BundesratStenographisches Protokoll838. Sitzung / Seite 66

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

eine „Schöne neue Welt“ wie der deutsche Titel dieses Buchs aus den 1930er Jahren lautet – empfinden wir von der FPÖ das nicht. Wir empfinden das als eine furchtbare und ganz grausliche Welt, die wir so nicht wollen.

Sie wissen auch, dass die Kinder spätestens in der Pubertät Schwierigkeiten bekom­men. Sie wissen es schon aus Erfahrung, dass es da Beziehungsprobleme gibt, dass es da Identitätsprobleme gibt; und dass bereits die normale Pubertät einem Jugendli­chen zusetzt, weil da verschiedene körperliche Prozesse neu gestaltet werden, und dass das so noch viel, viel ärger ist. All das nehmen Sie billigend in Kauf. Als Be­ruhigungspille sagen Sie dann: Na gut, da muss man halt eine psychologische Be­treuung machen. Na bravo, kann ich Ihnen nur sagen! Sie wissen um all diese schwerwiegenden Dinge und sagen: Na ja, der Psychologe, der eh alles richten kann, wird es schon richten.

Die FPÖ ist der Meinung – und das hat Kollege Kickl im Nationalrat auch schon ge­sagt, und da sind wir im Bundesrat der gleichen Meinung –, dass mit diesem Gesetz die Natur völlig auf den Kopf gestellt wird. Da muss man sich schon fragen, wo Sie da mit Ihrer christlich-sozialen Lehre sind. Es ist Ihnen offensichtlich wurscht, um der Be­liebigkeit recht zu geben und nicht als irgendwelche Ewiggestrigen oder Superkonser­vativen dazustehen.

Da verstehen wir Sie wirklich nicht und möchten daher noch einmal an Ihr Gewissen appellieren: Denken Sie noch einmal darüber nach, ob Sie diesem Gesetz wirklich zu einer Mehrheit verhelfen wollen!

Die FPÖ tut das nicht, sie springt nicht auf diesen Zug der Modernität auf. Die FPÖ bleibt dabei, dass die Ehe ein wichtiges Konstrukt ist, und bleibt auch dabei, dass eine Familie vorwiegend aus Vater, Mutter und Kind besteht. Sie vergessen dabei, dass die meisten Familien ganz klassische Familien sind, mit Vater, Mutter, Kind, mit oder ohne Trauschein – das alleine ist ja jetzt nicht der Punkt –, und die schweigende Mehrheit gibt Ihnen auch nicht recht. Die trauen sich nur nicht, sich dazu zu äußern, weil sie ja sofort diskriminiert werden, als Diskriminierer einerseits und dazu noch als Rechts­extreme und Nazis, und ich weiß nicht, was Ihnen da alles einfällt. – Aber die schwei­gende Mehrheit sieht das in den meisten Fällen genauso wie die FPÖ.

Daher sage ich Ihnen, dass die FPÖ aus gutem Gewissen diesem Gesetz nicht die Zu­stimmung geben wird, und ich bitte Sie: Denken Sie noch einmal darüber nach, ob Sie das, wie es hier ist, auch wirklich wollen! (Beifall bei der FPÖ.)

12.05


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nun gelangt Frau Bundesrätin Köberl zu Wort. – Bitte.

 


12.05.59

Bundesrätin Johanna Köberl (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ganz sicher hat sich niemand hier im Parlament – weder im Nationalrat noch heute hier im Bundesrat – diese Entscheidung leicht gemacht; gerade bei so einem heik­len Thema, das sehr viele Fragen und noch mehr divergierende Antworten aufwirft.

Jeder und jede von uns hat zu den verschiedenen Punkten, die in diesem Gesetz be­handelt werden, eine andere Meinung, auf die Fragen eine andere Antwort, weil wir eben alle verschiedene Zugänge dazu haben. Gerade hier wird es aber nicht die eine richtige Antwort geben, weil wir eben diese verschiedenen Zugänge haben, denn es wird die eigene Lebenserfahrung mithineingenommen, es werden eigene Erlebnisse eingebracht. Die eigene Geschichte spielt hier eine wesentliche Rolle.

Meiner Meinung nach ist es aber ein notwendiger Beschluss, um in Österreich ein mo­dernes Fortpflanzungsmedizingesetz zu haben, das der gesellschaftlichen Entwicklung


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite