tragen und österreichische Historiker und Historikerinnen von der Universität Wien, die gerade das 650-Jahr-Jubliäum feiert, und der Akademie der Wissenschaften weniger zu berücksichtigen?
Präsidentin Sonja Zwazl: Herr Bundesminister, bitte.
Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien Dr. Josef Ostermayer: Erstens halte ich es immer für sinnvoll, dass man Politik und Wissenschaft trennt. Was ich gemacht habe, war, dass ich gemeinsam – ich habe es vorher schon gesagt – mit der Generaldirektorin der Nationalbibliothek Herrn Universitätsprofessor Oliver Rathkolb gebeten habe, Überlegungen anzustellen, und zwar auch in die Richtung, wie eine solche Gruppe zusammengesetzt werden könnte. Dabei habe ich es für sinnvoll befunden, dass nicht nur österreichische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vertreten sind – denn überwiegend sind es solche –, sondern dass man auch über den Tellerrand hinausschaut, um auch die Sicht auf die Geschichte Österreichs vom internationalen Blickwinkel, vom europäischen, aber auch vom amerikanischen, mit einzubeziehen. Ich habe kein Problem – ganz im Gegenteil! –, wenn wir auch einen Input von renommierten Historikern aus den USA bekommen, wie diese Österreich sehen.
Ich war vor Kurzem in Amerika an der Princeton
Universität und habe dort den amerikanischen Kunsthistoriker und
Kulturhistoriker Carl Schorske ausgezeichnet, der 1980/
1981 ein Buch über das Fin de Siècle in Wien geschrieben und
wesentlich dazu beigetragen hat, dass Klimt, Schiele, Schönberg,
Alban Berg – also diese Zeit – sozusagen als Wiener
Schule erkannt wurden. Carl Schorske, der jetzt etwas mehr als
100 Jahre alt ist, hat für dieses Buch den Pulitzer-Preis bekommen.
Außerdem habe ich voriges Jahr Charles Maier in Harvard getroffen, der
auch außerhalb Österreichs einflussreiche Werke über die
Geschichte Österreichs geschrieben hat.
Ich halte also das, was der Zeithistoriker der Wiener Universität, Oliver Rathkolb, in diesem Zusammenhang getan hat, für sehr sinnvoll, und ich unterstütze das auch.
Präsidentin Sonja Zwazl: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Dr. Reiter.
Bundesrätin Dr. Heidelinde Reiter (Grüne, Salzburg): Herr Minister! Einerseits bin ich dankbar für die Initiative betreffend dieses Haus der Geschichte. Andererseits erschreckt mich aber sowohl die Geschwindigkeit des Zugs als auch die Komplexität dessen, was Sie sich hier vorgenommen haben. Ich glaube nämlich, dass bei der ganzen Diskussion darüber, was das kosten soll, wie viele Quadratmeter vonnöten sind, woher das Geld kommen soll und so weiter, eine wichtige Frage untergeht, nämlich: Welches Ziel verfolgen wir mit diesem Museum?
Ich sehe das auch aus der Position der Vermittlung der Inhalte eines solchen Museums als Fremdenführerin, und ich stehe mit meinen Bedenken nicht allein, wenn ich mich frage: Wo stehen wir jetzt? Und wie kann es weitergehen? – Nach einer Diskussion am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie gibt es ja diese Petition dagegen.
Daher meine Frage: Inwieweit werden auch noch andere in das Gesamtkonzept dessen, was hier vermittelt werden soll, und zwar mit den vorhandenen Mitteln, mit eingebunden? – Ich denke mir: Wäre es nicht an der Zeit, ein virtuelles Museum beziehungsweise Haus der Geschichte zu konstruieren? Wäre das nicht ein neuer Ansatz, der auch in die Bundesländer viel weiter ausstrahlen würde, als wenn man auf das ohnehin sehr umfangreiche Angebot an Museen, das gerade dieser Raum bietet, noch dieses quasi draufsetzt?
Meine Frage lautet also: Inwieweit gibt es in diesem Zusammenhang noch Offenheit und Zeit, auch andere Ideen und Entwicklungen unterzubringen? Das heißt: Inwieweit öffnen Sie sich außer in Richtung dieses sehr komplizierten Geflechts aus BIG, Hof-
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