BundesratStenographisches Protokoll842. Sitzung / Seite 31

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Präsidentin Sonja Zwazl: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Herr Bundesrat Dörfler.

 


Bundesrat Gerhard Dörfler (FPÖ, Kärnten): Geschätzte Frau Bundesminister, eine Studie der AK besagt, dass in Österreich im Jahr 660 € pro Schüler für Nachhilfekosten ausgegeben werden – für Schüler der Neuen Mittelschule 620 € – und auch 35 Prozent der Eltern Nachhilfearbeit leisten.

Glauben Sie, dass durch diese zusätzlichen Ressourcen der Bedarf nach Nachhilfe wesentlich gesenkt werden kann? Ich fürchte, dass es ein Zweiklassenbildungssystem gibt – die einen werden sich Nachhilfe leisten können, die anderen vielleicht nicht.

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Frau Minister, bitte.

 


Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Sie haben jetzt nur eine Schulart erwähnt. Diese Frage ist in der Tat sehr wichtig, weil meine Information auch ist, dass besonders viele AHS-Schülerinnen und -Schüler Nachhilfe benötigen. 620 € ist natürlich sehr viel Geld für Eltern. Ich möchte kein Zweiklassen­bildungssystem, deswegen bin ich auch eine Befürworterin einer gemeinsamen Zeit, die Schülerinnen und Schüler miteinander verbringen, vom fünften oder sechsten Lebensjahr bis zum 15. Lebensjahr, und sich dann entscheiden.

Aber ich glaube, der wahre Schlüssel, um Nachhilfekosten zu senken, ist nicht Halb­tags­schule mit Nachmittagsbetreuung, sondern eine verschränkte ganztätige Schule, in der das alles in einer sinnvollen, guten Abwechslung, dem biologischen Rhythmus von Kindern aber auch Erwachsenen entsprechend präsentiert wird, sodass Eltern nicht mehr viel Geld für Nachhilfe ausgeben müssen.

Das bedeutet ein Umdenken, dass wir Kinder nicht in eine Schule geben, in der man den ganzen Tag nur lernen muss, sondern dass während der Schulzeit eine sinnvolle Abwechslung stattfindet – zwischen Sport, Bewegung, Kreativität und Üben, Wieder­holen, Hausübungen machen und auch Nachhilfe bekommen. Das würde ja bedingen, dass diese Lernzeiten am Nachmittag zum Teil von Lehrern und Lehrerinnen und in Zukunft hoffentlich auch von FreizeitpädagogInnen – dafür setze ich mich stark ein – übernommen werden und dieses sinnvolle Abwechseln den Eltern eine große Sorge nimmt, nämlich viel Geld für Nachhilfe ausgeben zu müssen.

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Herr Bundesrat Dönmez.

 


Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Minis­terin! Planen Sie mittelfristig eine indexbasierte Mittelzuwendung an Schulen einzufüh­ren, um statt dem bisherigen Gießkannenprinzip eine zielgerichtete Finanzierung im Schulsystem umzusetzen?

 


Präsidentin Sonja Zwazl: Frau Minister, bitte.

 


Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Wenn es nach mir geht, ja. Es gibt Studien dazu, es gibt wissenschaftliche Expertise dazu, es gibt vorgelebte Beispiele dazu, dass eine indexbasierte Ressourcensteuerung auf­grund verschiedenster Umstände – sozioökonomischer Umstände, geographischer Umstände – sinnvoll wäre, weil dadurch natürlich Standorten, die besonderen Heraus­for­derungen ausgesetzt sind, durch eine andere Ausstattung mehr Möglichkeiten gegeben werden, das aufzuholen und auszugleichen, was Schülern und Schülerinnen, die in diesem Fall unter Bildungsungerechtigkeit zu leiden haben, zugutekäme.

Das wird gerade auch in diesen drei technischen Arbeitsgruppen für die Reformkom­mission Bildung bearbeitet, und ich hoffe, dass wir uns – und der Herr Finanzminister beginnt ja gerade die Finanzausgleichsverhandlungen mit den Ländern – auch auf eine Vorgangsweise einigen könnten, die diese Ressourcensteuerung anders darstellen lässt. Das würde natürlich bedeuten, dass Ballungsräume unter Umständen mehr Mit-


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