BundesratStenographisches Protokoll844. Sitzung / Seite 46

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auch belehren. Ich freue mich jedenfalls sehr über dieses Gesetz und werde begeistert zustimmen. Danke schön. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

10.36


Vizepräsidentin Inge Posch-Gruska: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bun­des­rat Mag. Zelina. – Bitte.

 


10.36.30

Bundesrat Mag. Gerald Zelina (STRONACH, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Mitglieder des Bundesrates! Die Haupt­ursache unseres instabilen Wirtschaftssystems ist zu viel Fremdkapital und zu wenig Eigenkapital. Unser gesamtes Wirtschaftssystem – vom Staat über die Unternehmen bis hin zu den Banken – krankt daran, dass wir zu viel Fremdkapital und zu wenig Eigenkapital einsetzen. Wir finanzieren uns zu sehr auf Pump, und die Folge sind zu hohe Schulden, die wir dann nicht mehr in den Griff bekommen.

Wir vom Team Stronach unterstützen jede Entscheidung, die den Eigenkapital- und Vermögensaufbau stärkt und Fremdkapital und Schuldenstände reduziert. Öster­reichische Unternehmen finanzieren sich hauptsächlich über Bankkredite und zu wenig über den Kapitalmarkt und über Eigenkapital.

Österreichische Unternehmen sind zu 65 Prozent von Bankkrediten abhängig. US-Unternehmen sind nur zu 11 Prozent über Bankkredite finanziert. 89 Prozent der US-Unternehmensfinanzierung läuft über den Kapitalmarkt. US-Unternehmen finanzieren sich zu 63 Prozent über Börsen-Eigenkapital und zu 26 Prozent über Kapitalmarkt­anleihen.

Wir haben sowohl in Österreich als auch insgesamt in Europa einen unterentwickelten Eigenkapitalmarkt. Klein- und Mittelbetriebe bekommt man in Österreich nicht an die Börse.

Wir brauchen in Österreich eine geringere Abhängigkeit von Bankkrediten und mehr Unternehmensfinanzierungen über Eigenkapital und den Kapitalmarkt. Das beginnt bei Seed Money und Venture Capital für junge innovative Start-up-Unternehmen bis zu Großanleihen und Börsefinanzierungen.

Die optimale und risikoärmste Eigenkapitalfinanzierung ist die Finanzierung aus dem eigenen Cashflow, aus dem eigenen Umsatz abzüglich anfallender Kosten. Gesundes, nachhaltiges Unternehmenswachstum entsteht parallel zur Zunahme von Eigenkapital. Ungesundes, zu schnelles Wachstum über zu hohes Fremdkapital gefährdet bei Kon­junk­turrückgängen und Auftragsausfällen die Existenz von Unternehmen, da die Zinsen auf die Fremdkapitalkredite der Banken aus dem eigenen Cashflow nicht mehr bedient werden können.

Auf Eigenkapital müssen keine Zinsen, sondern Dividenden bezahlt werden. Bei Konjunkturrückgängen fällt die Dividendenzahlung aus, während die Zinsen auf Fremd­kapitalkredite weiterhin an die Banken bezahlt werden müssen. Fällt eine Zinszahlung aus, stellt die Bank den Kredit fällig, und das Unternehmen ist im Konkurs und geht in das Eigentum der Bank über. – Das ist der Unterschied, und deswegen ist eine hohe Eigenkapitalfinanzierung bei Unternehmen so wichtig.

Meine Damen und Herren! Crowdfunding ermöglicht Unternehmen, sich banken­unab­hängiger und eigenkapitalnäher zu finanzieren. Wir unterstützen das sehr. Eines muss aber auch klar gesagt werden: Crowdfunding ist ein Hochrisikoinvestment, das muss allen Crowdfundinginvestoren klar sein. Das kann mit einem totalen Kapital­verlust enden.

 


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