BundesratStenographisches Protokoll840. Sitzung / Seite 30

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tragen und österreichische Historiker und Historikerinnen von der Universität Wien, die gerade das 650-Jahr-Jubliäum feiert, und der Akademie der Wissenschaften weniger zu berücksichtigen?

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien Dr. Josef Oster­mayer: Erstens halte ich es immer für sinnvoll, dass man Politik und Wissenschaft trennt. Was ich gemacht habe, war, dass ich gemeinsam – ich habe es vorher schon gesagt – mit der Generaldirektorin der Nationalbibliothek Herrn Universitätsprofessor Oliver Rathkolb gebeten habe, Überlegungen anzustellen, und zwar auch in die Rich­tung, wie eine solche Gruppe zusammengesetzt werden könnte. Dabei habe ich es für sinnvoll befunden, dass nicht nur österreichische Wissenschaftler und Wissenschaft­lerinnen vertreten sind – denn überwiegend sind es solche –, sondern dass man auch über den Tellerrand hinausschaut, um auch die Sicht auf die Geschichte Österreichs vom internationalen Blickwinkel, vom europäischen, aber auch vom amerikanischen, mit einzubeziehen. Ich habe kein Problem – ganz im Gegenteil! –, wenn wir auch einen Input von renommierten Historikern aus den USA bekommen, wie diese Österreich se­hen.

Ich war vor Kurzem in Amerika an der Princeton Universität und habe dort den ameri­kanischen Kunsthistoriker und Kulturhistoriker Carl Schorske ausgezeichnet, der 1980/
1981 ein Buch über das Fin de Siècle in Wien geschrieben und wesentlich dazu beige­tragen hat, dass Klimt, Schiele, Schönberg, Alban Berg – also diese Zeit – sozusagen als Wiener Schule erkannt wurden. Carl Schorske, der jetzt etwas mehr als 100 Jahre alt ist, hat für dieses Buch den Pulitzer-Preis bekommen. Außerdem habe ich voriges Jahr Charles Maier in Harvard getroffen, der auch außerhalb Österreichs einflussreiche Werke über die Geschichte Österreichs geschrieben hat.

Ich halte also das, was der Zeithistoriker der Wiener Universität, Oliver Rathkolb, in die­sem Zusammenhang getan hat, für sehr sinnvoll, und ich unterstütze das auch.

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Dr. Reiter.

 


Bundesrätin Dr. Heidelinde Reiter (Grüne, Salzburg): Herr Minister! Einerseits bin ich dankbar für die Initiative betreffend dieses Haus der Geschichte. Andererseits erschreckt mich aber sowohl die Geschwindigkeit des Zugs als auch die Komplexität dessen, was Sie sich hier vorgenommen haben. Ich glaube nämlich, dass bei der ganzen Diskus­sion darüber, was das kosten soll, wie viele Quadratmeter vonnöten sind, woher das Geld kommen soll und so weiter, eine wichtige Frage untergeht, nämlich: Welches Ziel verfolgen wir mit diesem Museum?

Ich sehe das auch aus der Position der Vermittlung der Inhalte eines solchen Museums als Fremdenführerin, und ich stehe mit meinen Bedenken nicht allein, wenn ich mich frage: Wo stehen wir jetzt? Und wie kann es weitergehen? – Nach einer Diskussion am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie gibt es ja diese Petition dagegen.

Daher meine Frage: Inwieweit werden auch noch andere in das Gesamtkonzept des­sen, was hier vermittelt werden soll, und zwar mit den vorhandenen Mitteln, mit einge­bunden? – Ich denke mir: Wäre es nicht an der Zeit, ein virtuelles Museum bezie­hungsweise Haus der Geschichte zu konstruieren? Wäre das nicht ein neuer Ansatz, der auch in die Bundesländer viel weiter ausstrahlen würde, als wenn man auf das oh­nehin sehr umfangreiche Angebot an Museen, das gerade dieser Raum bietet, noch dieses quasi draufsetzt?

Meine Frage lautet also: Inwieweit gibt es in diesem Zusammenhang noch Offenheit und Zeit, auch andere Ideen und Entwicklungen unterzubringen? Das heißt: Inwieweit öffnen Sie sich außer in Richtung dieses sehr komplizierten Geflechts aus BIG, Hof-


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