BundesratStenographisches Protokoll842. Sitzung / Seite 15

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Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Der Aus­tausch dieser 120 Expertinnen und Experten vorige Woche hat Folgendes zutage gebracht: Es wird äußerst positiv angenommen, dass Diagnoseinstrumente, die wir vor Jahren schon den Kindergärten in Zusammenarbeit mit dem Charlotte Bühler Institut zur Verfügung gestellt haben, sehr gut angenommen werden, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, wie Kinder die eigenen Leistungen darstellen können und dass die PädagogInnen zusätzlich auch ihre diesbezügliche Expertise einbringen können. Das können Portfolios, Pensenbücher oder Diagnosefragebögen sein, und ich glaube, es wird uns helfen, wenn wir von einer einzigen Schulreifefeststellung abgehen.

Es war vorige Woche auch die einhellige Meinung, dass aufgrund dieser Diagnose­instrumente und aufgrund des Datenaustausches, der dann möglich wird – man wird das weitergeben dürfen –, Kindern der Einstieg sehr viel leichter gemacht wird. Wir können nicht sagen, dass ein Gespräch mit der Schulleitung darüber entscheidet, ob ein Kind sofort in eine Vorschulklasse eingeteilt wird, ob es einen sonder­päda­gogi­schen Förderbedarf hat oder ob es aus Gründen der Sprache eine außerordentliche Schülerin oder ein außerordentlicher Schüler wird.

Wenn wir alle Kräfte bündeln und alle Kinder einsteigen lassen könnten, wie es im Regierungsprogramm auch durch diesen gemeinsamen Bildungsraum vom fünften bis zum siebten beziehungsweise achten Lebensjahr vorgesehen ist, dann wäre meiner Meinung nach der Stress für die Eltern weg und könnten vor allem Kinder ihrer Ent­wicklung entsprechend übertreten.

Das waren bisher die Haupterkenntnisse aus diesen Projekten, dass es nämlich durchaus sinnvoll ist, sich gegenseitig nicht nur bei Schulfesten und Kindergartenfesten zu besuchen und dass ältere gegenüber jüngeren Kindern eine MentorInnentätigkeit übernehmen, sondern dass auch der Austausch von KindergartenpädagogInnen mit GrundschulpädagogInnen sehr gewünscht wird. Man wünscht sich, dass die Expertise, die im Kindergarten angesammelt wurde, nicht plötzlich an einer Schnittstelle endet. Das kann es nämlich nicht sein. Das ist nicht zukunftsorientiert.

Man ist also zu der Erkenntnis gelangt, dass etwas weitergegeben werden kann, was aber kein Stigmatisieren von Kindern ist, wie ja immer befürchtet wurde. Deswegen gibt es ja bis dato keinen Datenaustausch. Man hat jetzt aber erkannt, dass man dadurch viel Positives erfährt, dass man nämlich weiß, auf welchem Stand sich ein Kind befindet und wo man ansetzen muss, was möglichst stressfrei für die Kinder sein kann. Das war eine einhellige Erkenntnis.

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Herr Bundesrat Dörfler.

 


Bundesrat Gerhard Dörfler (FPÖ, Kärnten): Geschätzte Frau Bundesministerin! Schwächen und Defizite aus dem Vorschulbereich ziehen sich ja dann, wie wir wissen, in den Volksschulbereich.

Ich muss meine Frage dazu kurz begründen: Beim aktuellen Wiener Lesetest 2015 wurden 15 279 Kinder getestet. 4 Prozent der Kinder – 553 Kinder – haben trauriger Weise kein Leseverständnis. 12,4 Prozent der Kinder beziehungsweise 1 848 Schüler sind in der schwächsten Lesestufe, davon zwei Drittel mit nicht deutscher Erst- oder Muttersprache.

Dazu möchte ich kurz ausführen: Ich war zwölf Jahre lang Kinderbetreuungsreferent. Wir haben in Kärnten als erstem Bundesland das verpflichtende Vorschulkinder­gar­tenjahr eingeführt, um diese Defizite zu beheben, und ich darf auch festhalten, dass es eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule gibt. Da gibt es wenig Defizite.

 


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