eingehen im Zusammenhang mit dieser immerwährenden Diskussion über Frauen, die zu Hause bleiben wollen, versus diejenigen, die arbeiten gehen wollen.

Ich glaube, dieses Modell gibt es in Wirklichkeit gar nicht so schwarz-weiß. Ich meine, wir sollten uns lösen von dieser Vorstellung, dass man sich als Familie oder als Frau für das eine oder das andere entscheidet. Würde das bedeuten, dass berufstätige Frauen ihre Kinder nicht selbst betreuen? Es ist ja nicht so, dass man ein Kind, vor allem wenn es erst ein Jahr alt ist, 18 Stunden lang in eine Kinderbetreuung gibt, son­dern vielleicht nur zwei, drei Stunden oder vielleicht auch fünf Stunden. Also dieses Schwarz-Weiß-Denken halte ich für verfehlt. Ganz im Gegenteil! Die Zukunft wird sich so gestalten, dass wir uns eine Verstrickung und eine Verwebung aller Lebensbereiche und auch der beiden Geschlechter vorstellen müssen. Das heißt, dass Frauen und Männer meiner Meinung nach möglichst bald wieder in ein Teilzeitbeschäfti­gungs­verhältnis gehen sollten, seien es jetzt zehn Stunden, seien es 30 Stunden. Beide sollten die Möglichkeit haben, erwerbstätig zu sein, auch für ihre eigene Unabhängig­keit, und gleichzeitig auch maximal Zeit mit den Kindern zu verbringen und die restliche Zeit auf Betreuungsmöglichkeiten zurückzugreifen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Somit sind wir wieder beim partnerschaftlichen Ansatz. Ich denke, Teilzeit ist sehr gut, sollte aber natürlich in allen Branchen und vor allem auch in allen Hierarchieebenen möglich sein, auch mit allen Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten und vor allem auch für beide Geschlechter. Das ist ja leider im Moment in Österreich auch sehr ge­schlechts­spezifisch aufgeteilt. 80 Prozent der Teilzeittätigkeiten werden von Frauen


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