BundesratStenographisches Protokoll847. Sitzung / Seite 87

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Ich halte die Argumentation, dass man sich dann mit einem Überangebot von Bio-Nah­rungsmitteln auf dem Markt die Preise ruiniert und dass damit sozusagen die Einkom­menssituation der Bauern wieder schlechter wird, schlicht und einfach für zu kurz ge­griffen. Wenn man sich noch dazu vorstellt, welche anderen positiven Effekte in der Umwelt, in der Tierhaltung, im Boden und so weiter wir haben, dann ist das, denke ich, eine viel zu defensive Strategie und ein sehr defensives Argument.

Wir werden also fortfahren, das auch einzufordern, und wir hoffen, dass sich da der Schub wirklich noch um vieles vergrößert und verstärkt. Ich halte selbst die Zahlen von Salzburg mit 50 Prozent für eine Untergrenze, ich glaube also, da ist sehr viel mehr möglich. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das wäre eben zumindest eine Bewahrung un­serer Strukturen, also der bäuerlichen Landwirtschaft, und auch der Böden für eine Zu­kunft, die einmal eine andere werden muss, denn, wie gesagt, den derzeitigen Weg halte ich nach wie vor für eine Sackgasse.

Wir werden aber dem Bericht zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen so­wie bei Bundesräten von ÖVP und SPÖ.)

14.22


Präsident Gottfried Kneifel: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Tiefnig. Ich erteile es ihm.

 


14.23.07

Bundesrat Ferdinand Tiefnig (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vieles kann ich unterstreichen, was Frau Kollegin Reiter gesagt hat. Besonders eines möchte ich auch aufzeigen: Landwirtschaft ist Wirtschaft auf dem Lande! Unsere 166 000 Betriebe sichern zirka 80 000 bis 100 000 Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Darunter sind 2 130 Tierärzte, 12 000 Mitarbeiter in den Lagerhäusern, Beschäftigte in den entspre­chenden landwirtschaftlichen Gerätebetrieben sowie 18 000 Beschäftigte in der Fleisch­industrie und 4 500 Beschäftigte in der Molkereiwirtschaft. Man sieht, die Landwirtschaft ist auch außerlandwirtschaftlich ein Arbeitgeber.

Wir wissen, dass die Landwirtschaft mit ihren Investitionen einer der größten Inves­toren in Österreich ist. Wenn unsere Großfirmen, die Voest oder andere Firmen, Inves­titionen tätigen, dann steht das groß in den Medien. Dass die Landwirtschaft jährlich 400 bis 500 Millionen € investiert, steht nirgendwo. Auch das sind Investitionen, die Ar­beitsplätze im ländlichen Raum schaffen.

Es ist uns in der Landwirtschaft sicherlich bewusst, dass wir daran interessiert sind, ent­sprechende qualitativ hochwertige Produkte zu erzeugen. Das Thema Bio – das haben Sie ja gerade gesagt – ist ein Thema, das sich in den letzten Jahren auch einkom­menswirksam sehr positiv entwickelt hat. Aber wir wissen bei diesem Thema auch: Überall ist es nicht möglich, Bioproduktion zu betreiben.

Das gilt besonders im Getreidebau, wo dies manchmal überhaupt nicht möglich ist. Da muss man die Pflanzen genauso schützen, wie Sie, wenn Sie Kinder haben, diese schützen müssen. Kinder werden krank, man muss zum Arzt gehen, und sie brauchen eine Behandlung. Auch Getreide braucht dementsprechend eine Behandlung, wenn es an Krankheiten leidet. Das können Pilzkrankheiten sein. Somit muss man schauen, dass auch wieder ein gesundes Mehl für die Brotproduktion zur Verfügung steht. Es geht auch um gesunde Futtermittel für unsere Tiere.

Ein weiterer Punkt, der immer mehr im Fokus der Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch der Landwirtschaft steht, ist die Versorgungssicherheit. Wir haben die Ver­sorgungssicherheit nur noch im Rind- und Schweinefleischbereich und teilweise im Milchbereich. Aber nicht einmal mehr im Käsebereich sind wir Eigenversorger in Öster­reich. Das wird sicherlich eine Herausforderung sein.

 


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