BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 87

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gibt in Österreich ein Wirtschaftsmuseum. Wer dort hingeht, wird sich wundern. Finde ich dort Geldgeschichte, vielleicht vom Gulden zur Krone zum Schilling zum Euro? – Nein! Finde ich dort Industriegeschichte, wie Österreich entstanden ist, die Gründer­zeit? – Nein! Finde ich dort vielleicht die Bankengeschichte, die große Depression, die Weltwirtschaftskrise, Gründerzeiten? – Nein, nein, das finde ich dort alles nicht!

Was finde ich aber dort im Wirtschaftsmuseum – das gehört ja den Sozialpartnern, und ein Teil der Sozialpartner ist bekanntlich auch die Wirtschaftskammer –: Die Ge­schichte des chinesischen Spielzeugs und seine Materialien finde ich dort. Wenn ich mir im Wirtschaftsmuseum den Ölpreis anschaue, dann steht er bei 110  Dollar – far away von der Wirklichkeit. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 4,6 Prozent 2015 – jeder weiß, dass sie bei 6 Prozent liegt und steigend ist; dort ist sie abnehmend. Meiner Meinung nach ist das ein Museum der Gehirnwäsche, das hat mit der Realität nichts zu tun.

Als Wirtschaftsminister sollte man sich einmal darum kümmern, was da angeboten und von uns Unternehmern, Zwangsmitgliedern, finanziert wird. Nein, das wollen wir nicht. Ich würde empfehlen, dieses Museum komplett neu aufzustellen – aber komplett! – oder es einfach zu schließen, das wäre vielleicht der beste Weg. (Bundesrat Mayer: Ein Museum hat mit der aktuellen Situation selten etwas zu tun!) – Hat sehr wohl etwas damit zu tun, und jetzt komme ich zu einem anderen Thema (Zwischenruf des Bundesrates Mayer. – Bundesrätin Zwazl: Nein, aber er muss immer etwas ...!), das in der heutigen Tagesordnung sehr wohl genannt wird, nämlich die Auslagerung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung aus dem Wirtschaftsministerium. Es hat nämlich jetzt einen neuen Platz gefunden.

Man könnte auch sagen, man will sich vielleicht mit dem Haus der Geschichte nicht dafür interessieren, weil Forschung ein anderes Thema ist, also lagert man am besten eine 30-köpfige Professorenschaft einfach aus und lagert sie in die Universität Wien ein – nicht in die Akademie der Wissenschaften, wie es vielleicht angebracht wäre. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.) – Haben Sie nicht, Sie haben das Archäolo­gische Institut dort eingegliedert, aber nicht das Institut für Österreichische Geschichts­forschung, wo es angebracht wäre, weil dort bereits österreichische Geschichtsfor­schung par excellence stattfindet.

Jetzt haben Sie wieder zwei Bereiche geschaffen, wieder unterschiedlich. Wenn Sie sie zusammenlegen wollen, dann bitte in die Akademie der Wissenschaften, oder belassen Sie es lieber im Ministerium, denn dort ist es seit 1857 angesiedelt. Warum lagern Sie es aus? – Vielleicht liegt Ihnen die Geschichte Österreichs nicht so am Herzen, wie man vielleicht annehmen wollte. Das möchte ich zu bedenken geben.

Zusammengefasst am Schluss: Der Tenure Track ist nicht schlecht, das Anmelde­sys­tem gehört verbessert, und Erinnerungsorte – populärwissenschaftliche Erinne­rungs­orte – müssen geschaffen werden. Das ist wichtig für die Identifikation eines Landes, für die Identifikation der Bevölkerung selber. So nicht, und das Wirtschafts­museum, sehr geehrter Herr Minister, schließen Sie am besten! – Danke. (Beifall bei der FPÖ sowie der Bundesräte Schmittner und Zelina. – Zwischenruf des Bundesrates Mayer.)

13.18


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nächster Redner: Herr Bundesrat Saller. – Bitte.

 


13.18.53

Bundesrat Josef Saller (ÖVP, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­desminister und Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Wissenschaft und Forschung dürfen nicht enden wollend sein. Die Anforderungen der heutigen Zeit, die es zu bewältigen gilt, werden immer größer, und das macht natürlich auch vor Wis­senschaft und Forschung nicht halt.

 


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