BundesratStenographisches Protokoll832. Sitzung / Seite 30

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Präsidentin Ana Blatnik: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Dörfler. Ich erteile es ihm.

 


10.04.27

Bundesrat Gerhard Dörfler (FPÖ, Kärnten): Geschätzte Frau Präsidentin! Lieber Herr Landeshauptmann! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Viele Besucher aus Kärnten sind heute anwesend, einen stolzen Vater sehen wir hier: Ogi, es ist ein schöner Erfolg für eine Familie, die Verbindung immer in den Vordergrund gestellt hat – dieser Tag für euch als Familie!

Ich möchte 100 Jahre nach Sarajevo schon auch diese Sitzung heute zum Anlass nehmen, die Konfliktgeschichte, die gerade uns Kärntner so erschüttert und hundert Jahre beschäftigt hat, kurz auszuleuchten. Das ist mir auch sehr wichtig. Das ist nicht irgendein Vorsitz, der heute übernommen wurde, sondern das ist eigentlich ein Ankommen in einer gemeinsamen Normalität, dass wir in Kärnten nicht eine ins Eck gestellte Minderheit haben, sondern eine selbstbewusste Volksgruppe. Das ist auch zu beleuchten.

Ich war auf Einladung des Staatspräsidenten Bakir Izetbegović am 28. Juni in Sarajevo. Dort ist in trauriger Weise Zeitgeschichte entstanden: Erster Weltkrieg, für uns Kärntner dann der Abwehrkampf – da sind wir vielen Kärntnern auch dankbar dafür, dass sie für ein gemeinsames Kärnten gekämpft haben –, die Kärntner Volks­abstimmung, die auch deshalb ein positives Ergebnis gebracht hat – und das wird gerne von manchen in Kärnten ausgeblendet –, weil auch viele Kärntner Sloweninnen und Slowenen, damals als Windische bezeichnet, für Österreich und für Kärnten gestimmt haben. Auch das gehört der Geschichte dieses Konfliktes hinzugefügt.

Übrigens gab es im Ersten Weltkrieg zwölf Garnisonssprachen, eine davon war Slowenisch. Ich war letztes Wochenende auf dem Pot miru, auf dem Friedensweg, von Log pod Mangartom, das ist unter dem Mangart an der slowenischen Grenze, bis Kobarid unterwegs, und wenn man dort die Ruinen des Krieges, die heute noch sichtbar sind, betrachtet, dann weiß man, dass wir Frieden nicht als Floskel verstehen sollten, und gerade wir Kärntner sind gebrannte Kinder.

Im Zweiten Weltkrieg hat man der Volksgruppe schweres Leid zugefügt. Es ist unverzeihlich, was man der Volksgruppe angetan hat. Ich darf aber auch festhalten, dass gerne ausgeblendet wird, was im Mai 1945 Tito-Partisanen an Völkermord zu verantworten haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Mit Sicherheit mehr als hunderttausend Menschen wurden jenseits der Kärntner Landesgrenze umgebracht und verscharrt, und das nach Kriegsende. – Auch das hat man nicht zu vergessen, auch das sind Opfer.

1945 bis 1955 – und das ist eben aus meiner Sicht die schwierigste Zeit des Konfliktes, den es in Kärnten viel zu lange gegeben hat – war natürlich die Sorge der Landes­bevölkerung groß, egal ob deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung oder auch Volks­gruppe, dass es doch noch einmal dazu kommt, dass Tito aufgrund der Kriegs­ergebnisse in der Lage ist, einen Teil Kärntens an sich zu reißen. Das sollte man auch nicht ausblenden, das hat auch zu diesem Konflikt beigetragen.

Der 6. Juli ist nicht nur der Geburtstag meiner Frau, meiner Tochter und des Dalai Lama, sondern am 6. Juli 1972 wurde auch unter Bruno Kreisky das erste Ortstafel­gesetz beschlossen, das letztendlich zum Ortstafelsturm in Kärnten geführt hat.

Glauben Sie mir, mir war es in meiner Amtszeit als Landeshauptmann das Wichtigste, dieses Konfliktfeld zu beseitigen. Wenn es dir, Günther Novak, heute so schwerfällt, anzuerkennen, dass zwei Personen diesen Konflikt führend gelöst haben, gemeinsam mit den Volksgruppenvertretern, dann nehme ich für mich einfach in Anspruch: Es war


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