BundesratStenographisches Protokoll844. Sitzung / Seite 35

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Untersuchungen mehrerer Länder mit einem ähnlichen Arbeitsmarkt wie Österreich zeigen in der Studie, dass hohe Beschäftigung bei den Älteren für mehr Kaufkraft und mehr Nachfrage sorgt – woraus auch mehr Jobs für Jüngere entstehen.“

Das Gesamtdenken, das die Sozialisten beim Klassenkampf anscheinend haben, ist eines, das wir wirklich brauchen würden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Dönmez.)

10.02


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Mayer. Ich erteile es ihm.

 


10.02.59

Bundesrat Edgar Mayer (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mit einem Zitat aus einer Studie der Agenda Austria zu diesem Thema beginnen, das zum Ausdruck bringt, wie wir mit älteren Kolleginnen und Kollegen oft umgehen: Wir brauchen billige Ältere, die länger arbeiten. – Punkt.

Wertschätzung von älteren Arbeitnehmern habe ich auch schon in anderen Ausprä­gungen gehört, das möchte ich hier ausdrücklich erwähnen. Sicher ist die Seniorität in einigen Branchen ein Problem, aber generell kann man das nicht so sagen. Am stärksten ausgeprägt ist das Senioritätsprinzip im Finanzbereich – also Versicherun­gen, Finanzen, Banken und so weiter –, aber diese Branche stellt insgesamt nur 0,9 Prozent der älteren Arbeitslosen.

Herr Minister Hundstorfer und Kollege Efgani Dönmez haben es schon erwähnt: Das IHS hat seinerseits eine Studie gemacht, bei der über 30 Kollektivverträge untersucht wurden. Die sind zum Ergebnis gekommen, dass das Alter ein wesentliches Merkmal der Arbeitslosigkeit ist – und nicht die Tatsache, dass die von Arbeitslosigkeit Betrof­fenen vorher in Branchen gearbeitet haben, in denen das Senioritätsprinzip gilt.

Altersarbeitslosigkeit ist also nicht primär durch die Abschaffung des Senioritätsprinzips zu senken, weil zum Beispiel in typischen Arbeiterkollektivverträgen kaum altersbe­dingte Lohnerhöhungen enthalten sind. Hier flacht die Gehaltskurve im oberen Bereich deutlich ab. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit höher als bei Angestellten mit einem aus­geprägten Senioritätsprinzip. Besonders hoch ist die Altersarbeitslosigkeit in jenen Branchen, die kein Senioritätsprinzip kennen, zum Beispiel im Baugewerbe, in der Gastronomie oder Hotellerie.

Die IHS-Studie widerlegt also die Ansicht, Ältere seien zu teuer und würden deshalb nicht beschäftigt.

Wir werden auf Dauer auch nicht umhinkönnen, ältere Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsprozess halten zu müssen. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, da wir zu wenig qualifizierte Zuwanderung haben und enorme Probleme im Facharbeiterbereich bekommen werden. Wir können auch nicht mehr länger auf das Know-how dieser Men­schen verzichten, denn obwohl genau diese Menschen manchmal wohl etwas lang­samer im Arbeitsprozess sind, holen sie durch das Know-how, das sie haben, das natürlich alles wieder auf.

Künftig müssen wir – das ist heute auch schon angesprochen worden – Arbeitsbedin­gungen so gestalten, dass Menschen länger arbeiten können und dass sie dabei vor allem auch gesund im Arbeitsprozess bleiben. Wir müssen also Gesundheitsvorsorge, Reha und entsprechende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen forcieren.

 


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